Alte Musik zum Träumen und zur inneren Einkehr

Mit zarten und tiefgründigen Lauten- und Gambenklängen aus dem 17. Jahrhundert wurde das erste Konzert des Jahres im Kapitelsaal des Klosters Springiersbach eröffnet.

 In historische Gewänder gekleidet und mit ihren feinen und geheimnisvollen Instrumenten beeindruckte das Künstlerduo Lutz Kirchhof und Martina Degen-Kirchhof sein Publikum im romanischen Kapitelsaal Springiersbach. TV-Foto: Wolfgang Frech

In historische Gewänder gekleidet und mit ihren feinen und geheimnisvollen Instrumenten beeindruckte das Künstlerduo Lutz Kirchhof und Martina Degen-Kirchhof sein Publikum im romanischen Kapitelsaal Springiersbach. TV-Foto: Wolfgang Frech

Bengel. (wof). Wer sich mit dem Künstlerduo Lutz Kirchhof und Martina Degen-Kirchhof auf Zeitreise begab, musste die lärmgewohnten Ohren schon spitzen, um allen Nuancen tiefer und feiner Empfindungen folgen zu können. Erleichtert wurde dies, indem der Lautenist Kirchhof amüsante und informative Hintergründe zu den Stücken erläuterte und so von Anfang an eine sehr offene Atmosphäre schaffte. Eine zarte Musik zum Träumen, die bevorzugt am Hofe gespielt mwurde, auch bei Alchemisten zum Seelenheil beliebt und ein Kulturgut war, das den Zuhörer damals wie heute zur inneren Einkehr verhelfen und "menschlich veredeln" wollte."Die Aller Trüeste Verschwigneste Freindin"

Zur Einführung erklang Freiherr von Radolts (1667-1716) "Suite" im französischen Stile, rhythmisch akzentuiert, der seine Laute als "Die Aller Trüeste Verschwigneste Freindin" bezeichnete und die Gefühlswelt stiller Musik hingebungsvoll offenbart.In der Komposition von Du Buisson (17. Jhrd.) - solistisch für die Viola da Gambe azaubert die Künstlerin Martina Degen-Kirchhof im mehrstimmigen Spiel ein weiches Timbre aus dem heiklen Instrument.Aus den Begegnungen des Barockmeisters J. S. Bach (1685-1750) mit Sylvius Leopold Weiss (1686-1750), dem vermutlich größten Lautenisten aller Zeiten, sei etwas "Extrafeines von Musik" passiert. Davon zeugt die "Suite in A-Dur". Das Künstlerpaar Kirchhof besticht in seinem Vortrag durch harmonische Balance und exzellentes Zusammenspiel, wenn die Gambe, die von der Laute vorgegebene Melodielinie übernimmt und improvisierend weiter entwickelt.In Ennemond Gaultiers (um 1575-1651) musikalischen Miniaturen werden Tanzrhythmen der kanarischen Inseln und aus Schottland verarbeitet. Die Lautenkomposition "Ouvrez Moy la Porte, Petite Nannon" (Öffne mir die Türe, kleine....) romantisiert musikalisch eine Liebschaft und gibt dem buhlenden Herrn Gelegenheit, seine Kultiviertheit auf der Laute zu präsentieren.Erfrischend lebendig musizierte das Musikerpaar dann das virtuose, frühklassische "Concerto F-Dur" von Meusel (1688-1782) im italienischen Stil und verlangte wiederum seinen Instrumenten ein Höchstmaß an Subtilität und Gestaltungsvielfalt ab. Beeindruckend, wie sich beide Künstler mit der geistigen Dichte und der seelischen Dimension einer Komposition auseinandersetzen.Das aufmerksam lauschende Auditorium bedankte sich mit einem herzlichen Schlussapplaus für den feinen musikalischen Genuss, was das Duo gerne mit einer zarten "Arietta" erwiderte.

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