Angeklagter wehrt sich gegen Missbrauchsvorwurf

Trier/Morbach · Sexueller Missbrauch von Kindern in mehreren Fällen wird einem 53-jährigen Morbacher vorgeworfen. Am zweiten Verhandlungstag im Morbacher Missbrauchsprozess stellt sich der Angeklagte als Opfer einer Verschwörung dar. Ein volles Geständnis verweigerte er. Doch dann räumte der Mann in einem Teilgeständnis leichtere Intimitäten mit einer Zwölfjährigen und zwei weiteren Kindern ein.

Trier/Morbach. Das Herz des Angeklagten gilt der Musik, er spielt Klavier, war bis zur Festnahme Mitglied einer Jazzband, und sein Geld verdiente der Vater dreier Kinder als Heizungsbauer und in ähnlichen technischen Berufen. Der Mann auf der Anklagebank, dem schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen wird, erzählt weitschweifig mit dünner Stimme und weicht den Fragen aus.
Er räumt aber ein, ab 2010 zu dem damals zwölfjährigen Mädchen aus der Nachbarschaft ein besonderes Verhältnis gepflegt zu haben. Das Kind habe seine Nähe gesucht, weil in dessen Familie unbeschreibliche Verhältnisse geherrscht hätten. Und weil er das wisse und sage, sitze er heute hier.
Der Vater des Mädchens habe die Tochter instrumentalisiert, damit er in den Knast komme. Sie werde in dem Verfahren gegen ihr besseres Wissen Unwahrheiten sagen. Auch alle anderen Belastungszeugen seien irgendwo mit dem Vater des Mädchens im Bunde, glaubt der Beschuldigte.Kein strafmilderndes Geständnis


In diesem Zusammenhang zitiert der Vorsitzende Richter Albrecht Keimburg aus einem Brief des Angeklagten. Darin äußert sich der 53-Jährige auf das Übelste über die Eltern des Mädchens.
Mehrfach aber vergebens versucht der Vorsitzende, dem Angeklagten eine Brücke zum strafmildernden vollen Geständnis zu bauen. Auch verweist er auf die erdrückende Last der Zeugenaussagen im Ermittlungsverfahren. Keimburg dazu: "Ein Bombardement an Belastungsaussagen aus allen Ecken."
Die eigene, heute volljährige Tochter, habe ihn nun wegen eines Vorfalls mit dem Vater angezeigt, der ihr im Alter von vier Jahren widerfahren sei. Von seiner heute getrennt lebende Ehefrau sei er danach zu einem Psychotherapeuten geschickt worden. Von der Frau zitiert der Vorsitzende auch folgenden Ausspruch: "Damals habe ich dafür gesorgt, dass keine Kinder mit ihm allein im Haus sind".
Doch der Angeklagte bleibt bei seiner Kuschel-Version mit dem "armen Nachbarkind", räumt aber ein, dass es mehr war als reine Freundschaft. Auch gesteht er einen Vorfall mit den zwei Freundinnen des Mädchens, ebenso die Sache mit seiner eigenen Tochter, aber dieser Vorfall sei "ungewollt" gewesen. Das alles dürfte schon für eine Bestrafung wegen sexuellen Kindesmissbrauchs reichen. Doch den letzten Schritt, mit dem der schwere Missbrauch beginnt, den gesteht er nicht. "Ich habe gerne Kontakt, aber ich mag keinen Sex", sagt der Angeklagte.
Die Verhandlung wird am 20. August, 9 Uhr, fortgesetzt.

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