Anschaulicher Geschichtsunterricht

Das anlässlich des 100. Internationalen Frauentages von der Gemeinde Morbach geschnürte Programm-Paket hat nicht nur Frauen aus der Einheitsgemeinde begeistert. Wanderung, Ausstellungsführung, Weinprobe und eine historische Frauen-Talkrunde lockten auch Besucherinnen aus benachbarten Verbandsgemeinden.

 Sigrid Schulte als Hebamme Eleonore Maul, Brigitte Nikolai als Sponheimer Gräfin Elisabeth von Valkenburg, Charlotte Berlandi als Hexe und Eveline Mehler als Margarethe Utsch-Puricelli, die nach dem Tod ihres Mannes die Leitung der väterlichen Rheinböller Hütte übernahm, erinnern in einem Schauspiel an Frauen, die Geschichte geschrieben haben. TV-Foto: Ursula Schmieder

Sigrid Schulte als Hebamme Eleonore Maul, Brigitte Nikolai als Sponheimer Gräfin Elisabeth von Valkenburg, Charlotte Berlandi als Hexe und Eveline Mehler als Margarethe Utsch-Puricelli, die nach dem Tod ihres Mannes die Leitung der väterlichen Rheinböller Hütte übernahm, erinnern in einem Schauspiel an Frauen, die Geschichte geschrieben haben. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. (urs) Rund 50 Frauen folgen im Archäologiepark Belginum gebannt den Worten der Filia-Akteurinnen (siehe Extra). Sie begleiten eine Zeitreise, die von einer Keltin zu Persönlichkeiten verschiedener Epochen, zu einer als Hexe verbrannten Bäuerin und zu heutigen Frauen führt.

Sie alle berichten in wenigen Sätzen von ihren Schwierigkeiten und von der Stellung der Frau in ihrer Zeit. Dass dabei die Keltin im Vergleich zu nachfolgenden Generationen oder gestressten heutigen Müttern gut abschneidet, ist bemerkenswert.

Allzu viel habe sich nicht geändert für die Frauen, meinte Besucherin Heidemarie Kümpel-Kadlec. Als Beispiel nannte sie bescheidene Witwenrenten. Keltinnen seien da gut versorgt gewesen. Geachtet in ihren Stämmen, die mit sorgten die Kinder, konnten sie mit Handel ihren Unterhalt bestreiten. Jahrhunderte später mussten adlige Witwen für das Wohl ihrer Kinder kämpfen oder auf Knien darum bitten und auch Kriegerwitwen des 20. Jahrhunderts hatten ihre Not, ihre Kinder durchzubringen.

"Ich bin hin und weg von dieser Zeitreise", lobte Hannelore Kasper.

Petra Bürger, wie sie aus Morbach, freute sich, "so nah an unseren keltischen Wurzeln" zu leben. Begeistert vom "gelungenen" Programm zum 100. Internationalen Frauentag war auch die Traben-Trarbacherin Bernadette Hack. Die Frauen-Talkrunde sei die Krönung des Tages mit Wanderung, Ausstellungsbesuch und Weinprobe: "Kompliment für das, was da auf die Beine gestellt wurde."

Verbindung von Beruf und Familie bis heute schwierig



Adressat ist die Morbacher Gleichstellungsbeauftragte Beate Ninnemann, deren Programm Besucherinnen aus den Verbandsgemeinden Hermeskeil, Thalfang, Wittlich und Kröv-Bausendorf lockte. Unterstützt wurde sie von Kreis-Kollegin Gabriele Kretz und Museumsleiterin Rosemarie Cordie. Sie bezeichnete den von den Kelten bis zur Hunsrücker Friedensbewegung gespannten Bogen als bemerkenswert: "2500 Jahre Frauengeschichte - und das hier in Belginum."

Bürgermeister Gregor Eibes sprach von einem anschaulichen Geschichtsunterricht, bei dem Jeder habe mitfühlen können. Manches, wofür Frauen gekämpft hätten, sei wie der "gleiche Lohn für gleiche Arbeit" ja bis heute nicht erfüllt. Und auch das Verbinden von Familie und Beruf sei nach wie vor schwierig. extraLAG-Tochter Filia: Die Frauengruppe Filia (Tochter) ist aus dem Projekt "Frauengeschichte der Hunsrück-Region" geboren. Dieses ist ein Baustein der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Hunsrück, gefördert über das europäische Leader-Programm. In der Gruppe haben sich Gästeführerinnen zusammengefunden, die in historischen Gewändern durch die Geschichte geleiten. Sie wollen auf die "Kultur der Weiblichkeit der Region" aufmerksam machen. Die LAG zielt darauf ab, über die Region hinaus für den Hunsrück und dessen keltisch-römisches Erbe zu werben. Weitere Frauen-Projekt-Bausteine sind die Ausstellung "Spannende Geschichte(n) - Frauen und Mode" im Archäologiepark oder das 2009 erschienene Buch "Zwischen Tradition und Aufbruch". Außerdem laufen Vorbereitungen für Ausstellungen in Simmern, Kastellaun und Neuerkirch (Simmern). Der Premiere in Morbach sollen bei entsprechender Nachfrage weitere Aufführungen folgen. (urs)

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