Am Apothekennotdienst scheiden sich die Geister

Wittlich · Wer nachts oder an Feiertagen Medikamente benötigt, braucht den Apothekennotdienst. In Wittlich ist manchem Kranken der Weg zu weit, nämlich dann, wenn er deshalb die Kreisstadt verlassen muss, um eine dienstbereite Apotheke nutzen zu können. Aufgrund von Klagen hat sich Bürgermeister Joachim Rodenkirch jetzt an die Landes-Apothekerkammer gewandt.

Wittlich. Wenn man die Wittlicher und insbesondere die Wittlicher Apotheker auf das Thema Apothekennotdienst anspricht, reagieren viele von ihnen abwehrend: "Die Presse soll erst einmal abwarten, bevor darüber berichtet wird", sagen sie, oder: "Ich möchte zu diesem Thema keine Stellung nehmen."
Manche nehmen dann doch Stellung, und der Grundtenor ist: Die Kritik am Wittlicher Apothekennotdienst ist unberechtigt. Immerhin gilt, er leistet genau das, was er soll. Denn zu unüblichen Geschäftszeiten - nachts oder an Feiertagen - steht stets irgendwo jemand bereit, der Patienten, die Medikamente brauchen, weiterhilft.
16 Kilometer bis Kröv


Doch seit sechs Jahren gibt es einen neuen Apothekennotdienst, mit dem nicht jeder Kunde zufrieden ist. Zuständig ist die Landes-Apothekenkammer. Grundsätzlich gilt: Wer außerhalb der regulären Öffnungszeiten ein Medikament braucht, bekommt es. Und zwar in einer Apotheke, die gerade Notdienst hat. 13 Apotheken aus Wittlich und Umgebung übernehmen abwechselnd diese Sonderschicht. In Wittlich gibt es sieben Apotheken. Aber unter Umständen muss man nach Salmtal, Mülheim, Kröv oder Ürzig fahren, wenn man nachts ein Medikament braucht. Geregelt wird dieser Notdienst von der Landes-Apothekerkammer (LAK) in Mainz. Kritiker dieser Regelung merken an, dass die Strecken zu den dienstbereiten Apotheken zu weit seien - vor allem für ältere und akut kranke Menschen. Die Kritiker, das sind Leute wie Herbert Daufenbach. Er hat sich schon vor einigen Jahren für einen durchgängigen Apothekennotdienst in der Kreisstadt starkgemacht, unter anderem, indem er an den damaligen Bürgerbeauftragten Ullrich Galle und an Kurt Beck schrieb (der TV berichtete). Seitdem ist zumindest gewährleistet, dass jeden Sonntag eine Apotheke in Wittlich geöffnet hat. Doch das reicht Daufenbach nicht: "Ich verstehe nicht, dass die sieben Apotheken das nicht hinkriegen. Die Arzneimittelversorgung in Wittlich ist miserabel!"
Rodenkirch bittet um Prüfung


Ähnlich sah es wohl eine Bürgerin, die in der Novembersitzung des Stadtrates auf den lückenhaften Apothekennotdienst hinwies. Bürgermeister Joachim Rodenkirch gab diese Kritik als "Missstand für das Mittelzentrum Wittlich" an die LAK weiter. Dabei ging es dem Bürgermeister "nicht um das Forcieren einer Entscheidung", wie die Stadtverwaltung auf TV-Nachfrage mitteilte. Das Schreiben an die LAK sei verbunden gewesen "mit der Bitte um Prüfung, ob eine Verbesserung der Situation im Sinne der Bürger der Stadt Wittlich möglich ist."
"Die Situation ist nicht wirklich extrem", sagt Doris Wettmann von der LAK. Die Vorgabe, dass die dienstbereite Apotheke in einer Entfernung von maximal 20 Kilometern liegen müsse, werde beim Notdienst in Wittlich immer eingehalten.
Wer einen Blick auf den Notdienstplan von Dezember 2011 wirft, stellt fest: Doris Wettmann hat recht. Zwar sind dort auch weiter entfernte Orte wie Manderscheid und Föhren verzeichnet, doch für diese Apotheken gibt es immer näher gelegene Alternativen. Am weitesten müssen die Wittlicher fahren, wenn die Apotheke in Kröv Notdienst hat - das ist eine Strecke von rund 16 Kilometern.
Wer ein wirkliches Problem hat, der ist auch bereit, solche Strecken zu fahren. Davon sind die Wittlicher Apotheker überzeugt. Dass immer eine Apotheke in der Stadt die Sonderschicht anbiete, sei schon aus personellen Gründen nicht möglich. "Den Notdienst können nur approbierte Mitarbeiter machen", erklärt Christine Jöntgen, der drei Apotheken in der Stadt gehören. " Gerade in Wittlich sind solche Leute schwer zu finden."
Außerdem sei die Notdienst-Situation in Wittlich ein normales Phänomen: "Das ist auch mit größeren Städten wie Trier vergleichbar." Eine andere Apothekerin merkt an, dass Bewohner abgelegener Dörfer grundsätzlich vor dem Problem stünden, weite Strecken bis zur nächsten Apotheke zurücklegen zu müssen. Zurzeit laufen Gespräche zwischen Apothekern, Bürgermeister und der LAK. Was dabei herauskommen wird, ist noch nicht abzusehen. Doris Wettmann von der LAK bezeichnet die Sache als ergebnisoffen.
Leser Echo



Wie ist Ihre Meinung zum Thema Apothekennotdienst in Wittlich?
Bitte mailen Sie an mosel@volksfreund. Name und Anschrift nicht vergessen!
Extra

Notdienste in dieser Woche Wer in diesem Jahr noch krank wird und den Apothekennotdienst in Anspruch nehmen will, muss Wittlich nur am Freitag, 30. Dezember, verlassen. Heute wird der Notdienst von der St. Georgs Apotheke in Binsfeld (19 Kilometer Fahrweg) und der Einhorn Apotheke in Mülheim (14 Kilometer) übernommen. An allen anderen Feiertagen sieht und sah der Notdienstplan wie folgt aus: am 27. Dezember die Neue Apotheke in der Friedrichstraße, am 28. Dezember die Säubrenner Apotheke in der Kurfürstenstraße, am 29. Dezember die Rathaus Apotheke in der Burgstraße und am 31. Dezember die St. Martin Apotheke in der Karrstraße. Die Notdienst-Apotheken können auch unter Telefon 01805/258825 abgefragt werden. Die Landes-Apothekerkammer weist darauf hin, dass der Notdienst nur in dringenden Fällen in Anspruch genommen werden sollte und dabei eine Notdienst-Gebühr von 2,50 Euro zu zahlen ist. gub

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort