Auf den Spuren des Volksheiligen

MORSCHEID-RIEDENBURG. Cuno von Pfullingen wird nicht nur im Hunsrück als Volksheiliger verehrt. An seinen Märtyrertod in Ürzig erinnert die St. Cuno Kapelle in Morscheid-Riedenburg. Eine Interessengruppe trug eine Unmenge Material über den Volksheiligen und die Kapelle zusammen. Die Recherche mündete in eine Ausstellung, die ab Freitag in Morscheid zu sehen sein wird.

Mit einer ungewöhnlichen Begegnung fing alles an: Petra Arend, die als Ortsvorsteherin von Morscheid-Riedenburg die Aufgabe übernommen hatte, die St. Cuno Kapelle morgens auf- und abends abzusperren, bemerkte eines Tages einen älteren Herrn, der die Kapelle mit viel Liebe zum Detail fotografierte. Als sie ihn auf die Geschichte des Volksheiligen hinweisen wollte, nach dem die Kapelle benannt ist, schmunzelte er ein wenig und erklärte, dass auf dem Info-Papier, das in der Kapelle hing, manches nicht korrekt sei. Eine Zufallsbegegnung, die Folgen haben sollte. Denn der Unbekannte war Dr. Franz-Josef Reichert, bis 1999 Hörfunkdirektor beim Saarländischen Rundfunk und Kunsthistoriker, ein Mann, der sich bereits intensiv mit dem Volksheiligen befasst hatte. Er hatte Ende der 50er Jahre Ausgrabungen in Tholey geleitet und 1960 über die Baugeschichte der "Benediktiner-Abteikirche Tholey" promoviert. Dort war der Märtyrer in einem steinernen Mausoleum beigesetzt worden.Firmgruppe war der Grundstein

Die sterblichen Überreste, die dort lagen, waren allerdings nicht die seinen. Denn gefunden wurde ein unversehrtes Skelett, Cuno dagegen war geköpft worden. Für Reichert durchaus plausibel: Dort sei später ein Abt bestattet worden. So genannte "Nachbestattungen" seien üblich gewesen. Der Kontakt zum Fachmann wurde ausgebaut, als sich eine Morscheider Firmgruppe der St. Cuno Kapelle annahm. Bei einem Besuch in Tholey erfuhr die Gruppe alles Wissenswerte über den Mann, der von der Kirche nie heilig gesprochen wurde. Mit dieser Firmgruppe war der Grundstein für die spätere Ausstellung gelegt. Eine Interessengemeinschaft gründete sich, "die das Thema nicht mehr losließ". Eine Gruppe von rund 20 Leuten, darunter der kürzlich verstorbene Pastor Hans Penth, trug fleißig Material über Person und Kapelle zusammen. Doch wer war dieser Cuno? Es handelt sich um den Neffen von Anno II. (1056 bis 1075), dem Erzbischof von Köln. Der Adelige wurde ein Opfer politischer Ränkespiele im Streit zwischen Kirche und Staat. Er sollte nach der Vorstellung des einflussreichen Onkels, dem Erzieher des noch minderjährigen Königs Heinrich des IV., Bischof von Trier werden. 1066 machte sich eine Reisegesellschaft mit Cuno auf den Weg nach Trier. Den Trierern passte dies gar nicht. Der dortige Klerus hatte erwartet, bei der Neubesetzung des Bischofsstuhles wenigstens gehört zu werden. Die Geistlichen beauftragten den Trierer Stadtvogt, ihn zu ermorden. Cuno wurde erst 14 Tage in Ürzig festgehalten und dann getötet. Um sein Ableben ranken sich Legenden. Dreimal hätten ihn Henkersknechte über einen steilen Felsen gestürzt. Doch er überlebte alle Attacken. Dann soll ihm der Kopf abgeschlagen worden sein. Der Leichnam lag 40 Tage auf freiem Feld. Anno ließ seine Beziehungen spielen und sorgte dafür, dass der Leichnam zunächst in Lorscheid, später in Tholey bestattet wurde. Dem Ort der Zwischenbestattung galt die eingangs erwähnte Bemerkung Reicherts gegenüber der Ortsvorsteherin. Denn irrtümlicherweise galt Lösnich lange Zeit als Ort, wo Cuno erstmals bestattet wurde. Der Saarbrücker Germanistik-Professor Wolfgang Haubrichs belegte laut Reichert eindeutig, dass es sich stattdessen um den Hochwald-Ort Lorscheid handelt. Und dann kommt Morscheid ins Spiel. Auf dem Weg von Lorscheid nach Tholey passierte der Leichenzug den Hunsrück-Ort. Um diese Begebenheit ranken sich ebenfalls Legenden. Zum Beispiel: Als eine Bauersfrau ihr verstorbenes Kind an die Reliquien hielt, sei es wieder lebendig geworden. Grund genug, um dort später eine Wallfahrtskirche zu bauen, auf die nur noch die jetzige Kapelle hinweist.Legenden ranken sich um Leichenzug

Die Ausstellung "Auf den Spuren des Cuno von Pfullingen und der St. Cuno Kapelle" wird am Freitag, 19. März, um 17 Uhr im Bürgerhaus Morscheid eröffnet. Um 18 Uhr hält Franz-Josef Reichert einen Vortrag. Weitere Öffnungszeiten sind am 20., 21., 27. und 28. März, samstags jeweils von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 28. März, hält Frank Arend um 15 Uhr einen Vortrag über "Das Heil". Der Eintritt ist frei.

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