Arenrath Rat fasst Grundsatzbeschluss für die Erweiterung der Biogasanlage

Plein/Arenrath · Hähnchenmist aus Holland: Viele Mitglieder des Verbandsgemeinderates Wittlich-Land würden den Einsatz dieses Materials in der Arenrather Biogasanlage gerne verhindern. Die Anlage soll ausgebaut werden, um Nahwärme für den Ort zu erzeugen.

  Die Landwirte Edgar und Stefan Marx sowie Markus Lieser wollen ihre Biogasanlage in Arenrath ausbauen, um den Ort mit Nahwärme zu versorgen.

Die Landwirte Edgar und Stefan Marx sowie Markus Lieser wollen ihre Biogasanlage in Arenrath ausbauen, um den Ort mit Nahwärme zu versorgen.

Foto: TV/Edgar Marx

Schallend laut gelacht wurde am Mittwochabend in der Unkensteinhalle in Plein, wo der Verbandsgemeinderat tagte. Für das Gelächter im Saal sorgte Biogas-Bauer Stefan Marx aus Arenrath. Als er den Ratsmitgliedern sowie den anwesenden Ortsbürgermeistern zu erklären versuchte, was ein „zertifizierter Misthändler“ ist, konnten die sich nicht mehr halten.

Dabei waren die Erklärungsversuche von Marx völlig ernst gemeint. Denn das Thema Hähnchenmist hatte eine hitzige Debatte im Gremium entfacht. Marx möchte künftig in der Arenrather Biogasanlage weitaus mehr Gas erzeugen als bislang, um rund 100 Haushalte im Ort mit Nahwärme zu versorgen. Statt 1,5 Millionen Kubikmeter Biogas wollen die Arenrather Landwirte künftig drei Millionen Kubikmeter erzeugen. Darüber hinaus sollen am Ortsrand zwei Blockheizkraftwerke aufgebaut werden, um Wohnhäuser im Ort mit Nahwärme zu versorgen (der TV berichtete). Die Landwirte wollen lokale Energieversorger werden.

Obwohl die Erweiterung der Biogasanlage von allen Parteien generell positiv gesehen wird, sorgte die geplante Steigerung des Anteils an Hähnchenmist bei der Vergärung für Sprengstoff. Werden pro Jahr bislang 2200 Tonnen Hähnchenmist in die Anlage gefahren, sollen es bald 2800 Tonnen sein.

Bekannt ist, dass die Nitratwerte im Grundwasser durch heimischen und ausländischen Mist in der Vergangenheit gestiegen sind. Dabei ging es jedoch um die direkte Ausbringung des Materials auf die Felder. Dennoch sehen viele Ratsmitglieder den Import ausländischen Hähnchenmistes und seine Vergärung in Biogasanlagen kritisch.

Sie fürchten, Marx und seine Kollegen könnten aus Holland importierten Mist in ihre Biogasanlage stecken. Angelika Brost, SPD-Fraktionsvorsitzende forderte Marx deshalb auf, bei dem „zertifizierten Misthändler“ genau nachzufragen, woher der Mist komme. Das, so erklärte Marx, sei aber wahrscheinlich gar nicht möglich, und er könne auch nicht beantworten, ob es sich um Inlands- oder Auslandsmist handele. Doch die Herkunft des Hähnchenmists stelle nach seiner Meinung eh kein Problem dar.

Er fügte hinzu, dass ein zertifizierter Misthändler mit einem zertifizierten Abfallbetrieb vergleichbar wäre und versuchte den Ratsmitgliedern und Ortsbürgermeistern klarzumachen, dass der Einsatz von Hähnchenmist sogar Vorteile mit sich bringe. Übrigens: Eine Tonne Hähnchenmist kostet 18 Euro, sagte Marx.

Der Vorteil dieses Materials sei, dass dadurch weniger Kunstdünger genutzt werden müsse. Denn nach dem Gärprozess werden die Überreste wieder als Düngemittel auf die Felder ausgebracht. Einen Vorteil beim Hähnchenmist erkannte ganz klar auch FWG-Ratsmitglied Manfred Hower: Wenn mehr Gülle und dafür weniger Pflanzen in die Anlage kämen, wäre das ein Weg, gegen die Futterknappheit vorzugehen. Es sei wünschenswert, Biogasanlagen generell nur mit Gülle zu betreiben.

CDU-Fraktionsvorsitzender Manuel Follmann erklärte für seine Fraktion, die Existenzsicherung für den landwirtschaftlichen Betrieb und der Beitrag zur Klimawende durch das Erzeugen von Strom sprächen für das Projekt.

Einen Zweifler gibt es jedoch in der CDU-Fraktion: Franz-Josef Jung stimmte dagegen: Ihn stört die Ausbringung des Geflügelmistes auf die Felder. Außerdem fürchtet er, dass mit dem Ausbau der Biogasanlage auch das Verkehrsaufkommen im Ort steigen könnte.

Die Grünen seien grundsätzlich dafür, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzender Günter Theis. Der Strom müsse ja irgendwoher kommen, nur „wenn der Mist importiert wird, sehen wir das sehr kritisch“, sagte er.

Brost überzeugte jedoch, dass die Biogasanlage ein „geschlossener Kreislauf von Energieerzeugung und -abgabe“ sei und dass es sich bei den Landwirten der Biogasanlage Arenrath nicht um Fremdinvestoren handele. Brigitte Hoffmann von der AfD sieht das Projekt zwiegespalten: Auf der einen Seite sei die Biogasanlage gut, sagte sie, aber auf der anderen Seite sei sie eine Gefahr für Menschen, Klima und die Umwelt. Sie spach sich dennoch für die Erweiterung der bestehenden Anlage aus. Daniel Müller von der FDP forderte, dringend Gespräche mit den Anwohnern zu führen und genauere Informationen zur Nahwärmeversorgung einzuholen.

Wie mehrere Ratsmitglieder meinten, sei die Erweiterung der Biogasanlage in Arenrath und ein möglicher steigender Flächenverbrauch dort anders zu bewerten, als die ehemals geplante und dabei aber vom Rat abgelehnte Erweiterung der Biogasanlage in Altrich. Denn im Gegensatz zu Altrich, das in der flächenmäßig knapp bemessenen Wittlicher Senke liegt, sei der Flächenverbrauch in Arenrath nicht so dramatisch zu sehen. Marx behauptete, dass für die Produktionssteigerung keine weiteren Flächen notwendig seien.

Bis auf eine Gegenstimme von Franz-Josef Jung (CDU) haben alle Ratsmitglieder dem Grundsatzbeschluss zugestimmt – nur an den zertifizierten Hähnchenmist muss sich der ein oder andere vielleicht noch gewöhnen. Die Verbandsgemeinde sehe das Vorhaben grundsätzlich positiv, sagte Bürgermeister Dennis Junk.

Damit das Vorhaben umgesetzt werden kann, muss der Flächennutzungsplan geändert werden. Es bleibe abzuwarten, sagte Junk, ob und welche Einwände es von den ebenfalls an diesem Verfahren beteiligten Behörden und Institutionen geben werde. Wichtig sei jedoch schon mal, dass aus Sicht der Landwirtschaft keine Bedenken dagegen sprächen.

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