Anwohner wollen kein Verkehrslabor

Wittlich · Was passiert, wenn die Kurfürstenstraße in Wittlich für den Durchgangsverkehr unattraktiv gemacht wird? Das will die Verwaltung ab den Sommerferien testen. In angrenzenden Wohngebieten, in die der Verkehr ausweichen könnte, gibt es Protest.

Wittlich. Wohin nur mit dem Verkehr, dessen man nicht mehr Herr wird? Das ist die Frage in Wittlichs Oberstadt. Zentraler Knackpunkt ist die Kurfürstenstraße mit 12 000 Fahrzeugen und über 2000 Fußgängern täglich - hauptsächlich Schüler. Die Verkehrsachse ist umzingelt von Busbahnhof, Einkaufszentrum, Fürstenhof, Verbandsgemeindeverwaltung und künftig Wittlichs neuem Rathaus. All das lockt Menschen und Fahrzeuge, hinzu kommt der Durchgangsverkehr, etwa von der Autobahnkommend an der Kreisverwaltung vorbei zur Friedrichstraße. Und der soll verbannt werden (der TV berichtete).
5000 Fahrzeuge weniger sind das Ziel. Nur wohin mit denen? Auf keinen Fall durchs Wohngebiet! Das ist die Haltung der Menschen, die im angrenzenden Unterem und Oberem Sehlemet und im Talweg leben und arbeiten. Schon jetzt führt eine Abzweigung von der Kurfürstenstraße in diese drei Straßen. Doch was passiert, wenn dieser Weg in Zukunft für den Durchgangsverkehr attraktiver ist als die Kurfürstenstraße? Die soll in den Sommerferien testweise so umgestaltet werden, dass sie für die genannten 5000 Fahrzeuge als Durchgangsstrecke nicht mehr infrage kommt.
Genau weiß keiner, wohin der Verkehr dann ausweicht, wahrscheinlich ist, dass das allgemein "Sehlemet" genannte Wohngebiet betroffen sein wird. Doch die Anwohner wollen nicht zum Versuchskaninchen im Verkehrslabor Oberstadt werden. Deshalb sammelte Franz Bernd Unterschriften. Er wohnt mit seiner Familie im Unterem Sehlemet, der in etwa parallel zur Kurfürstenstraße liegt. "Wir als Anlieger und Betroffene im Wohn- und Schulbereich erheben Einspruch gegenüber der vorgesehenen Verkehrsführung" steht auf der Liste, auf der im Unterem Sehlemet jeder unterschrieben hat.
Mit den weiteren Unterzeichnern aus den beiden anderen Straßen sind es 89 Bürger, die Bedenken gegen den Versuch haben. Ein Argument: Schon jetzt sei die Situation in den engen Wohnstraßen, die zudem Arztpraxen, eine Apotheke plus die Grundschule und das Finanzamt zur Adresse haben, katastrophal. "Das ist doch jetzt schon ein Unding. Versuchen Sie mal, von hier in die Friedrichstraße abzubiegen oder zu parken oder aus dem Grundstück herauszufahren", sagt Ilse Überholz.
Zudem sei die Testphase, in der festgestellt werden soll, wohin sich der Verkehr aus der Kurfürstenstraße verlagere, in die Sommerferien gelegt. "Das ist ja nicht die Realität." Die kann allerdings danach noch eintreten, denn der Versuch wird laut bisherigen Angaben der Stadtverwaltung drei Monate dauern.
Die Unterzeichner der Unterschriftenliste halten das für eine "verrückte Idee".
Aber das wollen sie zunächst einmal mit Bürgermeister Joachim Rodenkirch besprechen. Franz Bernd Überholz sagt: "Ich habe um ein Gespräch gebeten. Er soll nur wissen, welche Bedenken wir haben."

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