Alles im grünen Bereich: Wittlichs Wald wächst

Wittlich · Den Wechsel der Jahreszeiten können die Wittlicher am Laubwald ringsum erleben. Diese grüne Lunge ist nicht naturgegeben, sondern ein Wirtschaftsbetrieb, den Stadtförster Marion Sprünker leitet. Der Gesamtwert wird auf 9,66 Millionen Euro geschätzt.

Alles im grünen Bereich: Wittlichs Wald wächst
Foto: Klaus Kimmling

Drei zu eins: Das ist das Verhältnis von Laub- zu Nadelwald in Wittlich. Deshalb ist der Herbst so farbenfroh, liegen die Böden voller Bucheckern, fallen tatsächlich Blätter und bleiben nicht nur immergrüne Nadeln stehen. Die Welt der Bäume ist beliebt. Selbstverständlich ist sie Ziel für den Familienausflug, Pilzsuche, Wandertag, für die Fahrradfahrer, Jogger und Walker. Kurzum: Nicht nur Forstwirte und Jäger haben hier ihren Arbeitsplatz oder ihr Revier. Ohne deren Einsatz allerdings wäre der Wald nicht das, was die Allgemeinheit an ihm schätzt: Naherholungszone, Holzlieferant, Spielplatz für Kinder und nicht zuletzt Zuhause der Tiere.

Und von ihnen gibt es rund um Wittlich ganz besondere. Bevor Stadtförster Mario Sprünker dem Stadtrat den Wald als Wirtschaftsbetrieb vorstellt, zeigt er auf der Leinwand statt Zahlenkolonnen ein Foto: Ein Tier lugt zwischen Gras hervor, schaut alle an. Was ist das? Der heutige Mensch erkennt nicht mehr selbstverständlich, was er da sieht. Es ist eine Wildkatze. Dem linken Ohr fehlt die Spitze, trotzdem ein Prachtexemplar. Immerhin gilt der Lebensraum dieses Tieres als bedroht. In Wittlich scheint es sich noch wohl zu fühlen. Genauso wie Uhu, Schwarzstorch, Wanderfalke, die ebenfalls gesichtet wurden trotz intensiver wirtschaftlicher Nutzung des Tals.

Diese Leittierarten zeigen, dass der Wald auch in ihrem Sinne genutzt wird. Unter anderem wird weniger Holz geschlagen als nachwächst. Rund 4300 Festmeter werden "geerntet", davon 1550 als Energieholz für rund 300 Kleinkunden, die damit heizen. Rund 7400 Festmeter wachsen nach. Der Gesamtvorrat beträgt aktuell 258000 Festmeter. Dessen Wert plus den von Grund und Boden inklusive Infrastruktur wie Wege ergibt 9,66 Millionen Euro Gesamtvermögenswert. Dieses Kapital muss gepflegt werden. Es wird nachgepflanzt, Bäumchen werden freigestellt, große Exemplare entastet, Wege etwa nach den heftigen Regenfällen von bis zu 120 Liter/ Quadratmeter im Frühjahr erneuert. Hinzu kommt die Umweltbildung für 800 Menschen im Jahr. Dafür gibt es künftig einen neuen Ort: Das Ex-Malteserhaus im Grünewald. Es soll als "Waldhaus" zum Natur- und Umweltbildungszentrum werden. Vielleicht wird dort einmal das Wildkatzenfoto von Martin Becker gezeigt?

Ein weiteres Foto des Forstwirtschaftsmeister sieht der Stadtrat. Es zeigt einen brütenden Wanderfalken. Mario Sprünker: "Dieser Wanderfalke ist einem Uhu zum Opfer gefallen. Aber das ist ein relativ natürlicher Vorgang." Woher er das wisse? "Na. Jetzt brütet eben der Uhu da. Da wird der Uhu den Wohnungskonflikt so beseitigt haben." Dann gibt's noch den Schnappschuss vom Damhirsch auf dem Friedhof Burgstraße zu sehen. Das war ein Fall für das Team vom Forstrevier. Der Hirsch hat's überlebt.

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