Wittlich. Hanna A. Murray will weiter kämpfen. 2006 hat sie den leer stehenden Wittlicher Bahnhof für 170 000 Euro von der Stadt Wittlich gekauft. Nach eigenem Bekunden hat sie viel eigenes Geld in die Sanierung des Gebäudes gesteckt, das ein Rundfunkstudio beherbergt und in dem sie ein Bistro betreibt. Sie hat jedoch nicht nur eigenes Geld verbaut. Von der Kreissparkasse Bitburg-Prüm erhielt sie einen Kredit. Den hat die Bank inzwischen gekündigt. Gründe dafür nennt die Sparkasse nicht, da "wir über Geschäftsverbindungen nicht öffentlich diskutieren können", sagt Sprecherin Irene Mees. "Wir bedauern, dass wir die Zwangsvollstreckung der Immobilie beantragen mussten."
Zwei Konsequenzen hat dieser Schritt der Bank gehabt. Der für Murray schmerzhafteste wird wohl die für den 11. Dezember vorgesehene Zwangsversteigerung sein. Dann kommen der Alte Bahnhof sowie eine Immobilie in der Kürfürstenstraße unter den Hammer. Bietet jemand mindestens 770 000 Euro, das sind 70 Prozent des Verkehrswerts, wechselt die Immobilie wahrscheinlich den Eigentümer.
Sollte dies nicht der Fall sein, wird es einen weiteren Termin geben.
Sorgen bereitet Murray zudem, dass das Amtsgericht Wittlich die Zwangsverwaltung des Alten Bahnhofs angeordnet hat. Das Gericht hat Rechtsanwalt Friedrich-Wilhelm Körber mit der Verwaltung beauftragt. Er ist Herr im Haus. Es ist unter anderem seine Aufgabe, Mieter für das Gebäude oder Teile davon zu finden. Einen Interessenten gebe es derzeit, sagt Körber. Wer das ist, sagte er nicht.
Schon heute könnte Rechtsanwalt Körber als Verwalter der Immobilie die Nutzung von Teilen des Gebäudes für die Mitte September eröffneten Freien Kunst-Galerie Wittlich im Alten Bahnhof untersagen. Das hat er bisher jedoch noch nicht getan.
Programm bis Frühjahr 2013

Sollte sich bei der Zwangsversteigerung ein Käufer finden, könnten die Tage der Galerie jedoch gezählt sein. Schließlich kann der neue Eigentümer darüber entscheiden, wer die Räume nutzen darf. Galerieleiter Justinus Maria Calleen hat inzwischen ein Programm für die Galerie vorbereitet, das bis weit ins Frühjahr 2013 reicht. Auf TV-Anfrage macht er deutlich, dass sein Engagement stark an die Person Murray gebunden ist und es ihm um eine Unterstützung ihrer Person gehe. Sollte es einen Eigentümerwechsel geben, sei das eine grundsätzlich andere Situation.
Soweit ist es jedoch noch nicht gekommen. Trotzdem treibt Hanna A. Murray eine Sorge um. Sie befürchtet, dass sie Ende des Monats auf Anordnung des Zwangsverwalters ihr Bistro schließen muss, um Platz für ein Spielcasino zu machen. Körber widerspricht, dass er das Bistro schließen will.
Gleichwohl sieht sich Murray als Opfer seit Jahren andauernder Intrigen. Die Bank habe aus heiterem Himmel den Kredit gekündigt und ihr Geld innerhalb eines Monats zurückhaben wollen. Auch von der Stadtverwaltung fühlt sie sich im Stich gelassen.
Dazu sagt Bürgermeister Joachim Rodenkirch: Murray habe einen gastronomischen Betrieb eingerichtet, "der offensichtlich nicht so läuft, wie die Betreiberin sich dies erhofft hat." Bürgermeister und Verwaltung hätten in etlichen Gesprächen ausführlich beraten und versucht, ihr bei Fragen und Anliegen weiterzuhelfen. har