Anfangs elitär – jetzt innovativ

BERNKASTEL-KUES. Vor 50 Jahren war der Winzerberuf in der Gesellschaft kaum anerkannt. Um das zu ändern, taten sich einige schon damals engagierte Männer zusammen. Manche von ihnen sind immer noch aktiv – nicht mehr als Winzer, aber als Ratgeber.

21 wackere Winzer aus der Region gründeten am 14. Januar 1956 im Jugendheim in Bernkastel-Kues den Arbeitskreis der Winzermeister an der Mittelmosel. Erster Vorsitzender war Josef-August Ehses aus Zeltingen. Damals wie heute mit dabei: Matthias Wick aus Kröv und Günter Schanz aus Lieser. Die beiden Gründungsmitglieder gehörten zu den ersten ihrer Zunft, die 1953 die Prüfung zum Winzermeister ablegten. Wer sich dieser Prüfung damals stellte, sei bisweilen als "Spinner" abgetan worden, so als ob er etwas Besseres sein wollte. Von einem "elitären Kreis" war die Rede. Auch der Beruf des Winzers habe damals nicht viel gegolten. Es war Jakob Maßem, der damals die Initiative ergriff, damit sich diese Auffassung ändern sollte, erinnern sich die beiden Gründungsmitglieder Wick und Schanz. Hauptanliegen der Winzermeister war es, sich durch Vorträge und Exkursionen fortzubilden. Das ist bis heute so geblieben: "Es geht um den Erfahrungsaustausch", sagt Vorstandsmitglied Otto Schnitzius (Kröv). Matthias Wick und Günter Schanz heben Höhen und Tiefen miterlebt: in den 50er-Jahren Fassweinpreise, die hervorragend waren; in den 70er-Jahren eine Flaute ab 1975, bis Anfang der 80er-Jahre wieder eine Besserung eintrat; ein neues Weingesetz (im Jahr 1971); neue Rebsorten, die in den Flachlagen gepflanzt wurden; Ernten mit und ohne Ertragsbegrenzung. Es habe, erinnert sich Günter Schanz, Jahre gegeben, in denen die Keller fast übergelaufen seien. "Doch der Wein ist verkauft und auch getrunken worden", erzählt er. Das waren aber auch noch andere Zeiten. "Die Weinproduktion auf der Welt steigt. Doch wer soll den ganzen Wein trinken?", fragt Schanz. Für die beiden Altmeister steht heute auch die Güte obenan. "Die Qualität hat in den vergangen Jahren ganz schön zugenommen", lobt Wick die Nachfolger-Generation. Seit 1995 steht Martin Schömann aus Zeltingen-Rachtig dem Arbeitskreis Winzermeister (derzeit knapp 110 Mitglieder) vor. Ein Mann, der weiß, wie sich die Winzer darstellen müssen, um Erfolg zu haben - gute Produktqualität vorausgesetzt. "Wenn Herzblut und Begeisterung vorhanden sind, verkaufe ich auch", sagt er. Er fordert Einigkeit unter den Leistungsträgern: "Wir müssen an diesem langen, schmalen Fluss mit einer Sprache reden und und uns auf unsere Stärken berufen." Als da sind relativ alkoholarme, fruchtige Rieslinge. In den Anfangsjahren wurde sogar noch Most gesammelt, um die Kassenlage des Arbeitskreises zu verbessern. Matthias Wick war der Erste, der 1958 300 Liter Most für 1,60 Mark pro Liter kaufte. So etwas ist heute nicht mehr nötig. Auch wenn der Jahresbeitrag nur sechs Euro beträgt, kann sich Geschäftsführer und Kassierer Leo Heiden (Brauneberg) auf andere Arbeiten konzentrieren: beispielsweise auf die Planung von Exkursionen in andere Weinbauregionen oder die Jahresabschlussproben, bei denen auch immer die Schatzkammer geöffnet wird. In ihr lagern Weine bis zum Jahr 1953.

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