Auf den Spuren des Jakobus

MORBACH. (HB) Nach vier Monaten und einer Woche Fußmarsch kam die 43-jährige Pilgerin Cornelia Weitz am Grab des Heiligen Jakobus des Älteren im äußersten Nordwesten Spaniens in Santiago de Compostela an.

Sie hatte sich am 23. Mai von Frankfurt am Main aus auf einem der bedeutendsten Pilgerpfade Europas der "Via Limovicensis" auf den Weg gemacht. Im Juni machte sie in Morbach Station (der TV berichtete). Nach über 2000 Kilometern Fußmarsch ist die Pilgerin mit überwältigenden Eindrücken von wunderschönen Landschaften und Städten, sowie unvergesslichen menschlichen Begegnungen heimgekehrt. "Mir geht es gut wie schon lange nicht mehr, hoffentlich bleibt es so," erzählt sie voller Begeisterung. Ich fühle mich nicht als Held, sagt sie voller Bescheidenheit, und verweist auf Pilger aus Holland, Belgien, Salzburg und der Schweiz, die alle ähnlich weite Strecken gingen. Was sie auf ihrer zehnwöchigen Pilgerreise durch Frankreich überraschte: Ich bin überall mit einer überwältigenden Freundlichkeit und Herzlichkeit empfangen worden, was ich als Deutsche niemals erwartet hätte". "In Nordspanien war das nicht immer so, speziell an meine Unterkunft in Santiago habe ich schlechte Erinnerungen". Am 19. September erreichte sie ihr Ziel, die barocke Kathedrale von Santiago de Compostela erreicht, in deren Krypta sich der Sarkophag des Heiligen Jakobus befindet. Ihre Euphorie wurde jedoch gedämpft. Sie quartierte sich nicht in der großen Pilgerherberge auf dem Monte Gozo (Heiliger Berg), die drei Kilometer vom Zentrum entfernt liegt, ein, sondern in einem katholischen Seminar. "Dort dachte ich gut untergebracht zu sein. Doch weit gefehlt! meine Hose, Jacke und meine Wanderschuhe, in denen ich nicht eine einzige Blase an den Füßen hatte und mir sehr viel bedeuteten, wurden in meiner Abwesenheit gestohlen". Über den Verlust ist sie besonders traurig: "Es waren ja nicht irgendwelche Schuhe, sondern Wanderschuhe vom Jakobsweg". Doch es kam noch schlimmer: "Auch mein Fotoapparat, mit unwiederbringlichen Bildern wurde aufgebrochen und das Objektiv total zerstört. Zum Glück hat man mir meinen Rucksack gelassen." Dadurch konnte sie sich nur mit ihm auf den Heimflug von der Küstenstadt Santander am Atlantik mit der Ryanair zum Flugplatz Hahn im Hunsrück begeben. Als sie kurz vor der Landung die kleinen Dörfchen sah, dachte sie: "Irgendwo da unter liegt Wederath, wo der Herr Stein wohnt, der mir auf dem Hinweg freundlicherweise ein Zimmer zur Übernachtung anbot." Als sie ihm erzählte, dass sie auf ihrer Route an Biarritz in Südfrankreich vorbei käme, erzählte er ihr von seinen Kriegserlebnissen in dieser Gegend. Einige Wochen später rief eine Ansichtskarte aus der Badestadt an der Biscaya bei Heinrich Stein wieder die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und die Pilgerin wach.

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