Kommunales „Alles, was der Bürger begehrt“

Thalfang · Trotz Schulden und Ärger mit der Kommunalreform: In der Verbandsgemeinde Thalfang gibt es viele Projekte.

In der Verbandsgemeinde Thalfang gibt es viele Spezialitäten. Foto: Hans-Peter Linz

In der Verbandsgemeinde Thalfang gibt es viele Spezialitäten. Foto: Hans-Peter Linz

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Wenig Bewegung in der Kommunalreform, langes Warten auf die Bürgermeisterwahl, hohe Schulden: Die politisch Verantwortlichen der Verbandsgemeinde Thalfang haben es nicht leicht, denn es ist immer noch nicht klar, wann die Gemeinde einer größeren Gebietskörperschaft angeschlossen wird. Außerdem drückt eine hohe Verschuldung, unter anderem, weil die Verbandsgemeinde die Realschule plus auf eigene Kosten sanieren musste. Da wegen besagter Kommunalreform noch nicht klar ist, zu welchem Kreis sie in Zukunft gehört, hatte damals der Landkreis eine Beteiligung abgelehnt. Dieser hohe Schuldenstand macht mögliche Fusionsverhandlungen etwa mit der Einheitsgemeinde Morbach oder der Verbandsgemeinde Hermeskeil, denen sich manche Dörfer anschließen wollen, nicht gerade leicht.

„Ja, wir sind verschuldet, aber wir haben eine tolle Infrastruktur. Wir haben alles, was der Bürger begehrt und sind eine lebendige Gemeinde,“ sagt die Erste Beigeordnete Vera Höfner, die die unbesetzte Stelle des Bürgermeisters vorerst übernimmt. Denn den Schulden stehen schlussendlich auch Werte in Form von Gebäuden oder technischer Ausrüstung gegenüber.

Höfner weist auf einer Rundreise durch die Verbandsgemeinde auf einige Beispiele dafür hin.

Erholungs- und Gesundheitszentrum: „Hier lernen unsere Kinder ebenso wie die Kinder aus Morbach und der Nachbarschaft schwimmen“, unterstreicht Höfner die Bedeutung des einzigen Hallenbads mit Sauna in der weiteren Umgebung. Vor allem die Sauna und ein Physiotherapeut würden gut angenommen. Allerdings suche man immer noch nach einem neuen Pächter für das Bistro. Das EGZ verursache zwar Kosten, denen aber auch ein hoher Gegenwert gegenüberstehe.

Bildung: Die Sanierung der Realschule plus sei ein finanzieller Kraftakt gewesen, der aber notwendig war. „Es wäre das Letzte gewesen an der Stelle zu sparen. Das war damals ganz klar eine politische Entscheidung. Da haben wir eine große finanzielle Belastung zu tragen,“ sagt Höfner. Eine weiterführende Schule sei ein sehr wichtiger Standortfaktor, der für die Perspektive einer Gemeinde bedeutend sei. Auch die Grundschulen von Malborn bis Heidenburg habe man halten können. Vor über zwei Jahren hatte das Land Rheinland-Pfalz überprüft, welche Grundschulen möglicherweise geschlossen werden könnten (der TV berichtete mehrfach). Die steigenden Schülerzahlen hängen, so Höfner, auch mit der großen Nachfrage in den Neubaugebieten zusammen.

Klimaschutz: Thalfang und Malborn-Thiergarten zählen zu den „Smart Villages“, das sind Ortsgemeinden, die an einem umfangreichen Programm zur Verbesserung der Energetik teilnehmen. Dabei geht es um Wärmedämmung, Photovoltaikanlagen, stromsparende Wärmepumpen und weitere Maßnahmen. Außerdem kann in Thalfang die sogenannte Prozesswärme der Hochwald Foods weiter genutzt werden, unter anderem für das Gesundheits- und Erholungszentrum. „Wir haben in der gesamten Verbandsgemeinde auch die Windenergie geordnet ausgebaut. Außerdem haben wir erst kürzlich eine Auszeichnung der Landesregierung erhalten,“ weiß Höfner zu berichten. Die Verbandsgemeinde hatte als einzige aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich von Umweltministerin Ulrike Höfken die Auszeichnung für das Interkommunale Netzwerk Energie erhalten. Durch kommunales Energiemanagement lasse sich bis zu 15 Prozent Energie einsparen, so die Umweltministerin.

