Großlittgen/Himmerod Anschlag auf Forellenzucht des Klosters Himmerod vereitelt

Großlittgen/Himmerod · 60­ 000 Fische entgehen nur knapp der Katastrophe: Ein Unbekannter soll den Zufluss zur Fischfarm im Kloster Himmerod sachkundig mit Schalbrettern verstopft haben.

 Tatort Abtswehr: Wie Richard Kaut, Betriebsleiter der Forellenzucht im Kloster Himmerod, sagt, soll ein Unbekannter der Fischzucht das Wasser abgedreht haben, indem er den Zufluss von der Salm auf professionelle Art mit Schalbrettern aus dem Baubedarf verschlossen habe.

Tatort Abtswehr: Wie Richard Kaut, Betriebsleiter der Forellenzucht im Kloster Himmerod, sagt, soll ein Unbekannter der Fischzucht das Wasser abgedreht haben, indem er den Zufluss von der Salm auf professionelle Art mit Schalbrettern aus dem Baubedarf verschlossen habe.

Foto: Christian Moeris

War es Gottes Hilfe oder Zufall? Ein großes Glück wohl allemal, denn um Haaresbreite wären in der Fischzucht im Kloster Himmerod mehr als 60 ­000 Forellen elendig verendet – was verhindert werden konnte. Ein Unbekannter, sagt Betriebsleiter Richard Kaut, habe der Fischzucht mit Absicht den Hahn abgedreht, indem er den Frischwasserzufluss aus der Salm mit Schalbrettern gestaut habe. „Wenn nicht unser Mitarbeiter Martin Tyszkowski gegen 18 Uhr nochmal über die Anlage geschaut hätte, wäre es am Samstag, 28. Juli,  in Himmerod zu einer großen Katastrophe gekommen“, sagt Kaut. Dann wären mehr als 60 000 Forellen in sieben Zuchtteichen an Sauerstoffmangel und Überhitzung elendig verendet. „Der Mitarbeiter rief mich an und teilte mir mit, dass der Wasserspiegel in unserem Zufluss um etwa 50 Zentimeter gesunken sei. Ich bin dann direkt zum 1,5 Kilometer entfernten Abtswehr gefahren, wo das Wasser für die Fischzucht von der Salm abgezweigt wird.“ Was er dort gesehen habe, sagt Kaut, habe ihm die Sprache verschlagen. „Jemand hatte den Zufluss zur Fischzucht auf professionelle Art mit Schalbrettern verschlossen. Diese Schalbretter aus dem Baubedarf müssen dort extra hintransportiert worden sein“, meint Kaut, „und das waren keine Kinder, die mal den Fluss stauen wollten.“ Kaut ist sich sicher, dass dahinter ein erwachsener Täter steckt, welcher der Forellenzucht Schaden habe zufügen wollen. Kaut: „Ohne Namen nennen zu wollen, habe ich sogar einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte, aber keine Beweise dafür.“

Der Betriebsleiter des Integrationsbetriebes hat jedenfalls bei der Polizei eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt. Denn der wirtschaftliche Schaden, welchen die Forellenzucht beinahe erlitten hätte, beziffert Kaut auf mehr als 120 000 Euro.

Kaut: „Wenn die Forellen in den sieben Zucht- und zwei Hälterteichen nicht mit 160 bis 200 Litern Frischwasser pro Sekunde durch den Zufluss aus der Salm versorgt werden, ersticken die Tiere innerhalb weniger Stunden und verenden elendig. Deshalb fischte Kaut die Schalbretter sofort mit den eigenen Händen aus dem Wasser und löste so die Stauung auf: So wurden die Fische kurze Zeit später wieder  mit Frischwasser und Sauerstoff versorgt. Ich schätze, dass wir vorher 15 bis 30 Minuten keinen Zufluss hatten.“

Drei oder fünf Stunden später wäre alles zu spät gewesen, meint Kaut. So lange würden es die Tiere bei der aktuellen Hitzeperiode nicht ohne Frischwasser aushalten.

 Schatten und Sauerstoff: Die Sonne hat das Wasser in den sieben Zuchtteichen bereits auf 17,3 Grad erhitzt. Die Wassertemperatur im Zulauf aus der Salm liegt aktuell bei 17 Grad. Forellen fühlen sich eigentlich bei elf Grad wohl und würden einen weiteren Temperaturanstieg auf 19 Grad kaum überleben. Um den Temperaturanstieg  zu begrenzen, schwimmen Styroporplatten auf der Wasseroberfläche.  Zudem wird für die Sauerstoffversorgung der Tiere Luft in die Teiche geblasen.

Schatten und Sauerstoff: Die Sonne hat das Wasser in den sieben Zuchtteichen bereits auf 17,3 Grad erhitzt. Die Wassertemperatur im Zulauf aus der Salm liegt aktuell bei 17 Grad. Forellen fühlen sich eigentlich bei elf Grad wohl und würden einen weiteren Temperaturanstieg auf 19 Grad kaum überleben. Um den Temperaturanstieg  zu begrenzen, schwimmen Styroporplatten auf der Wasseroberfläche.  Zudem wird für die Sauerstoffversorgung der Tiere Luft in die Teiche geblasen.

Foto: Christian Moeris
 Hitzestress für mehr als 60 000 Forellen in Himmerod: Die hohe Wassertemperatur und dazu der geringe Sauerstoffgehalt sind für die Tiere nicht optimal.

Hitzestress für mehr als 60 000 Forellen in Himmerod: Die hohe Wassertemperatur und dazu der geringe Sauerstoffgehalt sind für die Tiere nicht optimal.

Foto: Christian Moeris

„Die Forellen sind wegen der Hitze momentan eh total gestresst und wenn wir das erst am nächsten Morgen bemerkt hätten, wäre alles zu spät gewesen. Dann hätten hier mehr als als 60 000 Forellen mit dem Bauch nach oben geschwommen und wir hätten sie entsorgen müssen.“  Die Mast zu neuen verkaufsfertigen Forellen hätte ein halbes Jahr Zeit, in der keine Forelle hätte verkauft werden können, in Anspruch genommen. In der Forellenzucht im Kloster ist die Lage aufgrund der enormen Hitze eh schon angespannt. „Statt eines üblichen Sauerstoffgehalts von mehr als 95 Prozent haben wir aufgrund des geringeren Zuflusses nur noch 61 Prozent“, erklärt Kaut. Zudem sei die Wassertemperatur in den Teichen von den gewünschten elf Grad auf mehr als 17 Grad gestiegen. „Im Moment sind die Tiere empfindlich. Wir dürfen sie gar nicht füttern, weil die Forellen zur Verdauung noch mehr Sauerstoff verbrauchen würden. Ohne Futter fahren sie den Stoffwechsel hingegen etwas herunter.“ Um den Temperaturanstieg in den Teichen zu bremsen, kommen Styroporplatten, die auf dem Wasser treiben, zum Einsatz. „Wir haben dazu noch 4000 Euro investiert, um Lüfter zu kaufen, mit denen wir Sauerstoff in die Teiche blasen.“ Dennoch bleibe die Lage in der Himmeroder Forellenzucht wegen der Hitze angespannt, sagt Kaut. „Es darf jetzt nichts passieren. Die Tiere sind höchst sensibel.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort