Kolumne Alleskönner auf dem Vormarsch

Ich hätte mir im Alter von 18 Jahren niemals träumen lassen, Winzer zu werden, obwohl ich in einem Weingut groß geworden bin. Im reiferen Alter habe ich mich dann aber öfter als Winzer gesehen. Eine gewisse Freiheit zu genießen, niemanden im Hintergrund zu haben, außer der Ehefrau vielleicht, der Druck aufbaut.

Kolumne: Alleskönner auf dem Vormarsch
Foto: TV/Schramm, Johannes

Dieser Gedanke kam aber, ich gebe es zu, erst auf, als es an der Mosel wieder aufwärts ging. Das war, so hat es mir Matthias Porten vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum berichtet, etwa im Jahr 2002.

Da begann nach Jahren der Depression die Zeit vieler junger Leute, die in die Betriebe ihrer Eltern einstiegen. Porten und sein Chef, Hubert Friedrich, berichteten beim Moselweinbautag in Bernkastel-Kues von gut gefüllten Klassen, in denen den Nachwuchswinzern ein Teil des nötigen Wissens vermittelt wird.

Mittlerweile ist in Zusammenarbeit mit dem Weinbauministerium und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion offenbar auch erreicht worden, dass ausscheidende Lehrer ersetzt werden. Es wäre fatal, wenn an dieser wichtigen Stelle gespart würde.

Beim Weinbautag ist mir wieder schlagartig klar geworden, was der Winzer mittlerweile alles können und alles sein muss: Winzer, Vermarkter, Werbe- und Pflanzenschutzexperte, Betriebswirt, Naturschützer, Landschaftspfleger und Kulturbotschafter. Der Begriff Helden der Steillagen hat für mich dadurch wieder weiter an Wert gewonnen.

Mit einigen dieser Tätigkeiten könnte ich mich auch anfreunden. Wenn ich aber sehe, welche Verordnungen die Winzer befolgen müssen, sage ich mir: Ich glaube, dieser Beruf wäre doch nichts für mich.

Ich würde mich zu viel über die Bürokratie aufregen und das Schöne am Beruf nicht sehen. Ich halte mich dann doch lieber an das Produkt dieser Alleskönner.

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