Als die Häuser in Schutt und Asche lagen

Esch · Wolfgang Friedrich von Koppenstein, Domherr zu Trier, hat 1653 in Esch einen Garten angelegt und ein kunstvolles Kreuz davor aufgestellt, auf dem die Vorbeigehenden lesen konnten: "Wolfgang Friedrich von Koppenstein dies Kreuz und Garten bauet. Zum Paradies führts Kreuz hinein, wer recht glaubt, liebt und (ver)trauet."

 Das Koppensteinkreuz steht am Dorfeingang von Esch. Foto: privat

Das Koppensteinkreuz steht am Dorfeingang von Esch. Foto: privat

Esch. Vermutlich war es ein schöner Garten voller Blüten und Früchte, der ihm half, zu vergessen, was der Dreißigjährige Krieg an Zerstörung und Leid über das Land gebracht hatte. Der lange Krieg war seit 1648 zu Ende; doch der Bischofssitz Trier litt noch unter den politischen Unstimmigkeiten zwischen dem Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern (1623-1652) und dem hohen Domkapitel, das überwiegend aus reichsfreien Adligen bestand. Das Domkapitel hatte den Erzbischof des Landesverrats bezichtigt - von Sötern liebäugelte mit dem Gedanken, seine Stimme als Kurfürst fremden Herrschern zu geben. Als der Kurfürst sie aber als "ruchlose, treulose Menschen und abgeschnittene Glieder des Domkapitels" verfolgte, zogen sie es vor, nach Köln zu fliehen; nur Wolf Friedrich von Koppenstein blieb zurück.
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Gegen alle bisherigen Regeln ernannte der Erzbischof von Sötern einen neuen Weihbischof nur im Beisein seines Hofkaplans und des Domherrn von Koppenstein. Doch 1649 beschloss auch Koppenstein, Trier zu verlassen - "voller Scham über das Treiben seines Landesherrn" folgte er seinen Kollegen nach Köln.
Die Trierer Streitigkeiten fanden ihr Ende am 23. August 1650, nachdem von der Reichsdeputation zu Nürnberg eine Kommission zur Schlichtung eingesetzt worden war. Zwei Jahre darauf starb Christoph von Sötern. Der Dreißigjährige Krieg hatte eine zerstörte Stadt hinterlassen, und der neue Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen (1652-1674) sah seine erste und dringlichste Aufgabe darin, sie wieder bewohnbar zu machen.
Auch die Häuser der Domherren lagen in Schutt und Asche, und dies muss wohl der Grund gewesen sein, warum Koppenstein vorübergehend auf der kurfürstlichen Burg zu Esch (oder was noch davon verblieben war) gewohnt hat.
Wolf Friedrich von Koppenstein war 1613 als Domizellar in die Stiftsschule am Dom aufgenommen worden; 1627 wurde er Domkapitular und zehn Jahre später Domkantor. Später tritt er als Archidiakon (Weihbischof) von Longuignon in Lothringen auf. Das Escher Koppensteinkreuz wird bekrönt von der Kreuzesdarstellung Christi - zu Haupt das INRI-Zeichen, zu Füßen ein Totenkopf. Darunter das Wappen der Familie von Koppenstein, ein Schachbrett mit einem Raben in der rechten oberen Hälfte. Links und rechts des Wappens sind die Figuren der Namenspatrone des Stifters: Wolfgang und Friedrich. Unter dem Wappen steht in einer Kartusche der Widmungstext - in lateinischer Sprache mit mehreren Kürzeln, weshalb er hier ins Deutsche übertragen wiedergegeben wird: "Das Kreuz zur Ehre Christi möge Segen bringen diesen Feldfrüchten und dem Stifter, wenn auch ihn (einst) der Tod trifft." Zu Esch und Sehlem hatte Wolf Friedrich von Koppenstein verwandtschaftliche Beziehungen über Brigitte von Koppenstein, die Ehefrau des Albrecht von Esch (1559 -1574). Sie lebte noch 1581. Auf deren Renaissance-Monument in der Pfarrkirche zu Sehlem befindet sich auch das Wappen mit Schachbrett und Raben. Das kunstvolle Kreuz, das Wolf Friedrich von Koppenstein 1653 vor seinem Garten auf der Escher Flur (salmaufwärts Richtung Mühle) erstellt hatte, wurde in den 1970er Jahren von dort zum Dorfeingang versetzt, um es vor dem Verfall zu retten.

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