Alte Kreuze erzählen Geschichten

Horath · Mit viel ehrenamtlicher Arbeit und Spenden hat der Horather Bürgerverein einen elf Kilometer langen Wanderweg geschaffen, den Wegekreuzwanderweg, der die Historie des Ortes erläutert. Der Weg wird zum Fest des Bürgervereins vom 8. bis 10. Juli eröffnet.

Ein Team, ein Verein (von links): Marco Steinmetz (mit Sohn Till), David Hartmann, Jan Steffes und Stefan Rentmeister zählen zum Team des Bürgervereins, der den Wegekreuzwanderweg errichtet hat. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz

Ein Team, ein Verein (von links): Marco Steinmetz (mit Sohn Till), David Hartmann, Jan Steffes und Stefan Rentmeister zählen zum Team des Bürgervereins, der den Wegekreuzwanderweg errichtet hat. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Horath. Vor langer Zeit, vermutlich im 18. Jahrhundert, passierte südlich von Horath ein entsetzlicher Unfall. Ein Pferdegespann, mit Holz beladen, war auf dem Weg Richtung Krackesmühle. Dabei kam das Gefährt von der Straße ab und stürzte in den Bach. Der Führer des Gespanns starb am Unfallort. Zu seinem Gedenken stellten die Horather dort ein Kreuz auf, das sogenannte Brümelskreuz. Diese und viele weitere Geschichten haben Mitglieder des Horather Bürgervereins zusammengetragen, denn das Brümelskreuz ist nur eines von zehn Kreuzen rund um Horath. "Die Kreuze sind schon seit Jahrhunderten da, deshalb hatten wir die Idee, Informationen über sie zu sammeln und sie in einen Wanderweg einzubeziehen", sagt Jan Steffes vom Bürgerverein. Vor etwa einem Jahr machten sich Steffes und seine Freunde auf, um herauszufinden, was es mit den alten Kreuzen um Horath auf sich hat. "Wir haben Seniorennachmittage gemacht und mit den älteren Leuten gesprochen. Dazu haben wir vorher alle Kreuze fotografiert und den Senioren diese Kreuze gezeigt. Es war erstaunlich, was für Geschichten dann ans Tageslicht kamen." Anschließend wurden Einzelgespräche geführt. "Ein 90-Jähriger konnte mir sogar noch ein Kindergartenlied vorsingen und erinnerte sich an besondere Details eines Kreuzes. Das war sehr berührend", sagt Steffes. Schließlich hatte das Team des Bürgervereins Informationen zu allen Kreuzen beisammen. Die Kreuze wurden von verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Motiven aufgestellt. Manch einer wollte an die Heilung einer Krankheit, an ein Unglück oder an die Rückkehr von Kriegsgefangenen erinnern. "Wir haben uns richtig in das Projekt reingesteigert, haben eine Datenbank auf unserer Internetseite entwickelt und wetterfeste Tafeln für jedes Kreuz gestaltet, die über die Geschichte informieren", sagt Stefan Rentmeister vom Bürgerverein. Außerdem wurden die Kreuze repariert, manche mussten freigeschnitten werden, weil sie von Hecken überwuchert waren. Dabei ist nun ein elf Kilometer langer Rundwanderweg, der Wegekreuzwanderweg, entstanden, der um Horath führt und auch an einer Stelle auf die Traumschleife Dhrontal-Wacken-Tour. Der Horather Wanderweg sei zwar keine Traumschleife, aber trotzdem sei er "unverwanderbar". Denn, wie auch bei den Traumschleifen, ist der Weg so ausgeschildert, dass man sich nicht verlaufen kann. An jeder Wegekreuzung weist ein Schild mit Logo auf den Weg hin, einige Meter weiter ist ein zweites Schild. "Man glaubt gar nicht, wie viele Kunststoffschilder wir anfertigen mussten. Eigentlich dachten wir, dass 200 Plaketten genug sind, aber die waren schon zur Hälfte aufgebraucht. Deshalb haben wir noch mal 200 nachdrucken lassen", sagt Jan Steffes. Die Kosten von 4000 Euro haben drei Firmen und ein privater Spender übernommen, der Bürgerverein hat selbst noch einen Betrag von 1000 Euro bezahlt. Zum Jubiläumsfest vom 8. bis 10. Juli soll der Weg eröffnet werden. Und dann gibt es eine besondere Überraschung für die vielen älteren Mitbewohner, die mitgeholfen haben, von denen manche aber nicht mehr so gut zu Fuß sind. "Die fahren wir mit einem Shuttlebus zu den Kreuzweg-Stationen, damit sie sehen können, was bei der Arbeit herausgekommen ist", verspricht Rentmeister. Meinung

Geschichte lebendig haltenDie Arbeit, die der Bürgerverein Horath geleistet hat, hätte an der Universität locker für eine Seminararbeit ausgereicht. Denn die Themen Alltagsgeschichte und Zeitzeugen sind nach wie vor hoch aktuell. Jene Wegekreuze sind keine berühmten und bedeutenden Denkmäler, sondern erinnern vielmehr an die Alltagsgeschichte, an die Taten der ganz normalen "kleinen" Leute. Und deren Taten sind nur sehr selten schriftlich belegt, obgleich sie ebenso von hohem historischem Interesse sind. Deshalb wählten die Horather den richtigen Weg, die älteren Mitbürger zu befragen. Neudeutsch und wissenschaftlich heißt das "oral history" - also mündlich überlieferte Geschichte. Das Projekt ist auch ein Zeichen der Wertschätzung den älteren Dorfbewohnern gegenüber. Das funktioniert in den Dörfern, wo die Menschen gut vernetzt sind und sich kennen, natürlich wunderbar. So wird Geschichte lebendig gehalten. hp.linz@volksfreund.deExtra

Der Wegekreuzwanderweg führt auf elf Kilometern rund um Horath. Einstiege mit Parkmöglichkeiten gibt es am Hotel Haus Hochwald, am Dorfplatz und am Sportplatz. Der Weg ist einheitlich mit Plaketten ausgeschildert. hpl Extra

Alte Kreuze erzählen Geschichten
Foto: (m_huns )

Das Jubiläum 20 Jahre Bürgerverein Horath wird in der Hochwaldhalle gefeiert: Freitag, 8. Juli: ab 18 Uhr Party und Familienabend, 19 Uhr Karaokeabend Samstag, 9. Juli, 14 Uhr: Eröffnung und Einsegnung des Wegekreuzwanderwegs, anschließend Rundfahrt und Wanderung zu den einzelnen Wegekreuzen. 16 Uhr: Kaffee und Kuchen in der Hochwaldhalle, 19 Uhr: Disco und Videovorführung alter Filme (unter anderem 700-Jahr-Feier, Kappensitzungen) Sonntag, 10. Juli: 10 Uhr Frühschoppen in der Hochwaldhalle, 12 Uhr: Mittagessen, 14 Uhr: Rundfahrten und Wanderung zu den Wegekreuzen. Ab 14 Uhr Kinderprogramm, 15 Uhr: Vorstellung der neuen Internetseite des Bürgervereins Horath, 16 Uhr: Auftritt der Danzmädcha, 21 Uhr: Übertragung EM-Endspiel red

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