Anderes Konjunkturprogramm

Zur Kolumne "Liss" über "Eiszeit im Hunsrück (TV, 17. Januar) meint dieser Leser:

Wem die Jugend hört, gehört die Zukunft.Diese Weisheit kannten nicht nur jene Rattenfänger, von denen die Geschichte weiß. Auch geistliche Herren aller Dienstgrade wussten das. So machte sich der Schulelternbeirat der Realschule in Morbach, die vordem eine Privatschule war, unter Führung des Pastors vom Balkan in den 60er Jahren auf, einen Aufbauzug für ihre Realschule zu erstreiten. Dass ihre Kinder auf des Hunsrücks Höhen das Abitur machen könnten, war ihr Traum. Bis zum damaligen Kultusminster Bernhard Vogel und seiner Staatssekretärin Renate Laurien waren sie vorgedrungen.

Doch die örtlichen Politker entschieden anders. Man sparte einen Landrat ein, versetzte den Pastor ins Saarland, teilte Bernkastel die Kultur, Wittlich die Industrie und Morbach ein Altenheim zu. Die Schüler, die inzwischen die Mittlere Reife erlangt hatten, aber zum Abitur wollten, gingen auf die Aufbauzüge der benachbarten Gymnasien. Die blauen nach Idar-Oberstein, die schwarzen nach Bernkastel.

Die Fahrschüler von damals sind die Macher von heute. Im Sommer haben sie mein Denkmal, das graue Kreuz auf der Wasserscheide bei Hinzerath, erneuert und wie die Schweizer beim Rüttli Schwur Einigkeit über alle Grenzen hinweg gelobt. Und jetzt soll wieder Eiszeit sein? Haben die nichts dazu gelernt? Könnten sie nicht die Gunst der Stunde nutzen und Einigkeit demonstrieren? Mit Geld vom Arbeitsamt, Steinen aus Allenbach, Holz aus dem Idarwald, Treppen aus Morbach, Möbel aus Gonzerath - und wer nicht sonst noch könnte sein handwerkliches Können einbringen? Lehrlinge und Gesellen unter Anleitung unserer erfahrenen Meister könnten in der Nähe von meinem Denkmal eine Schule bauen, wo die Kinder nicht nur lernen, wer den Krug von Kleist zerbrochen hat, sondern auch, wie man einen Nagel auf den Kopf trifft. Um nicht allzu viele Bäume opfern zu müssen, könnte man die Industriebrache von Hinzerath nutzen. Wäre das nicht auch ein Konjunkturprogramm?

Erich Gauer, Hoxel

Schule

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