Arbeitsplatz und Heimat für 200 Polizisten

Die Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz wird in diesem Jahr 60. Mit der Stadt Wittlich ist sie seit Jahrzehnten eng verbunden. 200 Mitarbeiter haben an der Lieser ihren Lebensmittelpunkt gefunden, das Gelände in Wengerohr steht offen für Besucher und Sportvereine - und lokale Firmen profitieren von Investitionen in den Standort.

Wittlich-Wengerohr. Das Gelände der Bereitschaftspolizei (Bepo) in Wittlich ist kaum zu übersehen. Ganze 16 Hektar umfasst der Standort der zweiten Bereitschaftspolizeiabteilung (siehe Extra).

Mehr als 200 Mitarbeiter passieren täglich die Schranke des Geländes zwischen St. Paul und dem Stadtteil Wengerohr und verschwinden hinter den Zäunen. Dass sich die Bepo von der Außenwelt abschotte, hält Abteilungsleiter Werner Funk jedoch für "ein Klischee". Das Gelände stehe der Bevölkerung "sehr offen". Neben Firmen und Besuchergruppen seien vor allem Sportvereine aus der Umgebung regelmäßig in den Sporthallen unterwegs. "Es gibt keine Berührungsängste", sagt Funk.

Beamte sind politisch und in Vereinen engagiert



Für viele Tausend Mitarbeiter ist Wittlich in den vergangenen Jahrzehnten zur Heimat geworden. Laut Egon Herres, stellvertretender Abteilungsleiter, hat aktuell ein Stammpersonal von 200 Menschen seinen "Lebensmittelpunkt" in der Region. Unter den Beamten finde man zudem Ortsbürgermeister und Ortsvorsteher, viele seien in Vereinen aktiv, ergänzt Bepo-Pressesprecher Reinhold Dick.

Die Verbundenheit zu Wittlich hat sich deutlich vor drei Jahren gezeigt, als 6000 Besucher das 40-jährige Bestehen mit der Bepo feierten. In diesem Jahr wird die Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz 60 Jahre alt.

Die vielfältigen Aufgaben der Bepo dürften den wenigsten Bürgern bekannt sein. Einen wesentlichen Teil ihres Dienstes verrichten die Beamten direkt vor Ort. "Ein Drittel unserer Belegschaft unterstützt die Präsidien bei der täglichen Polizeiarbeit", erklärt Funk. Dazu zählen Verkehrskontrollen, Volksfeste wie die Säubrennerkirmes und die Hilfe bei Hochwasser.

Mehr Einsätze bei Neonazi-Aufmärschen



Besondere Herausforderungen sind allerdings die Großeinsätze - in Rheinland-Pfalz und deutschlandweit. Immer häufiger wird die Bepo zu Fußballspielen und Aufmärschen von Extremisten geschickt. Vor wenigen Wochen waren sie in Dresden dabei, als sich Neonazis und Linksautonome Straßenschlachten lieferten. Dabei gab es Hunderte Verletzte, darunter auch vier Bepo-Beamte.

"Das Gewaltpotenzial bei solchen Ereignissen ist sehr hoch", sagt Werner Funk. Die Polizei stehe zudem "im Zentrum des Spannungsfelds, wo gesellschaftliche Konflikte ausgetragen werden". Die Folge seien "hohe körperliche und mentale Belastungen". Deshalb werden die Polizisten nach jedem Einsatz von Psychologen auf mögliche Traumata untersucht.

Versorgt werden die Polizisten von der eigenen Großküche. Im Einsatz gibt es jedoch meist nur Lunchpakete, die laut Funk oft bis "nachts um 3 Uhr" gepackt werden. Für die Fußball-WM 2006 wurden damals 10 200 Pakete gebraucht. Dimensionen, die die Bepo auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region machen. Laut Werner Funk wird ständig investiert, um Gebäude, Straßen und Leitungen zu erneuern.

Dank des hohen Sanierungsbedarfs fließe "eine Menge Geld zu den regionalen Firmen". 2009 wurde das Hallenbad für sechs Millionen Euro in ein Schieß- und Trainingszentrum umgebaut, was "einige neue Arbeitsplätze geschaffen" habe. Deren Zahl sei nicht zu unterschätzen, sagt auch Egon Herres: "Wir haben immerhin 200 Leute, die ihr Geld hier vor Ort ausgeben."

Das 60-jährige Bestehen der Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz wird auch in Wittlich gefeiert - mit einem Konzert der Blech- und Saxofonensembles des Landespolizeiorchesters am Donnerstag, 14. April, um 19.30 Uhr in der Synagoge. ExtraDie zweite Bereitschaftspolizeiabteilung: Die Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz wurde 1951 in Meisenheim gegründet und feiert dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Den Standort in Wittlich-Wengerohr, Arbeitsplatz der zweiten Bereitschaftspolizei-Abteilung (BPA), gibt es seit 40 Jahren, die ersten Beamten begannen am 2. Januar 1968 ihre Ausbildung an der Lieser. Rund 400 Polizisten sind inklusive des zweiten Standorts in Koblenz bei der Abteilung beschäftigt. Dazu kommen rund 50 Zivilbedienstete, eigene Elektriker, Maurer, Gärtner und Köche. Das Areal in Wengerohr ist 16,2 Hektar groß, das Straßen- und Wegenetz sieben Kilometer lang. Auf dem Gelände sind neben der Bepo auch die Zentrale Aus- und Fortbildungsstelle, die vierte Spezialeinheit Personenschutz, die Landespolizeischule Rheinland-Pfalz und die Polizeidirektion Wittlich untergebracht. Zudem gibt es rund ein Dutzend Hörsäle, ein Sportstadion, eine Sporthalle und mehrere Tennisplätze. Das frühere Hallenbad wurde 2009 für sechs Millionen Euro zu einem modernen Schieß- und Einsatztrainingszentrum umgebaut. (cweb)

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