Antikes Erbe erhalten, pflegen und beleben

Wittlich · Die Stadt Wittlich investiert 19 000 Euro in die Zukunftsplanung für die römische Villa. Der Fokus eines Grobkonzepts, das der Stadtverwaltung vorgestellt wurde, liegt zunächst auf dem Erhalt der Reste des spätantiken Bauwerks.

Wittlich. Vor 1800 Jahren steckte noch Leben in den alten Mauern: Kaufleute in Toga liefen hektisch umher, in den Ställen roch es nach Heu und Pferdemist, auf den Feldern schufteten die Sklaven.
Heute braucht man viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass es zwischen Wittlich und Altrich einmal so ausgesehen haben könnte. Denn die "römische Villa", wie sie im Volksmund genannt wird, ist nur noch eine von einer Brücke der Autobahn A1 überspannte Ruine.
Lange Zeit war unklar, was mit den antiken Überresten geschehen soll. Bis die Stadt Wittlich im März die Bonner Firma "Projekt 2508" beauftragte. Für 19 000 Euro sollte diese ein Konzept erstellen, wie die Villa touristisch aufgewertet werden kann (der Trierische Volksfreund berichtete).
Erstes Konzept liegt vor


Bei einem Treffen mit der Stadtverwaltung haben Vertreter der Firma nun einen ersten Entwurf ihres Konzepts vorgestellt.
"Dieses Grobkonzept soll der Arbeitsgruppe vorgestellt werden, in der dann ein Konsens für ein Entwicklungs- und Realisierungskonzept gefunden werden soll", sagt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Wegen der anstehenden Kirmesvorbereitungen werde sich die Arbeitsgruppe erst Ende September zusammensetzen. Laut Jacoby werden in der Arbeitsgruppe "die beteiligten Behörden und der planende Architekt" vertreten sein. Auch der Verein Wittlicher Kulturgüter, der eigens aus Interesse an der römischen Villa gegründet wurde, könne sich an der Gruppe beteiligen.
Schutz vor Randalierern

 Vor rund 1800 Jahren gingen solche Herren in dem antiken Bauwerk ein und aus. TV-Foto: Archiv

Vor rund 1800 Jahren gingen solche Herren in dem antiken Bauwerk ein und aus. TV-Foto: Archiv


Details des Entwurfs sind bislang nicht bekannt. Kathrin Hieke, Projektleiterin bei "Projekt 2508", sagt: "Ein ganz wichtiger Punkt in dem Konzeptentwurf ist der Erhalt und die langfristige Pflege der römischen Villa." Dabei spiele auch der Schutz vor Randalierern eine Rolle. "Außerdem geht es um eine anschauliche und attraktive Vermittlung der Bedeutung des Bauwerks."
Das heißt konkret: Die ursprünglichen Dimensionen der Villa müssen kenntlich gemacht werden. Wie diese Idee umgesetzt werden soll, kann das "Projekt 2508" noch nicht sagen: "Dafür sind Eingriffe nötig, die wir erst mal mit der Denkmalpflege abklären müssen."
Auch andere Behörden, etwa das Autobahnamt, haben im Fall "römische Villa" ein Wörtchen mitzureden. Mit diesen Behörden, so Hieke, wolle man sich ebenfalls absprechen.
Dann kann ein vollständiges Konzept erarbeitet werden, das endgültig über die Zukunft der römischen Villa entscheidet - und vielleicht dafür sorgt, die alten Mauern wieder mit Leben zu füllen.
Das "Projekt 2508" bietet verschiedene Dienstleistungen für Kultur und Tourismus an. So betreut die Firma zum Beispiel Ausstellungen und kümmert sich um die Pressearbeit von Museen und Kultureinrichtungen. Eine wichtige Rolle für die Region spielte das "Projekt 2508" schon 2007: Damals betreute es die Konstantin-Ausstellung in Trier. Der Firmenname leitet sich vom Gründungsdatum ab, dem 25. August 2003. gub Erbaut wurde die Villa zwischen 150 und 200 nach Christus. Mit einer Länge von 140 Metern und einer Breite von 28 Metern gilt sie als eine der größten Villen nördlich der Alpen. Um 350 wurde sie von den Franken zerstört. Heute sind nur noch Reste des teilweise rekonstruierten Mitteltraktes sichtbar. Die erste Ausgrabung fand 1904 statt. Der besonders gut erhaltene Südflügel wurde 1972 durch den Bau der Autobahn zerstört. Seit 1984 stehen die Villa und das umliegende Gelände unter Denkmalschutz. gub

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