Am Salz führt kein (Streu)weg vorbei

TRIER/FREIBURG. Der Einsatz von Tausalzen beim Winterdienst ist unumgänglich zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit. Umweltschützer stehen dem kritisch gegenüber. Vom Leiter einer betroffenen Straßenmeisterei wollten wir wissen, wie eine kürzlich erschienene Machbarkeitsstudie über ökologischen Winterdienst in die Praxis umgesetzt werden kann.

 Auf Bundesautobahnen wird wegen ihrer besonderen Verkehrsbedeutung ein Winterdienst rund um die Uhr praktiziert.Fotos: Archiv Jürgen C. Braun

Auf Bundesautobahnen wird wegen ihrer besonderen Verkehrsbedeutung ein Winterdienst rund um die Uhr praktiziert.Fotos: Archiv Jürgen C. Braun

Die Verpflichtung zum Winterdienst ist sowohl auf Bundes- Länder- wie auch auf kommunaler Ebene gesetzlich festgelegt. Die Frage nach der effektivsten, sichersten und preisgünstigsten Methode des Winterdienstes wird dabei immer öfter zusätzlich unter ökologischen Gesichtspunkten gesehen. Denn in Deutschland werden sowohl abstumpfende (Splitt) wie auch tauende (Salz) Streustoffe eingesetzt. Dabei gelten abstumpfende Streustoffe zwar als weniger Umwelt belastend, sie haben aber in Bezug auf die Verkehrssicherheit einige Nachteile: Denn Splitt beseitigt die durch Eis und Schnee hervor gerufene Glätte nicht, sondern stumpft sie nur ab. Bereits nach geringer Zeit hat die Wirkung nachgelassen, der aufgewirbelte Splitt wurde an den Fahrbahnrand geschleudert, wo er keinerlei Wirkung mehr hat.Deshalb wird schon seit mehr als zehn Jahren der Einsatz von Feuchtsalz im Winter empfohlen. Beste Erfahrungen mit dieser Technik haben die betroffenen Straßenmeistereien gemacht. Arnold Eiden (48), Leiter der Straßenmeisterei Hermeskeil hat unter anderem die "Hohe Wurzel" im Hunsrück zu betreuen und war zuvor als Chef der Straßenmeisterei in Thalfang auch für den Erbeskopf, die höchste Erhebung in Rheinland-Pfalz zuständig. "Feuchtsalzstreuen erreicht im Vergleich zum Trockenstreuen eine deutlich höhere Wirksamkeit. Der Verwehungseffekt ist geringer, angefeuchtete Tausalzkörner haften nach dem Aufkommen besser auf der Fahrbahnoberfläche auf und belasten somit auch weniger Bäche und Böschungen." schildert Eiden die Vorteile des so genannten "FS 30"-Verfahrens."Die feinen Körner werden am Teller angefeuchtet. Dabei backen mehrere Körner vergleichsweise lose zusammen. Diese Zusammenbackungen besitzen während der Flugphase eine höhere Masse, die weniger verweht", erklärt er die physikalischen Gegebenheiten. Das Kürzel "FS" steht für Feuchtsalz, die Zahl 30 sagt aus, dass bei dem aufgetragenen Salz etwa 30 Gewichtsprozent an Flüssigkeit gebraucht werden, damit die Sole auf der Fahrbahn haftet.Eine jetzt bei einem Seminar des "Vereins Deutsche Salzindustrie" vorgelegte Studie widerlegt auch die Behauptung, dass Splitt immer noch effektiver und ökologisch sinnvoller sei als das Feuchtsalz-Verfahren. Stefan Gartiser, der Projektleiter dieser gemeinsamen Untersuchung der Hydrotox-GmbH und des Öko-Instituts Freiburg, erläuterte dabei, dass "Splitt weder wirtschaftlich noch ökologisch für kommunale Straßen eine Alternative zu Auftausalz" sei. Die Studie habe ergeben, dass man für die Herstellung und Ausbringung von abstumpfenden Streumitteln einen dreifach höheren Primärenergie-Aufwand benötige als für Auftausalz. Hinzu komme ein erheblicher Entsorgungsaufwand.Eine These, die auch Eiden vertritt: "Abstumpfende Streumittel verursachen höhere Kosten. Außerdem sind sie unter Berücksichtigung der Transportwege und der Entsorgung prinzipiell nicht besser zu beurteilen als Auftausalz im Straßenverkehr" sagt Eiden, der zudem feststellt, dass "der sparsamere Einsatz von Auftausalz nach dem Prinzip des differenzierten Winterdienstes zu einer deutlichen ökologischen Entlastung geführt habe". Durch eine verstärkte mechanische Schneeräumung wird dabei die nachfolgende Streuung erheblich reduziert. "Zudem haben wir seit Einführung des Straßenwetter-Informationssystems "SWIS" eine sehr hohe Trefferquote bei der Vorhersage des Wetters". Diese, so Eiden, bringe auch weitere Einsparmöglichkeiten bei der Aufbringung von Auftausalzen mit sich.

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