Als der Postmann mit dem Schlitten unterwegs war

Im 19. Jahrhundert wurden Schlitten bei großem Schneefall zum Personentransport eingesetzt. In Hasborn war ein Postschlitten stationiert. Es war eine von zwei Pferden gezogene Kutsche, die statt auf Rädern mit Kufen fuhr.

 Über solche schneebedeckten Straßen wie hier in Hasborn Ende Dezember 2010, führte 1847 der Weg des Post-Personenschlittens. TV-Foto: Erich Gerten

Über solche schneebedeckten Straßen wie hier in Hasborn Ende Dezember 2010, führte 1847 der Weg des Post-Personenschlittens. TV-Foto: Erich Gerten

Hasborn/Eisenschmitt. Hoch türmten sich die Schneemassen: Von Dezember 1886 bis März 1887 wurde die Post mit Schlitten gefahren", schrieb ein Postillion aus dem Ahrtal in seinen Erinnerungen.

Die Post setzte sogar Schlitten zum Personentransport ein, wie aus Aufzeichnungen des ehemaligen Postamtes Wittlich hervorgeht. Einer dieser Postschlitten war von 1847 bis 1854 in Hasborn stationiert. Der Aufbau des Gefährts war ähnlich einer Postkutsche mit einem Abteil für sechs Passagiere, aber statt der vier Wagenräder gab es zwei Kufen. Gezogen wurde der Schlitten von zwei Pferden. Er war für die Route Trier-Koblenz vorgesehen und wurde in Hasborn untergebracht, "damit im Bedarfsfalle der Schlitten schnell herangeschafft" werden konnte. Weil es in Hasborn damals keine Poststation gab - die Pferde wurden in Wittlich und dann erst wieder in Lutzerath gewechselt - schloss die Post mit dem Gastwirt Warbach einen Vertrag: "Der Warbach verpflichtet sich, zur Unterstellung des Königlichen Postschlittens seine Scheune zu Hasborn herzugeben und zugleich auch die gehörige Aufsicht zu führen, dass derselbe dort nicht beschädigt werde. Für diese Benutzung erhält der Warbach einen Thaler monatlich." Zweimal täglich sahen die Hasborner bei schneebedeckten Straßen den Postschlitten mit Passagieren durch den Ort fahren, außerdem fuhr er zweimal nachts. Vormittags gegen 10 Uhr kam die Kutsche von Wittlich den Grünewald hoch, lief weiter über Oberscheidweiler nach Lutzerath. Gegen 16 Uhr kam der Schlitten aus der Gegenrichtung in Hasborn an und nahm bei Bedarf Passagiere auf. Es gab für die Strecke Trier-Koblenz mindestens drei Schlitten, zwei davon in Wittlich stationiert. Sieben Jahre blieb der dritte Schlitten in Hasborn. Aber im Dezember 1854 entschied die Oberpostdirektion Trier, auch den Hasborner Schlitten in Wittlich beim Wirth Mehs unterzustellen und ordnete an, das "mit dem Warbach zu Hasborn getroffene Abkommen wegen Unterstellung eines Schlittens zu kündigen". Damit waren die Tage des Hasborner Postschlittens gezählt. Dennoch bekamen die Hasborner den Personenschlitten weiterhin auf der Durchfahrt zu sehen. Eine Fahrt mit dem Postschlitten darf nicht als romantisches Erlebnis verstanden werden. Wilhelm Lorgheim aus Eisenschmitt erlebte 1895 eine solche von der Bahnstation Kyllburg über Oberkail und Schwarzenborn zum zehn Kilometer entfernten Eisenschmitt, wie der Schulchronik Eisenschmitt zu entnehmen ist. Lorgheim kam mit dem Zug aus Bonn: "In Kyllburg erreichte ich den geschlossenen Kaiserlichen Postschlitten nach Eisenschmitt-Manderscheid. Ich war der einzige Passagier, es war eine bitterkalte Nacht, die Fahrt dauerte fast zwei Stunden, und halb erfroren kam ich in Eisenschmitt an."

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