Arzt hat sonntags weiter eine lange Anfahrt

Für Patienten aus der Verbandsgemeinde Thalfang kommt der Arzt am Wochenende auch in Zukunft aus Birkenfeld. Das sagt der Berufsverband der Kassenärzte. Eine andere Lösung sei erst mit der Einrichtung einer Bereitschaftszentrale in Hermeskeil möglich.

 Patienten aus der Verbandsgemeinde Thalfang, die am Wochenende einen ärztlichen Hausbesuch brauchen, müssen teilweise längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Foto: dpa

Patienten aus der Verbandsgemeinde Thalfang, die am Wochenende einen ärztlichen Hausbesuch brauchen, müssen teilweise längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Foto: dpa

Thalfang. Anfang des Jahres war eine Reihe von Ortsbürgermeistern in der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang gegen die Neuregelung des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes Sturm gelaufen. Seit dem 6. Januar ist am Wochenende und mittwochsnachmittags die ärztliche Bereitschaftszentrale in Birkenfeld Anlaufstelle für akut Erkrankte oder Verletzte.

Das war für viele Kommunalpolitiker aus dem Raum Thalfang nicht akzeptabel. Die Thalfanger hätten keinen Bezug nach Birkenfeld, hieß es damals. Viele fürchten bei schlechter Witterung den Weg über den Erbeskopf.

Zahl der Patienten ist gesunken



Auch Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang, kann sich mit der neuen Situation nicht anfreunden, auch wenn inzwischen klargestellt ist, dass Patienten nicht gezwungen sind, nach Birkenfeld zu fahren. Sie können eine Bereitschaftszentrale oder einen Bereitschaftsarzt ihrer Wahl aufsuchen, zum Beispiel im Trierer Mutterhaus. Benötigen sie allerdings einen Hausbesuch, kommt der Arzt aus Birkenfeld.

"Dass eine Anfahrt dann länger dauert als beispielsweise aus Hermeskeil", ist für Dellwo nach wie vor ein Kritikpunkt. Tatsächlich gibt es seit Anfang des Jahres einen gewissen Schwund von Thalfanger Patienten an den Wochenenden. Dr. Klaus Hoebbel von der dortigen Bereitschaftszentrale wundert das nicht. Mancher Patient überlege sich angesichts der Strecke, ob die Behandlung der Beschwerden nicht doch bis Montag warten könne. Gravierende Beschwerden sind ihm nicht bekannt. Allerdings gab es wetterbedingt Situationen, an denen kein Durchkommen war. Bei Eisregen habe man einen Patienten in Heidenburg nicht erreichen können. In dem Fall habe die Hausärztin geholfen.

Mit einer Bereitschaftszentrale in Hermeskeil sähe die Situation anders aus. Die Kassenärztliche Vereinigung strebt eine solche Lösung auch an, sagt Sigrid Ultes-Kaiser, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Berufsverbands in Rheinland-Pfalz. "Aber da gebe es noch "viele Widerstände."

Interimslösung bleibt bis spätestens 2013



Ärzte in der Hochwaldstadt sehen nach ihrer Aussage die Notwendigkeit für eine solche Einrichtung nicht ein. Etwas anders schildert das Dr. Egon Müller, Facharzt für Allgemeinmedizin in Hermeskeil: "Wir haben ein funktionierendes System, das wir bis zur Einrichtung einer Zentrale beibehalten wollen." Er ist sich nach eigener Aussage mit seinen 22 Kollegen einig, dass sie sich am Wochenende abwechseln können. Anders sieht das in Thalfang aus, wo nur drei Kassenärzte ständig in der Pflicht sind.

Laut Ultes-Kaiser wird die bestehende Interimslösung weiter notwendig sein, bis in Hermeskeil eine Zentrale entstanden ist.

Dass sie kommt, ist für sie allerdings unstrittig. Die Vertreterversammlung habe eine Bereitschaftsdienstverordnung verabschiedet, nach der derartige zentrale Lösungen bis 2013 flächendeckend eingerichtet werden sollen, notfalls auch zwangsweise.

Bis dahin, so fürchtet Hans-Dieter Dellwo, der auch Vorsitzender des Thalfanger Deutschen Roten Kreuzes ist, werden die Patienten verstärkt den Notruf 110 und 112 anrufen. Diese Nummer ist allerdings für tatsächliche Notfälle vorgesehen.

Stimmen von Ortsbürgermeistern zum Thema:

Dietmar Jäger, Heidenburg: "Eine Bereitschaftszentrale in Birkenfeld, das geht für uns gar nicht. Das ist vom grünen Tisch aus in Mainz geplant, von Menschen, die nicht wissen, wie es auf dem Land aussieht."

Egon Adams, Horath: "Es ist wie bei vielen Reformen. Mit der neuen Lösung ist nichts besser geworden. Wir könnten besser nach Neumagen-Dhron fahren oder nach Hermeskeil. Ich persönlich habe dennoch gute Erfahrungen gemacht. Als ich für meine Schwiegerleute am Wochenende einen Arzt brauchte, war er innerhalb von einer halben Stunde da."

Reiner Roth, Lückenburg:

"Für mich ist die derzeitige Lösung nicht zufriedenstellend. Die Menschen sind irritiert. Viele wissen nicht mehr, an wen sie sich im Ernstfall wenden können. Eine intensive Aufklärung durch die Kassenärztliche Vereinigung wäre nötig. Vor allem viele ältere Menschen scheuen sich, im Winter über den Erbes kopf zu fahren." EXTRA Bereitschaftsdienst: Die Birkenfelder Bereitschaftszentrale ist an Wochenenden und mittwochsnachmittags unter Telefon 06782/989444 erreichbar. Weitere Bereitschaftszentralen gibt es neben dem Mutterhaus in Trier in Laufersweiler (Rhein-Hunsrück-Kreis), Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) und Saarburg (Kreis Trier-Saarburg).

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