Aktives Dorfleben Geheimnis auf einem 140 Jahre alten, jüdischen Friedhof gelüftet

Bausendorf · In Bausendorf ist der Arbeitskreis jüdisches Leben sehr aktiv. Ein Geheimnis des Ortes wurde mit Hilfe der Firmlinge gelöst.

 Der Grabstein von Abraham Wendel, der einige Jahre von Gras überwuchert im Boden auf dem jüdischen Friedhof gelegen hat.

Der Grabstein von Abraham Wendel, der einige Jahre von Gras überwuchert im Boden auf dem jüdischen Friedhof gelegen hat.

Foto: Christina Bents

Vieles haben die Bausendorfer schon über das jüdische Leben im Ort herausgefunden. Bausendorf war nach Wittlich die zweitgrößte jüdische Gemeinde im damaligen Kreis Wittlich. Man weiß, in welchen Häusern jüdische Menschen lebten, dass es insgesamt zehn jüdische Familien mit 39 Mitgliedern gab, wie sie im Ort integriert waren und wie das Zusammenleben funktionierte.

16 Juden aus dem Ort wurden Opfer des Holocaust, andere sind ausgewandert. Kontakte gibt es noch zu Nachfahren der jüdischen Bürger im Ort. Zum Gedenken an 80 Jahre Pogrom im Jahr 2016 gab es ein umfangreiches Programm, unter anderem Erzählabende.

Doch das ist den engagierten rund 30 Mitgliedern des Arbeitskreises noch nicht genug. Sie suchen weiter nach alten Fotos oder Postkarten von Bausendorf und Olkenbach. Armin Surkus-Anzenhofer, Mitglied des Arbeitskreises, sagt: „Vielleicht finden sich sogar noch Bilder, auf denen die Synagoge zu sehen ist. Auch Zeichnungen mit diesen Motiven aus vergangenen Zeiten sind sehr hilfreich.“ Weiter berichtet er: „Insgesamt ist die Resonanz sehr hoch, auch wenn dem aktuellen Aufruf noch nicht so viele gefolgt sind. Das kann daran liegen, dass wir schon vieles gesammelt haben. Aber gerade Augenzeugenberichte und Erinnerungen könnte es noch weitere geben.“

Momentan arbeitet der Arbeitskreis aktiv an der Geschichte der jüdischen Friedhöfe, von denen es im Ort drei gegeben haben könnte. Zum einen den jüdischen Friedhof an der B 421, der nordöstlich von Bausendorf liegt und 1880 erstbelegt wurde. Dann gab es wohl einen Vorgängerfriedhof auf der anderen Seite des Ortes, hinter dem Alfbach. Mit Karten und Erinnerungen älterer Bürger des Dorfs kann man das nachweisen. Hermann Theobald und Kurt Saxler haben sich dort auch auf die Suche gemacht und ein Fundament eines jüdischen Grabsteins gefunden, was durch das Emil-Frank-Institut bestätigt wurde. An drei bis vier Grabsteine in der Lay erinnert sich Hermann Theobald ebenfalls: „Anfang der 1960er Jahre, als ich noch ein Kind war, bin ich dort entlang gegangen und habe hohe Säulen gesehen. Ich dachte gleich an einen Friedhof. Das war mir unheimlich, und ich bin weggelaufen.“

Auch der ehemalige Ortsbürgermeister Ossi Steinmetz weiß darüber noch zu berichten: „In der Lay, einem abschüssigen Waldgelände, gab es noch Grabsteine, aber wir wissen nicht mehr genau wo.“ Hermann Theobald hat sich sogar Luftaufnahmen von dem Bereich besorgt, aber man konnte leider nichts darauf erkennen.

Der Friedhof aus dem Jahr 1880 birgt aber ebenfalls noch einige Geheimnisse, von denen man eins mit Hilfe der Firmlinge lüftete. Ein kleines Stück Stein, das aus dem Gras herausschaute, ist Monika Metzen-Wahl vom Emil-Frank-Institut (EFI) bei einem ihrer Besuche auf dem Friedhof aufgefallen. Sie vermutete, dass es sich um einen Teil eines umgefallenen oder umgeworfenen Grabsteins – der Friedhof wurde 1940, 1950 und 2004 geschändet –  handeln könnte. Und sie hatte Recht. Mit Hilfe der Firmlinge und Mitgliedern des Arbeitskreises konnte der Grabstein von Abraham Wendel, der am 26. Oktober 1826 geboren ist, freigelegt werden. „Das ist ein besonderer Moment, hier dabei zu sein“, so die Mitarbeiterin des EFI. Dem Arbeitskreis jüdisches Leben ist es wichtig zu zeigen, dass man hier im Ort vor dem Rassenwahn der Nazis friedlich zusammengelebt hat. Eine bleibende Erinnerung und Mahnung, „damit nie mehr Rassismus und Ausgrenzung friedliches Zusammenleben von Menschen zerstört“, soll demnächst auf dem Kirchengelände entstehen. Dafür gibt es bereits die Zusage der Kirchengemeinde. Spenden und Sponsoren für dieses Projekt sind herzlich willkommen.

Ansprechpartner ist Armin Surkus-Anzenhofer, Telefon: 0160/7490005.

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