Anlieger wollen keine Busse vor ihrem Haus

Traben-Trarbach · Einstimmig hat der Stadtrat Ende Juni beschlossen, am Ortseingang von Trarbach vor dem Weingut Louis Klein acht Busstellplätze zu bauen. Jetzt melden sich Louis Klein und seine Tochter Ulrike Boor zu Wort. Mit diesen Plänen sind sie wegen des zu erwartenden Lärms und der Sichtbeeinträchtigung nicht einverstanden.

Traben-Trarbach. Wer aus Richtung Wolf kommend nach Trarbach fährt, blickt auf die mitten im Verkehrskreisel stehende große Doppelkopfstatue. Das Kunstwerk ist originell und ergibt ein attraktives Bild. Auf der anderen Seite Trarbachs, Richtung Enkirch, gibt es nichts Vergleichbares. Dort steht seit 114 Jahren das von einer Böschung verdeckte, im klassizistischen Stil erbaute Anwesen Weingut Louis Klein. Genau vor diesem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude plant die Stadt acht Busparkplätze, weil am Moselufer Stellplätze wegfallen. Was das Ganze kosten wird, steht noch nicht fest.
Insgesamt verfügt die Stadt dann über acht Busstellplätze in Trarbach und neun in Traben. Zum Vergleich: In Bernkastel-Kues gibt es 27 Busparkplätze.
Bis zum Bau des Verkehrskreisels mit der Doppelkopfstatue konnten sechs Busse auf dem Platz am Moselufer in Trarbach parken. Doch durch den Kreisel ist die Fläche kleiner geworden. Dort dürfen nach dem vom Stadtrat beschlossenen Plan keine Busse mehr parken, sondern nur noch kurz anhalten, damit Leute, die auf ein Fahrgastschiff wollen, ein- und aussteigen können.
Ulrike Boor, die mit Ehemann Markus in einem Haus neben dem Weingut wohnt, durfte als Stadtratsmitglied nicht mitstimmen, weil sie betroffen ist. Sie und ihr Vater haben vor vier Wochen einen Brief an die Stadt geschrieben, in dem sie Argumente gegen die Parkplatz-Pläne der Stadt auflisten. Sie befürchten wegen der Busse mehr Lärm, außerdem würden die knapp vier Meter hohen Busse vor dem Gebäude sehr ins Auge fallen. Dadurch würde auch das Stadtbild sehr leiden.
Louis Klein weist noch auf einen weiteren Aspekt hin: "In der Straße entlang unseres Anwesen parken regelmäßig etwa 25 Autos. Das sind größtenteils Arbeitnehmer und Anlieger aus der Brückenstraße. Kommen dort acht Busstellplätze hin, verbleiben nur noch zehn PKW-Parkplätze."
Busparkplatz wird begrünt


Boor und Klein schlagen einen Kompromiss vor: Drei Busse könnten am Ende der Straße vor ihrem Haus parken, aber nicht mehr. Auf dem Moselparkplatz sollte die Stadt weitere drei Busparkplätze ausweisen. Dies wäre auch im Sinne der Schifffahrtsunternehmen, weil sich dort die Anlegestellen für die Fahrgastschiffe befinden. Außerdem, so Klein und Boor, gebe es am Trabener Moselufer vor dem Hotel Anker noch acht Parkflächen für Busse. Diese würden aber wegen fehlender Hinweisschilder nur wenig genutzt. Auch in der Nähe des Sportplatzes in Rissbach könnten auf den freien Flächen Busse abgestellt werden. Klein und Boor hatten auf Unterstützung von der Denkmalschutzbehörde gehofft. Doch die hat kein Problem damit, wenn vor dem denkmalgeschützen Haus Busse stehen.
Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus hält die vom Stadtrat getroffene Entscheidung nach wie vor für die beste Lösung. Der Busparkplatz werde begrünt und bepflanzt und so gestaltet, dass das Stadtbild kaum beeinträchtigt werde. Pönnighaus: "Die Busse werden nicht auf einem Präsentierteller stehen." Und weiter: "Es müssen gelegentlich Entscheidungen getroffen werden, die einzelnen Bürgern nicht gefallen. Das Gesamtwohl aller geht immer vor."
Extra


Nach Auskunft von Matthias Holzmann, Leiter der Tourist-Information Traben-Trarbach, zählt die Stadt pro Jahr 65 000 Übernachtungsgäste, die im Schnitt 3,1 Tage bleiben (200 000 Übernachtungen). Davon reisen schätzungsweise 80 Prozent mit dem Auto an, 15 Prozent mit der Bahn und fünf Prozent mit Bussen. Von den Tagestouristen würden etwa 40 Prozent mit Ausflugs- oder Hotelschiffen kommen, jeweils 15 Prozent mit dem Auto beziehungsweise der Bahn. 300 000 Tagestouristen reisten mit dem Bus an, wobei aber der größte Teil von ihnen direkt ein Fahrgastschiff besteige.

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