Auch das Schöne zeigen
ENKIRCH. Fast jedes Jahr die gleichen Bilder im Fernsehen: Die Mosel tritt über die Ufer und überflutet Straßen, Keller und Wohnungen. Für die Ferienregion Mosel sind solche Bilder nicht gerade werbewirksam. Winzer Heinz A. Schütz aus Enkirch schrieb deshalb an Ministerpräsident Kurt Beck - mit Erfolg.
Für dieMoselaner ist es fast schon Routine, wenn sie vor jedemHochwasser Keller, Garagen und gelegentlich auch Wohnungen räumenmüssen. Geht die Flut wieder zurück, heißt es schrubben, putzen und wieder einräumen.
Meistens ist der Spuk nach einer Woche vorbei, spätestens nach zwei Wochen sieht man fast nichts mehr vom Schlamm und Dreck, den die Mosel jedes Mal hinterlässt.
Im Fernsehen sieht das meistens aber anders aus. Regelmäßig schwärmen die Kamerateams der Sender aus, wenn die Mosel zum reißenden Strom wird. Besonders beliebt als Drehort ist Zell, das bereits bei einem Trierer Pegelstand von etwa 8,40 Meter überflutet wird. Spektakulär sieht es aus, wenn die Wassermassen über die Hochwasserschutzmauer stürzen und binnen eine Stunde die Zeller Altstadt überschwemmt ist. Bundesweit werden diese Bilder ausgestrahlt, die Mosel ist für einige Tage (negativ) in den Schlagzeilen.
Heinz A. Schütz, Winzer und Gastronom aus Enkirch, hat sich darüber schon oft geärgert. Nach dem letzten Hochwasser im Januar schrieb er deshalb an Ministerpräsident Kurt Beck, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrates des ZDF ist.
Landschaft ist nach kurzer Zeit wieder sauber
In dem Brief heißt es unter anderem: "Ist das Hochwasser vorbei, ist das Interesse des Fernsehens an der Mosel oder dem Rhein auch wieder vorbei. Die Tourismusbranche muss dann den Gästen erklären, dass die Landschaft innerhalb kurzer Zeit wieder gesäubert wurde. Das Fernsehen hat seine Sensation gehabt, was danach kommt, ist nicht mehr wichtig."
Beck solle doch, so Schütz, dafür sorgen, dass die Fernsehsender in den nächsten Wochen auch Filme senden, die zeigen, wie die Mosellandschaft nach dem Hochwasser aussieht, und dass die Gäste innerhalb kurzer Zeit wieder die schöne romantische Landschaft genießen können.
Beck reagierte prompt und schrieb zurück. Zwar könne er keinen Einfluss auf die konkrete Gestaltung von Sendungen und Beiträgen nehmen, die Problematik sei ihm aber wohl bekannt. Deshalb habe er sich an den ZDF-Intendanten Markus Schächter gewandt und darum gebeten, einmal zu überlegen, inwieweit positive programmliche Akzente einem solchen Negativeindruck entgegen gesetzt werden könnten.
Zur Überraschung von Schütz erreichte ihn einen Monat später noch einmal ein Brief von Ministerpräsident Kurt Beck. Die Anregung sei zwischenzeitlich an die Redaktion "Drehscheibe Deutschland" weitergeleitet worden, die sich bereits des Themas angenommen habe. Vorstellbar sei nach Ansicht des Intendanten auch ein Themenschwerpunkt "Tourismus in Deutschland", der sich in aktuellen Magazinsendungen ausführlich mit den betroffenen Regionen beschäftige.
Kurz danach erhielt Schütz erneut Post vom Ministerpräsidenten. Zwischenzeitlich habe auch der Intendant des Südwestrundfunks, Professor Peter Voß, auf sein Schreiben geantwortet.
Voß habe bei den für Fernsehen und Hörfunk zuständigen Programmdirektionen des SWR angeregt, besonderes Augenmerk auf die betroffenen Gebiete nach den Aufräumarbeiten zu legen und die Hörerinnen und Hörer darüber zu informieren, wie sich die Situation zwischenzeitlich darstellt. Insgesamt sei der Intendant der Auffassung, dass sich in der Berichterstattung des SWR hier in der Zukunft verschiedene Akzente setzen lassen.
Den ersten konkreten Erfolg kann Schütz bereits verbuchen. Über Ostern war ein Fernsehteam vom ZDF vor Ort in seinem Weinhaus Sponheimer Hof. Der Beitrag wird voraussichtlich am morgigen Freitag ab 12.15 Uhr in der ZDF-Sendung "Drehscheibe Deutschland" ausgestrahlt.
