Alte Grenzen noch nach 40 Jahren ein Thema

Wittlich · Die uralten Gemarkungsgrenzen der bis 1969 selbstständigen Stadtteile Wittlichs beschäftigen noch heute die Gremien. Die Neuerburger waren jüngst mit einer Änderung einverstanden. Dorfs Ortsbeirat ist von solch einer Neufassung der Zuständigkeiten nicht komplett überzeugt.

Wittlich. "Unser Dorf soll größer werden." Dieser Meinung ist jedenfalls der Ortsbeirat des Wittlicher Stadtteils Dorf. Denn er ist nicht damit einverstanden, dass die Fläche, auf der später einmal das Mehrgenerationendorf rund um St. Paul entstehen soll, Wengerohr zugeschlagen wird. "Wir haben noch einige Fragen", sagt der Dorfer Ortsvorsteher Thomas Simon. Er verweist darauf, dass das Gelände rund um das Missionshaus immer schon zu seinem Stadtteil gehört hat, auch wenn Wengerohr viel näher liegt. "Die Patres haben immer in Dorf gewählt", sagt Simon.
Doch es ist nicht nur die historisch gewachsene Verbundenheit mit den Geistlichen, die möglicherweise eine Rolle spielt. Denn auf dem Gelände, das Wengerohr näher liegt als Dorf, sollen zwischen 200 und 300 Menschen eine neue Heimat finden. Bliebe das Gelände bei Dorf, würde der Stadtteil auf rund 800 bis 900 Einwohner wachsen. Das würde sich bei der Bemessung des Budgets positiv bemerkbar machen, das die Stadtteile erhalten, um nach eigenem Gusto Projekte finanzieren zu können. Aus Sicht der Stadtverwaltung stellt die Neuabgrenzung der beiden Stadtteile kein Problem dar. "Mit der Abgrenzung wird die tatsächlich bereits seit über 20 Jahren übliche Verwaltungspraxis auch formell festgelegt. Weder dem abgebenden Stadtteil Dorf noch dem aufnehmenden Stadtteil Wengerohr entstehen hierdurch Vor- oder Nachteile", sagt Ulrich Jacoby, Sprecher der Stadtverwaltung. Gleichwohl sollen die Neubürger von St. Paul Wengerohr zugeschlagen werden.
Einem Wechsel der Zuständigkeit haben hingegen die Neuerburger zugestimmt. Sie geben einige Häuser in der Raiffeisenstraße und der Hofstraße an die Bombogener ab. Die Häuser sind Teil der Ortslage Bombogen, liegen jedoch noch auf der Gemarkung des rund 700 Meter entfernten Stadtteils Neuerburg. Sowohl Hermann-Josef Krämer (Bombogen) als auch Reinhold Westhöfer (Neuerburg) können mit dieser Begradigung leben. Krämer hat sogar Verständnis dafür, dass der Scheuerhof bei Neuerburg bleibt, obwohl dieser viel näher an seinem Stadtteil liegt und nur über Bombogener Straßen zu erreichen ist. "Die Bewohner haben eine historisch gewachsene Beziehung nach Neuerburg", sagt Krämer.
Besonders die älteren Einwohner aus Belingen haben den auch. Viele von ihnen gehen auch heute noch in Bombogen zur Messe, da Belingen zur Pfarrei Bombogen gehört und Teil der 1969 aufgelösten Gemeinde Bombogen war. Heute gehört die Ortslage zu Wengerohr. Historische Verbindung hin oder her: "Wir wollen da kein Fass aufmachen", sagt Bombogens Ortsvorsteher Hermann-Josef Krämer. Eine Aktion "Unser Bombogen soll größer werden" ist nicht geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort