Anleger investieren in historische Gebäude in der Altstadt

Wittlich · In der Wittlicher Altstadt stehen noch viele Gebäude leer, aber im Hintergrund sind Makler tätig, die Gebäude nachhaltig vermieten und verkaufen wollen. Dabei werden neue Geschäftskonzepte entwickelt, um Wohnungen und Geschäfte unter ein Dach zu bringen.

Wittlich. Wer durch die Wittlicher Fußgängerzone spaziert, wundert sich über die vielen Leerstände. Alteingesessene Geschäfte sind aufgegeben, es stehen rund 20 Ladenlokale leer. "Viele Immobilien sind nicht mehr zeitgemäß," sagt Makler Marvin Jeske. Umfangreiche Baumaßnahmen seien erforderlich, um ein Gebäude wieder verkaufen oder vermieten zu können. Ein solches Beispielprojekt ist die Neustraße 16. "Hier haben wir ein Haus entkernt und wieder voll vermietet," sagt Jeske. Seine Strategie: "Zuerst muss anspruchsvoller Wohnraum geschaffen werden. Wenn der an das entsprechende Klientel vermietet ist, dann kann man ein dazu passendes Geschäft suchen." Seine Firma erstellt dazu passende Entwicklungskonzepte. Dazu zählen zum Beispiel Immobilien in der Neustraße 37, 27 und in der Burgstraße 37, wo bereits alle Wohnungen vermietet seien. "Wir haben hier auch schon Interessenten, die das Ladenlokal anmieten wollen," sagt der Makler, der selbst in der Altstadt wohnt und überzeugt ist: "Wittlich hat eine schöne Altstadt, in der man auch gut wohnen kann."Käufer aus Moskau


Doc h wie kommt es zu den hohen Investitionen, die plötzlich in Wittlich erfolgen? "Das hat auch mit der Bankenkrise und dem schwachen Euro zu tun", sagt Jeske. Viele sehr vermögende Leute investieren lieber in Immobilien, darunter sind Investoren aus Berlin, Potsdam, aber auch aus St. Petersburg oder Moskau.
Norbert Schmitz, Leiter der Abteilung Immobilien bei der Sparkasse Mittelmosel Eifel Mosel Hunsrück, kann diesen allgemeinen Trend bestätigen: "Schon seit Jahren neigen Kapitalanleger gerne dazu, Teile des Gesamtvermögens langfristig in Immobilien anzulegen. Dieser Trend hat sich in den vergangenen Jahren mit Blick auf die Geldwertstabilität und die derzeit günstigen Finanzierungsmöglichkeiten verstärkt. Viele Anleger schichten derzeit Teile des Geldvermögens in Immobilienanlagen um."
Dabei ginge es nicht mehr ausschließlich um die Rendite, sondern auch um die langfristige Kapitalerhaltung. Mehr denn je werde auf den Standort geachtet. Das Angebot in sehr guten Lagen sei sehr knapp. In diesen Lagen würden bei konstant hoher Nachfrage innerhalb kurzer Zeit hohe Verkaufspreise erzielt.
Ludwig Schönhofen von Immobilien Sünnen beobachtet die Entwicklung speziell der Wittlicher Innenstadt kritisch. Er sieht wenig Veränderung, was das Einzelhandelsangebot betrifft. "Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Viele Leute kaufen in den Einkaufszentren, im Internet oder fahren gleich nach Trier", sagt Schönhofen. Das sei ein normaler Prozess, weil das Marktverhalten sich geändert habe.
Astrid Krebs von Immobilien Krebs PBV stellt klar: "Das Vermieten von Geschäftsräumen ist schwieriger als die Wohnraumvermietung. Es muss eben passen. Manch ein Kunde will 70 Quadratmeter, der andere 150." Was Wohnungen betrifft, zeige die Wittlicher Innenstadt eine positive Entwicklung, es gebe viele Nachfragen. "Wenn dort wieder mehr Menschen wohnen, wird es auch leichter, Geschäftsräume zu vermieten, weil mehr Bedarf da ist", fasst sie zusammen.
Karsten Mathar vom Stadtmarketing Wittlich erinnert daran, dass Aktionen im Bereich der Innenstadt veranstaltet werden, um ihre Attraktivität zu erhöhen, unter anderem die Wittlicher Kulturtage, Music and Air und Kino-Open-Air. Es gebe zudem das Entwicklungskonzept "Aktive Innenstadt", das Fördergelder auf Antrag zur Verfügung stelle.

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