Als Kröver Frauen sich gegen protestantische Prediger aus Trarbach stellten

Kröv kontra Traben-Trarbach, ein durchaus aktuelles Thema in Anbetracht der Kommunalreform. Ein Blick in die Geschichte zeigt, gestritten und gekämpft wurde schon in früheren Jahrhunderten. Von Kröver Frauen, die im 16. Jahrhundert mutig ihren katholischen Glauben verteidigten, erzählt Professor Erwin Schaaf aus Kinderbeuern im nachfolgenden Beitrag.

 Die Kröver Pfarrkirche kann mit einem Kuriosum aufwarten: Bis ins vergangene Jahrhundert hinein saßen die Frauen rechts und die Männer links – üblich ist es umgekehrt. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Die Kröver Pfarrkirche kann mit einem Kuriosum aufwarten: Bis ins vergangene Jahrhundert hinein saßen die Frauen rechts und die Männer links – üblich ist es umgekehrt. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Kröv/Traben-Trarbach. Unvergessen ist bis heute das "Kröver Reich", das aus einem karolingischen Krongut hervorgegangen ist und rund 1000 Jahre lang bis 1794 bestanden hat.
König Rudolf von Halbsburg verpfändete 1274 dieses damals nur noch sieben Dörfer zählende Kleinterritorium an die Grafen von Sponheim, die fortan dort die Landesherren waren. Die Kröver Vogtei aber, das heißt das dortige Gerichtswesen, befand sich im festen Besitz der Trierer Erzbischöfe.
Diese Art Gewaltenteilung führte immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Sponheim und Trier. Die lachenden Dritten waren die Kröver Bürger, die ein hohes Maß an Selbständigkeit behaupteten und dementsprechend selbstbewusst auftraten.
Dorf geschichte(n)


Als die protestantischen Sponheimer Fürsten ab 1559 in ihrem Herrschaftsgebiet die lutherische Reformation einführten, stießen sie in ihren altangestammten Landen auf keinerlei Widerstand, so auch nicht in dem Kröv benachbarten Oberamt Trarbach.
Die Einwohner des Kröver Reichs hingegen zeigten sich entschlossen, an ihrer hergebrachten katholischen Konfession festzuhalten, den Trierer Erzbischof als Kröver Vogt auf ihrer Seite wissend. So ist es zu einer Art Glaubenskrieg im Kröver Reich gekommen. Die Sponheimer Landesherren schickten von Trarbach aus lutherische Prediger nach Kröv und Reil und befahlen ihren dortigen Untertanen, diesen ihre Kirchen zu öffnen und zu ihren Predigten zu erscheinen.
Die Prediger aber fanden die Kirchentüren vernagelt und die Glockenseile hinweggenommen, um ein Zusammenleuten zu vereiteln. Als die Sponheimer ihre Reformationsvorhaben nicht aufgaben und Strafen androhten, schickte der Trierer Erzbischof eine Schwadron Kavallerie zur Abschreckung der Prediger nach Kröv und Reil.
Daraufhin ließen die Sponheimer ihre Burgen an der Mosel und auf dem Hunsrück munitionieren, was als Kriegsandrohung zu verstehen war.
Vor einem Krieg aber schreckten beide Seiten letztlich doch zurück und suchten, auf dem Verhandlungsweg eine Einigung herbeizuführen. Diese aber scheiterte an immer wieder neu gedrehten und gewendeten juristischen Spitzfindigkeiten, besonders seitens der Trierer Verhandlungsführer.
Schwere Strafen angedroht


So vergingen mehrere Jahre, bis die Sponheimer die Geduld verloren. Sie versammelten die Kröver Bürger und drohten ihnen unter Erinnerung an ihren dem Landesherren geleisteten Gehorsamseid schwere Strafen an, falls sie sich weiterhin dem obrigkeitlichen Befehl widersetzten, den katholischen Glauben aufzugeben und das lutherische Bekenntnis anzunehmen. Als bald darauf wieder ein evangelischer Prediger, eskortiert von dem Trarbacher Oberamtmann und einigen Schützen, in Kröv erschien, sah er sich einem Auflauf Kröver Frauen konfrontiert, die, bewaffnet mit Gabeln, Dreschflegeln und anderem gefährlichen Gerät, den Trarbachern Halt geboten. Diese traten kampflos den Rückzug an. Die Sponheimer mussten einsehen, dass die Kröver nicht zum Luthertum zu bekehren waren.
1567 wurde zwischen Sponheim und Trier endlich Glaubensfriede geschlossen.
Das Kröver Reich blieb katholisch. Einwohner dieses Gebiets, die sich für die evangelische Konfession entschieden, durften jedoch die Kirchen in Trarbach und Wolf besuchen.
Für die Kröver Frauen, die mutig ihren katholischen Glauben verteidigt hatten, blieb die Strafverfolgung aus, denn sie waren anders als ihre Männer nicht durch Gehorsamseid an die Sponheimer Landesherren gebunden. Es ist anzunehmen, dass sie von ihren verängstigten Männern vorgeschickt worden waren.
Frauen sitzen in der Kirche rechts


Da sich aber die Frauen in ihrer Männerrolle glänzend bewährt hatten, beanspruchten sie fortan für sich im Kirchenschiff die grundsätzlich den Männern vorbehaltene rechte Seite, das heißt die bessere Seite.
So kam es zu dem Unikum, dass bis ins vergangene Jahrhundert hinein in der Kröver Pfarrkirche die Frauen rechts und die Männer links ihren Platz hatten. Wiederholt haben Pfarrer versucht, dieses "Unding" zu beseitigen, sind aber immer wieder an dem Widerstand der resoluten Kröver Frauen gescheitert.
Erwin Schaaf, Kinderbeuern

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