Auf den Fuchs gekommen

RIVENICH. Eine betende Pilgergruppe verstummte, als sie auf dem Weg zur Klausener Wallfahrtskirche das Haus von Katharina und Walter Labarbe in Rivenich passierte: Völlig unbekümmert spielte auf dem Balkon ein junges Füchslein. "Hast Du das gesehen", raunte einer der Pilger, der seinen Augen kaum traute, als ein zweiter Fuchs seinem Artgenossen Gesellschaft leistete.

Erstaunte Blicke, neugierige Fragen, eine Mischung aus Unglaube und Faszination: Katharina und Walter Labarbe sind daran gewöhnt - zu ungewöhnlich ist ihr Hobby, das einen Großteil ihres Lebens ausmacht. Das Ehepaar zieht verwaiste Fuchsbabys groß. "Füchse waren schon immer unsere Lieblingstiere", sagt Katharina Labarbe. "Weil sie zu unrecht einen so schlechten Ruf haben", ergänzt ihr Mann Walter. Lange bevor die 64-jährige mehrfache Großmutter das erste Füchslein in ihrem Armen hielt, hatte das Paar bereits eine große Bibliothek mit allem Wissenswerten über die Wildtiere angelegt. Eine Leidenschaft, von der eine Prümer Tierärztin wusste, die ihnen vor zehn Jahren "Bingo" vermittelte (siehe Extra). "Bei dem Anruf der Tierärztin dachte ich nur: "Bingo", erklärt Walter Labarbe den Namen ihres ersten Fuchses. Da das "Findelkind" anfangs nichts aß, reisten sie mit ihm nach Birkenfeld in die Tierklinik, wo Bingo unter anderem von Würmern befreit wurde. Danach ging es bergauf: Zunächst bekam Bingo seinen Schlafplatz in einem Bienenkorb, später weilte er in einem alten Laufställchen der Kinder, gut bewacht von den Katzen der Labarbes, mit denen das neugierige Füchslein auch aus einem Schälchen fraß. Die Fami-lienalben der Rivenicher offenbaren ungewöhnliche Ansichten eines Fuchses: Bingo, wie er mit dem Schäferhund von Tochter Claudia spielt; Bingo, wie er Enkelin Jessica aus der Hand frisst und immer wieder Bingo in den Armen von Katharina Labarbe, die ihn anfangs mit einer Pipette großzog. Ein Talent, das dem Paar wenige Jahre später die nächsten Fuchsbabys bescherte: Mit Mogli und Leica zählt der Haushalt derzeit drei Füchse und vier Katzen. Daran, dass aber die "Meister Reineke" die Oberhand im Haus haben, besteht kein Zweifel. Unzählige Fuchs-Figürchen aus Glas, Porzellan und Keramik drängen sich dicht an dicht in den Regalen, Plüschtier-Füchse machen sich auf dem Sofa breit, und auch die Tischdecke auf dem Küchentisch ist ganz im Zeichen des Fuchs gehalten. "Früher", sagt Walter, und meint die Zeit vor Bingo, "haben wir einfach so auf Flohmärkten gestöbert. Heute haben wir ein Ziel: alles, was mit Füchsen zu tun hat." Besonders stolz ist er auf ein Gläser-Set mit eingravierten Füchsen und eine handgefertige Fuchslampe, "beides Sonderanfertigungen, die uns Freunde aus Luxemburg geschenkt haben." Der Kontakt zu den Luxemburgern, die einen Fuchs namens Fritzie halten (der TV berichtete), kam über die Birkenfelder Tierklinik zustande. Die befreundeten Fuchsliebhaber besuchen sich gegenseitig mit ihren "Zöglingen" und sind schon zusammen in einer Tiersendung des Saarländischen Rundfunks aufgetreten. Auch das Südwest-Fernsehen filmte für die Reihe "Hierzuland" bereits in Rivenich. "Ohne die Füchse würde uns was fehlen", sagt das Ehepaar. Obgleich die Tiere auch jede Menge Arbeit machen. Bei Vollmond wird das Revier markiert

Bei Vollmond markieren sie gerne ihr Revier - was für Katharina Labarbe größere Putz-Einsätze mit sich bringt. An Möbeln und Türen haben die Findeltiere mit ihren Zähnen deutliche Spuren hinterlassen und auch Tapetenstücke rupfen sie hin und wieder von den Wänden. Doch das ist schnell vergessen, wenn Walter morgens beim Frühstück auf der Eckbank in der gemütlichen Küche sitzt und Marmeladenbrote schmiert. Der Reihe nach kommen Bingo, Mogli und Leica dann von ihren Schlafplätzen die Treppe runter und fressen seiner Frau die Brote aus der Hand. Die Füchse laufen frei im Haus herum, haben als Rückzugsgebiet ihr eigenes Zimmer, gehen im Sommer auf den Balkon und spielen mit den Katzen. Fasziniert beobachten die beiden Rivenicher die verschiedenen Vorlieben und Marotten ihrer Hausgenossen: Leica vergräbt schon mal Futter aus den Katzen-Fressnäpfen, Bingo ist wild auf Taschen- und Handtücher und Mogli kuschelt besonders gerne mit seinem Frauchen. "Nur wenn es klingelt, dann sind sie ganz schnell oben und lassen sich nicht blicken", sagt Katharina. Walter ergänzt: "Es sind und bleiben eben Wildtiere."

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