Als die Scheiterhaufen loderten - Ausstellung im Archäologiepark Belginum über Frauen-Schicksale im 17. Jahrhundert
Wederath/Trier · Die Reihe "Frauengeschichte der Hunsrück-Region", die von der Europäischen Union gefördert wurde, wird mit einer Ausstellung über Hexereiverfahren abgeschlossen. Die Trierer Historikerin Rita Voltmer präsentiert ab 17. April ihre Forschungsergebnisse in einer Ausstellung im Archäologiepark Belginum.
Wederath/Trier. Katharina Hanen aus Breit erlitt vor 428 Jahren ein furchtbares Schicksal. Sie wurde als Hexe öffentlich verbrannt. Im April 1588 hatte der Hexenausschuss der Dörfer Büdlich, Breit, Schönberg, Naurath und Neunkirchen beim Amtmann Johann von Piesport in Trier eine Hexereianklage gegen Hanen eingereicht.
Zwei Frauen und vier Männer aus dem Dorf haben gegen sie ausgesagt und sie der Hexerei bezichtigt. Sie wurde gefangengenommen und nach Fell gebracht. Dort war bereits ihre Tochter Elisabeth zuvor wegen Hexerei inhaftiert worden. Diese bezeichnete ihre Mutter gar als Anführerin einer Hexerrotte. Und damit geht der Leidensweg von Katharina Hanen weiter. In Trier, in der Abtei Maximin im Norden der Stadt, muss sie schließlich die Tortur erleiden.
Bei der Folter gesteht sie ein, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Am 7. Mai 1588 wird sie gemeinsam mit ihrer Tochter auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ihr Schwiegersohn und ihre Enkelin erleiden in den folgenden Jahren dasselbe Schicksal. Eine ganze Familie ist damit ausgelöscht.
Dies ist nur eines von vielen Frauen-Schicksalen, die die Trierer Historikerin Rita Voltmer minutiös aufgezeichnet hat. Es ist Teil der Ausstellung "Hexentod. Hexereiverfahren im Hunsrücker Raum im 16. und 17. Jahrhundert", die am 17. April im Archäologiepark Belginum eröffnet wird.
"Zu Opfern wurden sicher nicht nur rothaarige Frauen oder Männer - die Haarfarbe spielte überhaupt keine Rolle und man kann auch nicht von einem Hexenwahn im Sinne einer pathologischen Verwirrung sprechen", sagt Voltmer im Gespräch mit dem TV. Vielmehr seien es viele Faktoren, die zu Hexenverfolgungen in der frühen Neuzeit geführt hätten. Es gehe in der Ausstellung nicht darum, Mystisches oder Okkultes in den Vordergrund zu rücken, was gerne von populärer Seite damit verknüpft werde, sondern den Hexenprozess, der zum Tod von mindestens 60 000 Menschen in Europa geführt hat.
In einem Teil der Ausstellung werden stellvertretend für die Opfer die Schicksale von zehn Frauen und Männern aus dem Hunsrück nachgezeichnet, die als Hexen hingerichtet worden sind. "Oft wurden die Opfer von ihren Nachbarn bezichtigt oder in Hexenprozessen denunziert.
Diese Beschuldigungen und das durch die Folter erzwungene Geständnis führten dann zu einer Verurteilung." Voltmer betont, dass es nicht nur eine Ursache für Hexenverfolgungen gab. "Hexen galten zum Beispiel als Rebellen gegen die gottgegebene Ordnung, als widersetzlich, aufsässig, neidisch und missgünstig. Daran glaubten viele Menschen."
Den Gerichtsherren sei es auch darum gegangen, mit Hexenprozessen zu beweisen, nicht nur der Herr im eigenen Territorium zu sein, sondern es auch vor den vernichtenden Schadenzauber der Hexen zu schützen, also für Ruhe und Frieden zu sorgen.
Man habe grundsätzlich Hinrichtungsplätze gerne an den Grenzen aufgebaut, um sich den eigenen Untertanen und den benachbarten Herren als ordnende Obrigkeit zu zeigen.
