Arbeiten, wenn andere feiern
THALFANG/MORBACH. Wenn die anderen feiern, müssen sie arbeiten. Für Polizeibeamte, Rettungssanitäter, Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen, Landwirte, Gastwirte oder Taxifahrer ist Silvester ein ganz normaler Arbeitstag. Außerdem befindet sich ein großer Teil der Freiwilligen Feuerwehren in Rufbereitschaft.
Dass der Fernsehklassiker "Dinner for One" am Silvesterabend in den Wohnzimmern auf den Bildschirmen flimmert, ist genauso eine Selbstverständlichkeit wie dass viele Berufsgruppen an diesem Tag ganz normal ihre Arbeit verrichten. Zum ersten Mal seit 20 Jahren hatte der Leiter der Thalfanger DRK-Rettungswache, Thomas Willwert, zwischen den Jahren frei. Doch Urlaub gibt es an Silvester nicht. "Da greift unser normaler Dienstplan. Wer dran ist, ist dran", sagt Willwert. Mit dem neuen Jahr beginnt auch die Hauptarbeit für die Rettungssanitäter. Bei der Paritätischen Sozialstation in Thalfang teilt sich das Pflegeteam zwischen den Jahren in zwei Gruppen auf. "Wir haben ein Wunschbuch, da kann jeder seinen Dienst selbst eintragen", erklärt Pflegedienstleiterin Regina Paulus. Das habe sich sehr gut bewährt. "Wir sind ja auch ein Teil der Familie und sind 24 Stunden für unsere Patienten da", sagt Paulus. Gerade an diesen Tagen benötigten die älteren Leute sehr viel Zuspruch. Im Morbacher Altenheim St. Anna haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ihren Dienst untereinander zu tauschen. Insgesamt 27 Mitarbeiter und ein Hausmeister in Rufbereitschaft sind für die Bewohner des Altenheimes rund um die Uhr da. Bei der Morbacher Polizei-Inspektion wird in der Silvesternacht der Dienstplan "aufgrund der Lage hochgefahren". "Wir gucken schon, dass nicht immer dieselben Beamten den Dienst schieben", erklärt Polizeioberkommissar Peter Mittler die soziale Gestaltung des Dienstplans, der aber trotzdem die volle Stärke ermöglicht. "Es ist vorgegeben, dass wir Präsenz zeigen", sagt Mittler ausdrücklich. In Rufbereitschaft befindet sich ein Teil der Freiwilligen Feuerwehr Morbach. "Bei Kollegen, die eine Feier haben, ist klar, dass die auch feiern. Man muss aber auch dort Profi genug sein", sagt der stellvertretende Wehrführer Jürgen Lieser. Wenn die Trierer Leitstelle einen Vorfall meldet, muss innerhalb von acht Minuten reagiert werden. "Grundsätzlich ist es aber eine Nacht wie jede andere auch", sagt Lieser. Rund um die Uhr ist Gaby Keller wieder mit ihrem Taxi unterwegs. Seit sieben Jahren chauffiert sie die Kundschaft an Silvester von Party zu Party. "Punkt zwölf ist es kurz ruhig", sagt die Taxifahrerin, die sich aber anschließend auf eine lange Nacht einstellt. Im Morbacher Gasthaus "Zur Krone" steht Robby Mayer wie gewohnt in seiner Küche. "Zwischen Weihnachten und Neujahr wollen doch alle freimachen", sagt der Gastwirt, der sich mit einer "dünnen Besetzung" auf einen stressigen Abend einstellt. Vor dreißig Jahren ließ es Mayer selbst zum letzten Male an Silvester so richtig krachen. Noch nie im Leben Silvester gefeiert
"Wir haben noch nie in unserem Leben Silvester gefeiert", erzählt das Gastwirtsehepaar Helga und Rudi Rauland vom Thalfanger Landgasthof Rauland. In ihrem Familienbetrieb arbeiten seit fünfzig Jahren alle mit. "Auch unser langjähriges Personal leistet dann ganze Arbeit", fügt Helga Rauland an. Der Landwirt Hermann Jungbluth aus Hilscheid hat sein letztes Silvesterfeuerwerk bei der Jahrtausendwende erlebt. "Ich muss zum Füttern sehr früh aufstehen", sagt Jungbluth, dessen Rinder "sich ja auch nichts aus Silvester machen". Für Jörg Ritgen vom Ferkelerzeugerbetrieb Hof Ritgen in Weiperath wird es auch ohne Böller wieder eine lange Nacht geben. Es stehen Geburten von Ferkeln an. "Vor zwei Jahren habe ich die ganze Nacht im Stall verbracht", berichtet Ritgen. "Die Ferkel halten sich nicht an normale Arbeitszeiten", sagt er lächelnd. Wenn in Bäsch die Böller explodieren, dann kontrolliert Karlheinz Röder die 58 Pferdeboxen auf seiner Reitanlage. "Die Pferde sind zum Teil sehr aufgeregt", erzählt Röder, der anschließend zum gemütlichen Teil übergeht.