Auch mit 90 Jahren noch täglich an der Werkbank

Neumagen-Dhron · Der 90-jährige Schreinermeister Matthias Metzdorf aus Neumagen-Dhron wird am heutigen Freitag gleich zweifach bei der Handwerkskammer Trier gewürdigt. Zum einen erhält er den Goldenen Meisterbrief. Außerdem bekommt er eine Urkunde für sein nach wie vor tägliches handwerkliches Engagement.

 Gleich ob gewohnte Schreinerarbeiten zu erledigen sind oder etwas an einer modernen Maschinen, Schreinermeister Matthias Metzdorf ist auch mit 90 Jahren nichts zu knifflig. TV-Foto: Ursula Schmieder

Gleich ob gewohnte Schreinerarbeiten zu erledigen sind oder etwas an einer modernen Maschinen, Schreinermeister Matthias Metzdorf ist auch mit 90 Jahren nichts zu knifflig. TV-Foto: Ursula Schmieder

Neumagen-Dhron. "Der erste in der Werkstatt bin ich nicht immer", versucht Matthias Metzdorf (90) tief zu stapeln. Sohn Karl-Josef (56), der seit 1989 die Neumagener Schreinerei führt, stellt jedoch klar: "Einige Minuten nach acht ist er immer da."
Der Senior fräst und hobelt und scheut auch moderne Technik wie computergesteuerte Maschinen nicht. Besonders gefragt ist sein Händchen für knifflige Arbeiten wie an Schnitzereien oder Rundbogenfenstern. Und gibt es mal nichts für ihn zu tun, streicht er eben Fenster.
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Müßiggang sei ihm fremd, sagt der Junior: "Wenn er mal nicht arbeitet, ist er krank." Der Seniorchef sieht darin aber nichts Besonderes. "Das macht mir überhaupt nichts", versichert er. Schließlich sei ja auch früher "in der Woche von morgens bis abends geschafft worden".
Und sonntags habe er Rechnungen geschrieben. Mangels Führerschein lieferte er bis 1966 sogar noch per Handwagen aus. Einer der wenigen Tage, die aus dem Rahmen fielen, war sein 90. Geburtstag. "Ich durfte nicht in die Werkstatt", berichtet er vom eintägigen Tabu für seine Arbeitshose, die "blau Bux", - und von seiner Langeweile. Dabei spielt sich sein Leben nicht nur in der Werkstatt ab. Seit dem Tod seiner Frau hegt und pflegt er die Erdbeeren im Garten und backt auch selbst Kuchen.
Das Schreinerhandwerk liegt dem Seniorchef im Blut. Sein Großvater hatte als Schreinermeister alle fünf Söhne ausgebildet. Für den Enkel, dessen Mutter einen Bauern geheiratet hatte, lag es daher nahe, den Beruf zu erlernen. Schließlich konnte nur einer der vier Söhne seines Vaters den Hof in Schwarzkreuz bei Welschbillig weiterführen.
Metzdorfs Lehrmeister war ein der Eifel stammender Neumagener Schreiner. Per Bus und Bahn fuhr er mit seinem Vater dorthin, um sich vorzustellen. Später musste er die Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen. Denn statt eines Lehrlingslohns gab es freie Kost und Logis. Außerdem hatte er nur sonntags frei, sodass er seine Eltern nur selten besuchen konnte.
Den eigenen Betrieb gründete der vierfache Vater im Haus der Schwiegereltern, die neben seinem Lehrherrn wohnten. "Das Wohnzimmer wurde mit dem überdachten Hof zur Schreinerwerkstatt", erinnert er sich an die Anfänge 1954. Da er die Gesellenprüfung nach dem Krieg ablegen musste, hatte er seinen Meisterbrief erst 1952 in der Tasche. Sein Meisterstück brachte ihm eine Goldmedaille ein. 1963 baute Metzdorf den heutigen, vor zwölf Jahren erweiterten, Betrieb im Folzerweg. urs

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