Anzeigenhaie tricksen Edelsteinmuseum aus

Idar-Oberstein · Mit einer raffinierten Masche haben Anzeigenhaie mehrere Geschäftsleute aus Idar-Oberstein ausgetrickst. Auch das Deutsche Edelsteinmuseum in Idar gehört zu den Opfern. Es sieht sich jetzt mit zwei Rechnungen in einer Größenordnung von jeweils rund 900 Euro konfrontiert.

Idar-Oberstein. "Das wird mir eine Lehre sein", meint Museumsleiterin Anette Fuhr rückblickend. Sie ärgert sich im Nachhinein, dass sie auf die ominösen Anzeigenvertreter hereingefallen ist. Doch die gingen höchst professionell vor. Sie gaben vor, es handele sich um den Folgeauftrag für eine Anzeige in der von der Stadt mitherausgegebenen Idar-Obersteiner Bürgerbroschüre. Der seriös auftretende Herr legte bei seinem Besuch bereits einen Korrekturabzug mit einer Kopie des Inserats vor, mit dem das Museum in der Broschüre immer für sich wirbt. Geschickterweise hatten die Betrüger sogar ein paar kleine Fehler eingebaut. Nachdem sie diese korrigiert hatte, unterschrieb Anette Fuhr die Vorlage in aller Eile - und in gutem Glauben, ohne das Kleingedruckte zu lesen. "Ich habe keinerlei Verdacht geschöpft", erinnert sie sich.
Das böse Erwachen kam, als Wochen danach zuerst die Broschüren und am Tag darauf die Rechnung eintrafen. "Da wusste ich, dass etwas nicht stimmt." Jörg Lindemann, der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende des Museums, reagierte umgehend: In einem Schreiben an die beiden Verlage kündigt der Jurist an, "dass wir unter keinen Umständen die von Ihnen geforderte Rechnung begleichen werden und uns nicht vor einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit Ihrem Haus scheuen werden". Lindemann erklärte den Widerruf des Vertrages - und die Anfechtung wegen arglistiger Täuschung und Irrtums.
Mit der gleichen Methode legten die Anzeigenwerber auch andere Geschäftsleute in Idar-Oberstein rein. Gezielt wählten sie dabei Zeiten, in den naturgemäß viel los ist, und suggerierten, dass es sich nur um eine Formsache handelt. "Zwischen Tür und Angel" unterschrieb so auch ein Geschäftsinhaber aus Idar den vorbereiteten Vertrag. Der Werber scheute sich auch nicht, eine Frau, die nebenberuflich Wellness-Behandlungen anbietet, an ihrem Arbeitsplatz aufzusuchen, um sie dort über den Tisch zu ziehen. Auch sie überlegte nicht lange und setzte arglos ihre Unterschrift unter das vorgelegte Papier. Bei ihren späteren Recherchen stieß sie auf den Verein Deutscher und Ausländischer Kaufleute (VDAK), der seine Mitglieder unter der Überschrift "Vorsicht Anzeigenhaie" gezielt vor solchen Machenschaften warnt. Er entdeckte, dass die beiden in Idar-Oberstein aufgetretenen Verlage denselben Geschäftsführer haben.
Generell weist der Verein darauf hin, dass in solchen Fällen der Gegenwert in Form der versprochenen Werbeleistung "praktisch null" ist: "Denn die Druckerzeugnisse unseriöser Werbeverlage stoßen allenfalls bei Altpapierentsorgern auf Interesse." Das gilt auch für die Broschüren, in denen die Inserate des Edelsteinmuseums stehen. Die eine heißt "Unsere Umwelt geht uns alle an", die andere wird als Ratgeber für Eltern unter der Überschrift "Kinder sind unschlagbar" offeriert. So allgemein wie der Titel ist auch der Inhalt: Die Publikationen bezeichnet Jörg Lindemann als "Alibi-Plattform für diejenigen, die durch Ihre Inseratsmethoden zur Eingehung eines Anzeigenauftrags verleitet wurden". Eine bloße Durchsicht zeige, "dass ihr kein relevanter inhaltlicher Wert zukommt und insofern auch eine Anzeige in diesem Medium völlig wertlos ist". kk

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