Archäologen rücken an

Wittlich · Reste der Wittlicher Stadtmauer oder doch nur Grundmauern eines alten Hauses? Auf was genau die Arbeiter in der Baugrube unweit der Lieser gestoßen sind, will nun die archäologische Denkmalpflege klären. Rund um den Fundort ruhen erst einmal die Bauarbeiten.

 Ein Ausschnitt aus der Karte Willi Waxweilers mit dem Verlauf der Stadtmauer und dem Petri-Gelände (rot). TV-Foto: Harald Jansen

Ein Ausschnitt aus der Karte Willi Waxweilers mit dem Verlauf der Stadtmauer und dem Petri-Gelände (rot). TV-Foto: Harald Jansen

Wittlich. "Es war zur Zeit, da Friedrich von Ehrenberg Wittlich umlagert samt der Burg. Turm und Mauern hielten stand, umsonst der Feind kam angerannt…" Wohl jedes Wittlicher Kind kennt diese Zeilen aus dem Gedicht über die Säubrennersage von Matthias Josef Mehs. Fünf Meter hoch soll die Mauer aus dem 14. Jahrhundert gewesen sein, die die mittelalterliche Stadt umschloss. Wo sie verlief, lässt sich heute anhand des Straßenbilds feststellen.
Feldstraße, Kegelbahnstraße, Am Kolpingshaus, Wallstraße sind dort entstanden, wo früher eine Mauer den Ehrenberg und alle anderen dunklen Gesellen aufhalten sollten.
Die genaue Lage ist aufgrund der Arbeit von Willi Waxweiler bekannt. Er hat den auf einer Karte von 1828 eingetragenen Verlauf der Mauer in eine moderne Karte übertragen. Er und weitere Wittlicher Geschichtsinteressierte gehen davon aus, dass sie in der Nähe der der Lieser zugewandten Kante der Feldstraße verlief.
Unweit davon ist inzwischen eine mehrere Meter tiefe Baugrube entstanden. Dort wird sich später die Tiefgarage des Wohnbauprojekts Lieserdomizil befinden. Bei den Ausschachtungsarbeiten sind nun Mauerreste zum Vorschein gekommen, für die sich die Archäologen interessieren. Bei einem Ortstermin wurde ausgemacht, dass am kommenden Mittwoch genauer untersucht wird, was da zu Tage getreten ist. Nach Auskunft der Kreisverwaltung sollen die Mauern weiter freigelegt und gesäubert werden. Zudem werden die Funde kartiert. "Bis dahin bleiben die Mauerreste von Bauarbeiten unberührt", sagt Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung.
Alles andere als unberührt blieben nach Auskunft von Elisabeth von den Hoff weite Teile der Stadtmauer, da sie der Verbreiterung der Feldstraße im Weg gewesen sein sollen. Ende der 70er Jahre habe der Stadtrat beschlossen, noch vorhandene Reste zu beseitigen. Damals sah das Gelände an der Feldstraße noch anders aus. Es gab nur eine schmale Fußgängerbrücke über die Lieser. Zwischen dem Standort des Cafés und dem Zentrum für Teilhalbe und Integration des DRK befanden sich Hütten und Schuppen. Diese befanden sich dem Plan Waxweilers folgend alle vor der Stadt.
Gehören die gefundenen Mauern am Ende nur zu einem längst vergessenen und abgerissenen Wohnhaus? Vielleicht. Vielleicht steckt jedoch noch mehr dahinter. Unweit der Fundstelle befand sich ein Stadttor, das sogenannte Trierer Tor. Willi Waxweiler hat einen Plan dieses Bauwerks aus den 1930er Jahren, das einer Straßenverbreiterung zum Opfer fiel. Darauf sind Rundtürme und Mauern zu sehen, die parallel zur Lieser liefen.

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