Rosemarie Cordie, Leiterin des Archäologieparks Belginum, pflichtet bei und bringt Beispiele: "Im Gräberfeld am Vicus Belginum haben wir Überreste von drei Galgen gefunden. Sie gehörten zum Hochgericht Bernkastel und waren bewusst auf Hügeln errichtet, damit sie von der Straße aus sichtbar waren". Der Galgen galt in der frühen Neuzeit als Herrschaftszeichen erklärt Voltmer. Was die Hexenverfolgungen angeht, sei der Hunsrück aber kein geschlossener Verfolgungsraum gewesen. "Es gibt hier eine herrschaftliche Gemengelage mit protestantischen und katholischen Bereichen. Die dünne Besiedlung und die naturräumliche Lage behinderten die Weitergabe von Verfolgungswissen. Das ist anders als im Eifelraum, wo die Hexenverfolgungen viel stärker zusammenhängen."
Die Ausstellung wird im Rahmen des Leader-Projektes "Frauengeschichte der Hunsrück-Region" von der Europäischen Union gefördert.
Zu dem Projekt zählen weitere drei Ausstellungen. Im Jahr 2010/11 präsentierte der Archäologiepark Belginum eine Ausstellung mit Kleidung als Ausdruck der gesellschaftlichen Stellung von Keltinnen und Römerinnen des Hunsrück-Raumes, im Hunsrück-Museum in Simmern ging es 2012 um die Schicksale der Herzoginnen von Pfalz-Simmern. Im selben Jahr machte eine Ausstellung im Kulturhistorischen Museum in Neuerkirch die Kulturleistungen der Frauen in der Landwirtschaft zum Thema. Die Ausstellung "Hexentod" schließt die Reihe ab.Termine im Archäologiepark:
17. April, 11 Uhr: Eröffnung der Sonderausstellung "Hexentod - Hexereiverfahren im Hunsrücker Raum".
22. Mai: Internationaler Museumstag, 11 Uhr Führung durch die Ausstellung, 14 Uhr: Musik mit dem Shamrock-Duo, ganztägig freier Eintritt.
26. Mai: Neuzeitliches Symposium "Essen, Trinken, gute Gespräche", 17 Uhr.
15. bis 19. August: Ferienfreizeit, täglich von 9 bis 16 Uhr.
11. September: Tag des offenen Denkmals und "Krombierebrotschesdaach" des Fördervereins Wederath.
13. Oktober: 18 bis 21 Uhr: "Nachts im Museum", Krimilesung und Führung für Kinder.
1. Mai, 5. Juni, 3. Juli, 7. August, 4. September, 2. Oktober, 6. November: Offene Führungen, jeweils 11 Uhr. Adresse: Archäologiepark Belginum, Keltenstraße 2, Morbach, Telefon: 06533 957630, Öffnungszeiten: 22. März bis 6. November, 10 bis 17 Uhr, Montags außer Feiertag geschlossen. hplExtra: Kindernachricht

Dr. Rita Voltmer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Trier am Lehrstuhl Geschichtliche Landeskunde. 2003 bis 2008 hat sie mit Professor Franz Irsigler das von der Stiftung Stadt Wittlich geförderte Projekt "Herrschaft, Gericht, Alltag, Hexenverfolgung und Kriminaljustiz im Wittlicher Land" geleitet.
Foto: privatDie Verfolgung von Hexen hat nichts mit Magie oder Zauberei zu tun. Vor etwa 500 Jahren ging es den Fürsten vielmehr darum, ihren Untertanen ihre Macht zu demonstrieren. So konnten sie die Menschen einschüchtern, damit diese die Gesetze befolgten und die Steuern bezahlten. Häufig wurden den Angeklagten solange Schmerzen zugefügt, bis sie Dinge gestanden, die sie gar nicht getan hatten. Das waren oft rein erfundene Taten, bei denen es oft um Hexerei und Spuk ging. So wurde oft behauptet, dass sogenannte Hexen an Krankheiten schuld sind. hpl