Auf den Erbeskopf mit Anlauf

Perl/Erbeskopf · Extremsportler Martin Schedler will heute auf den Erbeskopf laufen. Aber nicht auf direktem Weg, sondern über 121 Kilometer an Premium-Wanderwegen entlang.

 Weltweit war der Extremläufer Martin Schedler schon unterwegs. Das Foto entstand auf Teneriffa. Am 8. April möchte er den Erbeskopf mit 121 Kilometern Anlauf laufend erklimmen. Foto: privat

Weltweit war der Extremläufer Martin Schedler schon unterwegs. Das Foto entstand auf Teneriffa. Am 8. April möchte er den Erbeskopf mit 121 Kilometern Anlauf laufend erklimmen. Foto: privat

Foto: Holger Teusch (teu) ("TV-Upload Teusch"

Perl/Erbeskopf Mit einer ex tremen Ausdaueranstrengung will der Saarländer Martin Schedler am 8. April auf die Möglichkeiten der Region zwischen luxemburgischer Grenze und dem Erbeskopf hinweisen. Der 36-Jährige plant einen Lauf über 121 Kilometer von Perl an der Mosel über den Saar-Hunsrück-Steig und andere Premiumwanderwege auf dem Erbes kopf.
Um das Ganze noch schwieriger zu machen, möchte er die Strecke mit ihren 3798 Höhenmetern bei Tageslicht in etwa 14 Stunden bewältigen. Zum Vergleich: Der aktuelle deutsche Meister im (flachen) 100-Kilometer-Lauf André Collet (Aachen) gewann 2016 in 6:55:27 Stunden. Schedler muss diese Marke nach etwa elfeinhalb Stunden passieren. Im Interview mit Holger Teusch erzählt der deutsche Ultratraillaufmeister von 2015, weshalb er so weit laufen will wie noch nie zuvor, welche Schwierigkeiten ihn erwarten und was Traillaufen ist.

Wie kommt man auf die Idee zu so einem Lauf?
Martin Schedler Ich bin ein Höhenmeter-Junkie. Als Trail- und Bergläufer suche ich immer Erhebungen. In den vergangenen Jahren bin ich viel in der Region unterwegs gewesen: an der Saarschleife. Und ich bin auch schon mal von Nonnweiler zum Erbes kopf gelaufen. Dann kam mir die Idee, vom tiefsten Punkt des Saarlands bei Perl an der Mosel zum höchsten von Rheinland-Pfalz zu laufen.

Aber müssen es 121 Kilometer innerhalb von 14 Stunden sein?
Schedler Ich suche eine Herausforderung, die über das hinausgeht, was ich bisher geschafft habe und bei der ich nicht sicher sein kann, dass es gelingt. Bisher bin ich nie mehr als 90 Kilometer gelaufen. Die Strecke ist so gelegt, dass ich auf fast 4000 Höhenmeter komme und es landschaftlich reizvoll wird. Dass ich das am 8. April im Tageslicht schaffen will, hat auch damit zu tun, dass ich nicht will, dass meine Frau, die mich betreut, irgendwo im Dunkeln rumrennt.
Für so eine Strecke muss man doch bestimmt unglaublich viel trainieren?
Schedler Ich arbeite als Beamter bei einer Krankenkasse. Ich trainiere nach Feierabend. Die Methodik geht nicht mehr in die Richtung, möglichst viele Kilometer zu schrubben. Ich muss dem Körper die Möglichkeit geben, das Training zu verarbeiten. Ich komme so auf circa 150 Laufkilometer pro Woche. Der größte Teil des Trainings ist der eine lange Lauf am Wochenende, der auch mal über 75 Kilometer führen kann.

Was ist Traillaufen überhaupt?
Schedler Beim Trailrunning stehen die Strecke und die Erlebnisse unterwegs im Mittelpunkt. Bei einem Zehn-Kilometer-Lauf hat man meist eine bestimmte Zeit als Ziel. Beim Trail geht das gar nicht, weil jede Strecke anders ist. Man läuft abseits der normalen, breiten Waldwege, die wir Waldautobahnen nennen. Aber nicht querfeldein, sondern auf schmalen Pfaden. Die vielen Premiumwanderwege, die in den vergangenen Jahren im Hunsrück entstanden sind, das sind automatisch schon Trails.

Wäre es nicht einfacher, flach an Saar und Mosel zu laufen?
Schedler Nein. Ich bin früher auch Straßenmarathons gelaufen. Am Tag danach hatte ich immer solchen Muskelkater, so dass ich Treppen rückwärts runtergehen musste. Ich denke, am Tag nach dem Lauf zum Erbeskopf werde ich wieder ein lockeres Läufchen machen. Traillaufen ist abwechslungsreich, sowohl für die Muskulatur, als auch für den Kopf. Langeweile kommt nie auf.

Wie schätzen sie das Risiko ein, dass sie es nicht schaffen?
Schedler Bei Ultraläufen hat man immer Höhen und Tiefen. Es kann sein, dass ich schon nach 30 oder 40 Kilometer denke, ich muss aufgeben. Man kämpft sich durch so ein Tal und zehn Kilometer weiter fühlt man sich vielleicht plötzlich so, als würde man fliegen. Erfahrung ist wichtig: Man muss lernen, wie man mit solchen Situationen umgeht.

Wenn jemand ein Stück mitlaufen möchte, ist das möglich?
Schedler Wer will, kann mitlaufen. Auf Facebook werde ich eine Marschtabelle veröffentlichen. Ich freue mich über jeden, der an der Strecke steht oder sogar mitläuft. Aber er muss sich natürlich meinem Tempo anpassen. Das wird im Durchschnitt so zwischen 5:10 und 5:20 Minuten pro Kilometer liegen. Holger Teusch

Das ausführliche Interview mit dem Ex tremsportler Martin Schedler und weitere Hintergrundinfos im Internet-Laufportal unter
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Extra: MARKANTE STRECKENPUNKTE


Start am tiefsten Punkt des Saarlands an der Mosel zur Grenze nach Rheinland-Pfalz nahe Schloss Thorn, Schloss Berg und die Weinberge, Römische Villa Perl-Borg, Orkelsfels, Orscholz, Aussichtspunkt Cloef mit Blick auf Saarschleife, Marktplatz Mettlach (28 Kilometer), Schloss Ziegelberg, Herrgottstein, Hassarenberg, Stausee Losheim (Hauptparkplatz, 50 Kilometer), Scheiden, Felsenweg (Schlangenfels, Adelsfelsen, Bärenfels, Teufelsfels), Zwei-Täler-Weg (Wildfreigehege Rappweiler, Hoher Fels, Iltisfels, Eulenfels), Schimmelkopf, Teufelskopf, Hochwald-Alm, Burgruine Grimburg, Biber Stausee bei Hermeskeil, Stausee Nonnweiler, Keltischer Ringwall Otzenhausen, Dollberg (695,5 m ü.N.N.), höchster Berg des Saarlandes, Börfink, Erbeskopf.

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