Altenhof statt Altenteil

HILSCHEID. Alt-Ortsbürgermeister Herbert Kling lässt die Erforschung seiner Heimat auch nach der Veröffentlichung der Ortschronik im November 2000, an der er maßgeblichen Anteil hat, nicht los. Seitdem hat er sich erneut mit dem "Altenhof" befasst.

Durch die Recherchen des früheren Hilscheider Ortsbürgermeisters ist noch mehr Licht in die dunkle Geschichte des ehemaligen Herrschaftshofes gekommen. Einige Fragen bleiben jedoch weiterhin offen. Die Hilscheider Chronik gibt einen umfassenden Einblick in die wechselvolle Geschichte des Orts, in dem Herbert Kling seit 1978 das Amt des Ortsbürgermeisters innehatte.Umfassendes Wissen über bewegte Geschichte

Sie spiegelt die starke Verwurzelung und das umfassende Wissen des 75-jährigen Heimatforschers über die bewegte Geschichte Hilscheids wieder. Kling hat von 1978 bis 2004 die Geschicke des Ortes geleitet, und großen Anteil an der positiven Entwicklung des 300 Einwohner zählenden Hunsrückdorfs in der Mark Thalfang. Aber auch in kultureller Hinsicht hat er vieles geleistet. Mittlerweile ist Kling schon 56 Jahre aktiver Sänger im Gesangverein, und Ehrenmitglied im Gesangverein, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Karnevalsverein. Herbert Kling, der wie er sagt: "lieber im Hintergrund arbeitet", hat die Geschichte des ehemaligen Gutshofs nicht ruhen lassen. Also hat er neue Forschungen angestellt. Diese Ergebnisse hat er in diesem Jahr ausführlich in einem Artikel der Ausgabe Nr. 17/2004 der Zeitschrift "Der Schellemann" des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, dem er seit seiner Gründung vor 17 Jahren angehört, veröffentlicht. Dafür hat er im Landeshauptarchiv Koblenz, im Archiv des Freilichtmuseums Kobern-Gondorf, im Katasteramt Bernkastel-Kues sowie im Grundbuchamt Hermeskeil recherchiert. Westlich von Hilscheid, eingegrenzt von den Gemarkungen Dhronecken, Burtscheid und Thalfang, liegt jenseits des Thalfanger Bachs der heutige Flurbereich "Hilscheider Hof". Diese Gemarkung, so berichtet der Verfasser, befand sich früher im Besitz der Wild- und Rheingrafen, mit Sitz auf Burg Dhronecken, die ihr Landgut von ihren Untertanen in der Fronde bewirtschaften ließen. Wann das Wohngebäude und die Scheune errichtet wurden, liegt weiterhin im Dunkeln. In der Zeit der französischen Herrschaft mit Beginn des Jahres 1794 mussten die Feudalherren fliehen, und ihre Besitztümer wurden requiriert und später zum Nationaleigentum erklärt. In dieser Zeit begann der berüchtigte Räuberhauptmann Schinderhannes sein Unwesen im Hunsrück und Naheland zu treiben. Er soll in einer Schiefergrube in der Nähe des Hofes seine gestohlenen Pferde versteckt haben. "Mein Großvater hat mir erzählt, dass etwas dran gewesen sein musste", berichtet Kling, "denn er selbst habe dort Ringe aus der Felswand gebrochen, die so angebracht waren, dass man Pferde anbinden konnte." Am 7. September 1803, im Hinrichtungsjahr des Räuberhauptmanns, haben die Hilscheider Bürger den "Altenhof" mit 60 Hektar Ackerfläche und allen Gebäuden von der französischen Militärregierung für 27 000 Franken, die in Raten abbezahlt wurden, ersteigert. Durch diesem mutigen Kauf wurde die Ackerfläche Hilscheids nahezu verdoppelt. Die Ernährungsgrundlage der Bewohner verbesserte sich dadurch wesentlich.Heute Grillpartys in einstigem Schutzhaus

Die Aufteilung der Ackerfläche des Hofes in kleine Parzellen ist erstmals auf einer Flurkarte aus dem Jahre 1813 datiert. Wann das Wohnhaus abgerissen wurde, liegt ebenfalls noch im Dunkeln. Im Zuge der Flurbereinigung in den Jahren 1924 bis 1929 wurde die Scheune zum Teil abgerissen. An ihrer Stelle wurde unter Verwendung von altem Mauerwerk und Balken ein Schutzhaus gebaut, das den Bauern bei schlechtem Wetter als Unterstand diente. Heute wird das Gebäude von Vereinen und Gruppen für Grillpartys benutzt.

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