Als in der Kama gerockt wurde

Idar-Oberstein · Das Kama-Festival im Kammerwoog, dem Erholungsgebiet bei Idar-Oberstein, hatte Kult-Status in der Region. Doch dann wurde der Aufwand für das kleine Organisatoren-Team zu groß.

 Festival-Feeling bei der Kama im Jahr 2000: Die Veranstaltung auf der Wiese gegenüber des Kammerwoog-Freibades genoss aufgrund der heimeligen, fast schon familiären Atmosphäre Kultstatus und war schließlich bundesweit bekannt. Foto: Hosser (Archiv)

Festival-Feeling bei der Kama im Jahr 2000: Die Veranstaltung auf der Wiese gegenüber des Kammerwoog-Freibades genoss aufgrund der heimeligen, fast schon familiären Atmosphäre Kultstatus und war schließlich bundesweit bekannt. Foto: Hosser (Archiv)

Idar-Oberstein. Rockmusik in den 1980er Jahren war eine zwiespältige Angelegenheit. Der Kommerz hatte sich auch in dieser Szene ziemlich breitgemacht. Die Zeit der "Umsonst und Draußen"-Festivals war vorbei. Das galt auch für den Kreis Birkenfeld nach dem Aus für das legendäre Krahloch-Festival in Sensweiler.
Warum nicht ein solches Festival in der Schmuckstadt veranstalten, wo neben den wenigen verbliebenen einheimischen Bands auch sogenannte Indie-Gruppen auftreten konnten. Das waren Bands, die bei keiner großen Plattenfirma unter Vertrag standen.
So kam es im Haus der Jugend (HdJ) in der Vollmersbachstraße zu Beginn des Jahres 1991 zu einer Zusammenkunft von gut 30 Leuten, die sich Gedanken darüber machten, ob man nicht in Idar-Oberstein ebenfalls an Pfingsten ein Open-Air-Festival veranstalten sollte, bei dem der Eintritt bezahlbar ist.
Rock vor den Stadttoren


Auch ein Gelände dafür war schnell gefunden. Im Kammerwoog würde die Lautstärke nicht all zu viele Anwohner stören. Und der Name? Einfach "Kama", wie die Idar-Obersteiner das Naherholungsgebiet vor den Toren der Stadt schon immer nannten. Unter der Leitung von Dieter Hochreuther und der Hauscrew mit Bibbi Lang und Eva Maria Rhein wurde eine Kama-AG gegründet. Am Freitag, 17. Mai 1991, war es dann so weit: Das erste Kama-Festival konnte beginnen. Eröffnet wurde es von der einheimischen Bluesband Good Clean Fun. Später folgten Saarbrück Libre und Dr. Heff. Der Sonntag wurde von Bib de Gym, einer Big Band aus Birkenfeld, eröffnet. Keine Frage: Das erste Kama-Festival war ein Erfolg.
Und das blieb auch so in den folgenden vier Jahren, auch wenn man sich nie so richtig an die vorgegebenen Auftrittszeiten hielt. Bestes Beispiel dafür war der Gig der australischen Rockband Wild Pumpkins auf dem zweiten Kama-Festival. Die Band sollte um Mitternacht spielen. Aber zu dieser Uhrzeit war keine Band da. Irgendwann mitten in der Nacht kamen die Aussies an, packten ihre Instrumente aus und begannen gegen 4 Uhr, lautstark zu rocken. Von Rock, Blues über Ska und Reggae - alles, was den Machern gefiel, war auf dem Festival zu hören.
Zwei Dinge waren immer charakteristisch für die Kama. Zum einen waren es die selbst gemalten Hinweistafeln, die in allen Farben an den Straßenrändern schillerten. Und zum zweiten der fast obligatorische Regen.
Die Kama wurde deutschlandweit bekannt. Das führte dazu, dass sich an den Pfingstwochenenden schon mal mehr als 1000 Besucher einfanden und die Organisatoren vom HdJ nach 1995 passten. Das Festival hatte seine Grenzen überschritten, die mit dem kleinen Team nicht zu bewältigen waren (und eigentlich auch auf dem kleinen Gelände nicht). So lautete die offizielle Begründung. Doch 1997 wurde der Verein "Kama" gegründet. Einiges aus den Anfangsjahren wurde übernommen. Erstmals gab es aber auch einen Techno-Abend. Das eigentliche Festival wurde in den folgenden Jahren nur noch an zwei Abenden veranstaltet.
Alles hat seine Zeit. Und die des Kama-Festivals endete 2007. Es wurden immer weniger Besucher gezählt, vor allem mangelte es aber immer öfter an Helfern. Pfingsten vor sechs Jahren ging das letzte reguläre Kama-Festival über die Bühne.

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