Auch in Sachen Windkraft ist die Verbandsgemeinde unterwegs. Bei der Ausweisung von Windparkanlagen sei im Flächennutzungsplan immer auf eine sinnvolle Zusammenlegung geachtet worden, um solche Gebiete möglichst effektiv zu nutzen.

Tourismus: Neben den vielen Wanderwegen, den Traumschleifen, setze Thalfang auch auf den immer stärker boomenden Hundetourismus. Bereits zum zweiten Mal gab es in diesem Jahr einen Hunde-Menschen-Crosslauf der Initiative „Camp Canis“. Eine kürzlich gebaute Hunde-Agility-Anlage sei ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Verbandsgemeinde.

Von großer Bedeutung sei natürlich der Erbeskopf mit seinen touristischen Einrichtungen. „Der Erbeskopf als Nationalparktor ist ein großes Plus für uns. Wir bieten dort Bildung an, auch für die Friday-for-Future-Generation, denn es ist schon ein Wertewandel in der Gesellschaft zu sehen. Man muss den Erbeskopf als Gesamtes sehen, nicht nur als Wintersportgebiet. Das ist entscheidend,“ findet die Erste Beigeordnete. Der höchste Berg von Rheinland-Pfalz liege nun einmal auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Thalfang und bringe auch immer wieder Herausforderungen hervor, denen sich andere Kommunen nicht stellen müssen. Aus Höfners Sicht sei es besonders wichtig, den Erbeskopf so zu entwickeln, dass er das ganze Jahr über Angebote schafft, die über die Region hinaus strahlen und Besucher in den Hunsrück locken.

In Breit ist die Kapelle im Besitz der Ortsgemeinde.

In Breit ist die Kapelle im Besitz der Ortsgemeinde.

Foto: TV/Hans-Peter Linz
 Mit der Gemeindekelter in Gielert können Bürger Viez selbst erzeugen.

Mit der Gemeindekelter in Gielert können Bürger Viez selbst erzeugen.

Foto: TV/Hans-Peter Linz
Am Dorfplatz in Gielert wurde eine E-Bike-Tankstelle eingerichtet. Sie soll die hügelige Landschaft auch für Fahrradtouristen attraktiv machen.

Am Dorfplatz in Gielert wurde eine E-Bike-Tankstelle eingerichtet. Sie soll die hügelige Landschaft auch für Fahrradtouristen attraktiv machen.

Foto: TV/Hans-Peter Linz
Bis zur Neuwahl der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters leitet Vera Höfner als Erste Beigeordnete das Rathaus.

Bis zur Neuwahl der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters leitet Vera Höfner als Erste Beigeordnete das Rathaus.

Foto: TV/Hans-Peter Linz
 Die Kita in Berglicht ist mit Gemeindemitteln finanziert.

Die Kita in Berglicht ist mit Gemeindemitteln finanziert.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Initiativen in den Dörfern: Während in manchen Städten die Bistümer die Kirchen verkaufen, weil sie sie nicht mehr halten können, ging die Gemeinde Breit einen anderen Weg. „Die Bürger von Breit wollten ihre Kapelle nicht aufgeben, haben  sie übernommen und unterhalten sie selbst,“ erzählt Höfner. In Gielert habe man neben einer E-Bike-Tankstelle eine Gemeinde-Viezkelter eingerichtet, die die Gielerter Bürger nutzen können. In Berglicht habe man eine neue Kita gebaut. Insgesamt seien die Menschen in den Dörfern gut vernetzt und vieles würde in Eigeninitiative geleistet. Derzeit würden sich die Bürger von Breit, auf eine 800-Jahr-Feier im nächsten Jahr vorbereiten. Wahrzeichen des Ortes ist eine kugelförmig gewachsene über 200 Jahre alte Eiche, die von weitem zu sehen ist. „Wir haben insgesamt ein gutes Dorf- und Vereinsleben,“ stellt Höfner fest.

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