Ansprechende Symbiose

Zeltingen-Rachtig. (gkl) Ganz sicher konnte man sich bei "Faszination Gregorianik und Orgel" nicht sein: Befindet man sich in einem Konzert oder doch eher in einem Gottesdienst? Die Veranstaltung in der katholischen Pfarrkirche St. Marien in Zeltingen-Rachtig war dem Andenken an den vor einem Jahr verstorbenen Luxemburger Kathedralorganisten Carlo Hommel gewidmet.

 Die technischen Fähigkeiten von Kantor Reinhold Richter ließen die musikalischen Inhalte beim Konzert erstrahlen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Die technischen Fähigkeiten von Kantor Reinhold Richter ließen die musikalischen Inhalte beim Konzert erstrahlen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Die Gestaltung hatten der Mönchengladbacher Kantor Reinhold Richter an der Orgel sowie der Bernkasteler Kirchenmusiker Josef Thiesen mit einer Choralschola übernommen. Für das Programm zeichnete posthum Hommel verantwortlich, denn eigentlich hätte er dieses Konzert vor fast genau einem Jahr präsentieren sollen. Kern des Programms war die "Messe pour les Couvents" des französischen Meisters François Couperin le Grand, verknüpft mit der im gregorianischen Stil gehaltenen Messe im sechsten Ton, der "Messe Imperiale" von Jean-Babtiste Lully. Die alternierende Weise, in der Richter und die Schola die beiden Werke miteinander verknüpften, griff ganz auf die dialogische Praxis zurück, wie sie in früheren Jahrhunderten in den Konventen gepflegt wurde. Mehrere Dinge belegte dieses Konzert. Da war zunächst einmal der gregorianische Choral, der immer mehr zugunsten neuerer Musikformen in den Hintergrund treten muss. So wie Thiesen mit seiner Schola diese Gesänge vorstellte, kann man das nur bedauern. Die zehn Sänger demonstrierten sehr deutlich, welche Ruhe, aber auch welche Spannung und Kraft in dieser Form des Messgesanges liegt. Richter zeigte mit seinem Spiel, welch farbenreiche Brillanz in den barocken Orgelkompositionen liegt. Gerade in der Interpretation der französischen Meister hat er sich einen guten Namen erworben. Das Zusammenspiel seiner technischen und gestalterischen Fähigkeiten mit dem Klangreichtum der Rachtiger Orgel ergab eine inhaltsschwere, ansprechende Symbiose. Den Rahmen für diesen Teil des Konzertes bildeten Präludium und Fuge in Es-Dur, BWV 552, von Johann Sebastian Bach. Auch hier bildeten Richters technische Fähigkeiten die Plattform, von der aus er das Inhaltliche dieses vielleicht bedeutendsten Orgelwerks Bachs erstrahlen lassen konnte. Es war erhabene Musik, die das Gotteshaus füllte, das Konzert zu einer Andacht werden ließ und dem Andenken an einen großen Musiker in vollem Umfang gerecht wurde.

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