Alltäglicher Glaube

An diesem Wochenende wird in der katholischen Kirche ein Text aus dem Johannes-Evangelium vorgelesen, der wie gemacht ist für die Reihe "Glaube im Alltag". Die beiden Jünger, die Jesus nachfolgen, erwidern auf seine Frage, was sie denn wollen: Meister, wo wohnst du?

Werden wir das gefragt, antworten wir wahrscheinlich: in Sehlem, Manderscheid, Wittlich oder wo auch immer. Jesus gibt eine eher ungewöhnliche Antwort: Kommt und seht! Damit lädt er die ersten Jünger ein, seine alltägliche Umgebung kennen zu lernen und mitzuerleben, wie der normale Alltag bei ihm aussieht. Einladen heißt auf Latein "invitare", ganz wörtlich übersetzt: ins Leben hineinlassen. Einladen meint also, jemandem Anteil geben am persönlichen Leben. Jesus will, dass seine Nachfolger einen Einblick erhalten in sein Leben mit seinen Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Was bedeutet das für mich als Christ? Es könnte heißen: Menschen, die sich am christlichen Glauben orientieren wollen, Anteil zu geben am eigenen Leben. Kann man spüren, dass ich wertschätzend und respektvoll mit anderen umgehe? Erlebt man, dass ich selber geborgen und getragen bin von Gottes Wohlwollen? Wird mein Glaube konkret im Verzeihen, im Teilen, im Partei ergreifen für diejenigen, die ausgegrenzt werden? Jesus ist es wichtig, dass seine Freundinnen und Freunde seinen Alltag miterleben. So hofft er, sie für sich zu gewinnen. Wie gewinnen wir heute jemanden für den christlichen Glauben, für Jesus? Eine Bibel in die Hand drücken, auf den Katechismus verweisen oder Gebete auswendig lernen lassen? Cyrill von Alexandrien (381-444) macht einen nachdenkenswerten Vorschlag: Ich lasse ihn in meinem Haus wohnen. Cyrill hat Jesus verstanden. Wir sollten auch probieren, den Glauben alltäglich zu leben. Gregor Lauterbach Pastoralreferent im Dekanat Wittlich

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