Auf den Spuren des Gelehrten

BERNKASTEL-KUES. Was Nikolaus Cusanus vor mehr als einem halben Jahrtausend sagte und schrieb, hat an Aktualität nichts verloren. Im Gegenteil: Vielleicht kann er sogar helfen, die Politik zukunftsfähig zu machen.

 Christian Baldauf (Fünfter von links), der neue starke Mann der CDU in Rheinland-Pfalz, informiert sich im Cusanusstift. Foto: Clemens Beckmann

Christian Baldauf (Fünfter von links), der neue starke Mann der CDU in Rheinland-Pfalz, informiert sich im Cusanusstift. Foto: Clemens Beckmann

Nikolaus Cusanus (1401-1464) war seiner Zeit in vielerlei Hinsicht weit voraus. Nicht nur seine Schriften und seine Gedanken waren von Visionen geprägt. Auch seine Stiftung, die es 60 alten Menschen ermöglicht, in Würde zu leben, hatte Vorbildcharakter. Mit der Maßgabe, nur Einzelzimmer anzubieten, trug er den Bedürfnissen des Individuums schon früh Rechnung. Und das, obwohl es sich lange Zeit um ein Armen-Hospital handelte. In einer Zeit verfallender Werte hat ein solcher Universalgelehrter gute Chancen - auch wenn er seit 542 Jahren tot ist. Die CDU in Rheinland Pfalz, an ihrer Spitze Christian Baldauf, der neue Fraktionschef im Landtag und designierte Parteivorsitzende, will die Gedanken des Gelehrten aufgreifen. Die neue Wertediskussion über Kirche, Staat und Gesellschaft habe auch schon begonnen, sagte er beim Besuch des Cusanusstiftes in Bernkastel-Kues. Und nicht nur bei der Union. "Cusanus ist eine Lichtfigur", sagte Baldauf. Seine Schriften könnten dabei helfen, die Politik zukunftsfähig zu machen. "Was Cusanus sagte, ist aktueller denn je", stimmt CDU-Kreisvorsitzender Alex Licht zu. Es gibt noch keine abschließende Konzeption für diesen Wunsch. Doch es wird darüber nachgedacht in öffentlichen Foren, vielleicht unter dem Titel "Cusanus-Gespräche", eine verstärkte Wertediskussion in Gang zu setzen. Baldauf zeigte sich im Übrigen beeindruckt vom Cusanusstift, das er im Jahr 2001 schon einmal besucht hatte. Rektor Alfons Bechtel erläuterte die Aufgaben, die Philosophie, aber auch die Probleme. Die Probleme sind, wie heutzutage fast immer, finanzieller Natur. So wurde der Gebäudekomplex zwar Ende des vergangenen Jahrhunderts für zirka 14 Millionen Mark saniert, doch wurde dabei das Dach vergessen. Dessen Sanierung schlägt nun mit 226 000 Euro zu Buche. Rektor Bechtel ist froh über öffentliches Interesse. "Wir wollen uns zeigen", sagte er. Und schließlich werde mit der Bibliothek mit ihren 340 Handschriften ein ganz besonderer Schatz gehütet.

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