Arbeiter im Weinberg des Herrn

NEUMAGEN-DHRON. Den Zweiflern ist der Wind aus den Segeln genommen. Pfarrer Thomas Thielen hat sein Versteigerungs-Versprechen in die Tat umgesetzt und einen Tag lang bei der Lese geholfen.

Der Pastor hier im Weinberg? Nein den habe er heute Morgen noch nicht gesehen, versichert ein älterer Winzer. Und er müsste es ja wissen. Schließlich arbeitet er direkt oberhalb des Weinbergs der katholischen Pfarrkirche Dhron. Doch der tüchtige Traubenleser irrt. Er hat ihn nur nicht erkannt, den Geistlichen der Gemeinde, der an diesem Tag in ungewohnter Kleidung im Weinberg aufgetaucht ist. Seine Dienstkleidung wäre doch etwas unpassend für diesen Tag, an dem Pfarrer Thomas Thielen sein im August gegebenes Versprechen einlöst. "Die Leute haben immer Angst, man würde sein Versprechen nicht einlösen", weiß Thielen um die Zweifler der jüngsten Tage. Dabei hatte für ihn selbst unerschütterlich fest gestanden, dass er an dem Angebot festhält, in jeder seiner Kirchengemeinden einen Tag in einem Weinberg zu helfen. Immerhin war es seine eigene Idee, mit der Versteigerung seiner Arbeitskraft ein wenig Geld in die Kassen der Kirchengemeinden zu bringen. "Es muss etwas passieren", hatte er das etwas ausgefallene Engagement begründet. Und das Konzept ging auf, wie die Versteigerungsbeträge beweisen. Kamen bei der für die Leute noch etwas ungewohnten Premiere in Trittenheim 220 Euro zusammen, so klingelten beim Pfarrfest in Dhron zuletzt rund 460 Euro im Beutel und in Neumagen sogar noch etwa 20 Euro mehr. Dass er sich letztlich als "der Arbeiter im Weinberg des Herrn" verdingen darf, freut Thielen natürlich besonders. Denn der glückliche "Gewinner" bei der öffentlichen Versteigerung war Herbert Fass, Winzer und Küfermeister. Da dieser nicht nur eigene Weinberge bewirtschaftet, sondern auch den Kirchen-Wingert verwaltet, bot es sich natürlich an, den Pastor in diesem einzusetzen. Für die noch ungeübte Kraft birgt der neben dem ehemaligen Pfarrhaus gelegene Weinberg einen riesigen Vorteil: In der relativ flachen Lage bleibt dem Pfarrer das schon befürchtete Kraxeln in einer Steillage erspart. Aus Dankbarkeit kniet sich Thielen umso eifriger in die Arbeit. Winzer Fass hat daher keinen Grund zur Klage. Außerdem sei das für den Geistlichen nur von Vorteil. Das sei besser "als einsam im Pfarrhaus" zu hocken und, so Fass aufmunternd: "Die Arbeit an der frischen Luft und das Traubenessen - das tut ihm gut."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort