Am Brunnen vor dem Tore

BERGWEILER. Besonderer Fund bei der Fintenkapelle an der A 60: Der morastige Boden hat einen Sandsteinbrunnen aus vergangenen Jahrhunderten konserviert. Von Bürgern hergerichtet, ziert er nun den Raum vor der Kapelle.

Die Fintenkapelle an der A 60 wird in Bergweiler liebevoll als "Kirchlein" bezeichnet. Da fährt schon mal ein junger Vater auf dem Motorrad mit seinem zweijährigen Sohn hinunter, weil der wissen will, wo Gott wohnt. Sommers wie winters gehen die Bergweilerer alleine oder in Grüppchen hin, um beim Spaziergang der Gottesmutter Guten Tag zu sagen. Und es pilgern auch die Eltern erkrankter Kinder zum Fintenkirchlein, um ein Kleidungsstück in der Kapelle zu hinterlegen. Alte Bräuche und neue Traditionen halten die Fintenkapelle 500 Meter südwestlich von Bergweiler direkt am Damm der A 60 am Leben. Selbst Menschen, die weit entfernt davon sind, als Kirchgänger bezeichnet zu werden, finden den Weg in das alte, jetzt frisch renovierte Gemäuer. Für den TV haben sich ein gutes Dutzend Frauen und Männer mit ihren Enkeln dort getroffen.Außenanlagen so gut wie fertig gestellt

Begeisterung pur ist zu spüren. Die Mitglieder der Frauen- und Müttergemeinschaft sprudeln geradezu vor Freude, wenn sie über die Renovierungsarbeiten sprechen. "Wir haben über Jahre hinaus Geld gesammelt," sagt Maria Molitor, die Vorsitzende. "Jetzt sind auch die Außenanlagen so gut wie fertig gestellt." Maria Molitor und ihre Mitstreiter haben ihr Vorhaben mit Hilfe der Ortsgemeinde umgesetzt. Kurt Eckstein, ein pensionierter Architekt aus dem Ort, konnten die Frauen als Bauleiter gewinnen. Und der ist ebenso begeistert: "Die Kapelle wurde innen wie außen generalüberholt, rundum trockengelegt, Innen- und Außenputz instand gesetzt, Turm stabilisiert, Dach erneuert." Ortsbürgermeister Gottfried Eltges: "Das Geld von der Gemeinschaft hat nicht gereicht. Daraufhin wurden staatliche Zuschüsse zur Erhaltung von Baudenkmälern beantragt und genehmigt." Gleichzeitig hat die Gemeinde das Umfeld gestaltet. Kosten: 62 000 Euro. Ein Zuschussantrag über 31 000 Euro läuft.Nun fehlt nur noch ein Hinweisschild

Ein Feuchtbiotop ist entstanden, außerdem eine Ruhezone mit Bänken. Das alte Wegekreuz aus dem Jahr 1717 wurde wieder aufgefrischt. Und noch mehr: Ein über viele Jahre, vielleicht Jahrhunderte zugeschütteter Brunnen wurde bei den Bauarbeiten im Zuge der A 60 entdeckt. Die Sandsteineinfassung war durch die luftdichte Lagerung im feuchten Erdboden nicht verwittert. Jetzt ziert der Brunnen den Außenbereich und dient als Einfassung einer Quelle. Dies sei die im Jahre 1656 erwähnte "Helenenquelle, zum Fintenhof gehörig", vermutet Eltges. Mit der Fertigstellung der Außenanlagen ist das Ziel der emsigen Frauen von der Müttergemeinschaft und der Gemeinde Bergweiler erreicht. Es fehlt nur noch das Hinweisschild vom Autobahnparkplatz hinunter zur Fintenkapelle. Denn die Kapelle ist als Autobahnkirche ausgewiesen. "Das wird bald angebracht", so die Frauen im Chor. Dann postieren sie sich im Halbrund am wiedergefundenen Brunnen und stimmen ein Volkslied an - wen wundert's: "Am Brunnen vor dem Tore." Das nächste Vorhaben ist schon in der Planung: Den Frauen ist die Wiederherstellung der 1974 gestohlenen Helena- und Barbara-Figuren ein großes Anliegen.

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