Angst vor dem Allerschlimmsten

BISCHOFSDHRON. (urs) Mit der gesamten Familie haben sich Eltern krebskranker Kinder zum ersten Mal übers Wochenende getroffen: Erfahrungsaus- tausch und Aufarbeitung.

Spielende Kinder und entspannte Erwachsene - im Bischofsdhroner Freizeitzentrum Idarwald scheint die Welt an diesem Wochenende völlig heil. Dabei hat das Gegenteil die 60 "Urlauber" dort zusammengeführt. "Es hat uns damals den Boden unter den Füßen weggezogen", kommentiert Gabi Wilbert die Diagnose, die das Leben der fünfköpfigen Longkamper Familie änderte. Dabei schien es anfangs harmlos, als Tochter Eva, damals zwölf Jahre alt, am linken Augenunterlid ein Lymphom (Lymphknotenvergrößerung) entfernt wurde. Das kleine "Knübbelchen" tat nicht weh, störte aber und wurde größer. Kurz vor Weihnachten 2003 ging es dann los mit der ersten Chemotherapie, die Eva ein halbes Jahr ins Krankenhaus verbannte. Dass ihr die Haare ausfielen, machte Eva erst gar nicht so viel aus: "Aber es hat sehr lang gedauert, bis die wieder kamen." Schlimm war auch, als ihr Gesicht dicker wurde. "Sie stand vor dem Spiegel und sagte, das bin ich nicht", weiß Vater Klaus noch genau. Auftrieb gab ein Lehrer, der Eva schulisch auf dem laufenden hielt. Ohne ihn hätte sie die Versetzung trotz Unterricht des Fördervereins Krebskranke Kinder nicht geschafft, ist Eva überzeugt. Zumindest darum mussten sich Martin und Anette Botsch aus Klausen nicht sorgen. Als die Ärzte vor zwei Jahren bei ihrem Sohn einen Tumor diagnostizierten, war Tim noch keine drei Monate alt. Es sei ein fürchterlicher Schock gewesen, erzählt seine Mutter von den quälenden Fragen, wie es nun wohl weiter gehe. Bei Chemo denke man ja nur an das "Allerschlimmste". Als die Therapie anschlug, waren sie etwas erleichtert. Zwar sei erst nach sechs Jahren die Gefahr soweit gebannt, doch nach einer Stammzellentransplantation in Köln hatten sie das Gefühl: "Wir haben es geschafft." Was die Familien anderen mit auf den Weg geben, ist: "Dass man versucht, offen damit umzugehen", so Klaus Wilbert. Eine Kraftquelle kommt laut Martin Botsch von den Kranken selbst: "Die Kinder gehen erstaunlich gut damit um." Und das bestärke, alles zu versuchen, die Krankheit zu besiegen. Wichtig seien aber auch die Gesprächskreise. "Da sind ja auch neue Familien, denen wir vermitteln können, dass es gut gehen kann", sagt Gabi Wilbert. Dies hatte sie auch zu der Idee mit dem Wochenende in Bischofsdhron angeregt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort