Auf der Suche nach Leuchttürmen

Gewollt wird eine gemeinsame Tourismus-Organisation für Stadt und Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Die Touristiker vor Ort sind dazu aber noch nicht bereit. Zuerst soll gemeinsam geworben werden.

 In Bernkastel-Kues schlägt das touristische Herz der Region. Hier bündeln sich die Angebote für die Gäste. TV-Foto: Clemens Beckmann

In Bernkastel-Kues schlägt das touristische Herz der Region. Hier bündeln sich die Angebote für die Gäste. TV-Foto: Clemens Beckmann

Hochscheid/Bernkastel-Kues. Seit Jahren wird in der Stadt Bernkastel-Kues und in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues über eine Neustrukturierung der Tourismusorganisationen nachgedacht. Deshalb ist das Institut für Freizeit- und Tourismus-Beratung (IFT) damit beauftragt worden, sich mit den Leistungsträgern vor Ort Gedanken über eine Bündelung der Kräfte zu machen. Eine solche sei nötig, weil es, so IFT-Geschäftsführer Jan-F. Kobernuß, mit der Mittelmoseltouristik (MT), dem Mosel-Gäste-Zentrum (MGZ), der Kultur & Kur GmbH, der Entwicklungsagentur, dem Gastronomischen Spiegel und den Tourist-Infos in den Orten viele Stellen am touristischen Brei rühren. Nicht zu vergessen die Moselland-Touristik. Immerhin, so Kobernuß in der Sitzung des Verbandsgemeinderates, werden in Stadt und Verbandsgemeinde pro Jahr etwa zwei Millionen Euro für die touristischen Belange investiert. Eingenommen, beispielsweise durch Fremdenverkehrsabgaben und Kurbeiträge werden 1,6 Millionen Euro. Drei Zukunfts-Varianten wurden bei den Workshops mit den touristischen Leistungsträgern erarbeitet. Variante 1 sieht eine stärkere Zusammenarbeit zwischen MT. MGZ, Kultur & Kur GmbH und den Ortsgemeinde vor. Variante 2 sieht eine erweiterte Kooperation vor, bei der ein gemeinsames Budget für das Außenmarketing festgelegt wird. Dritte Variante: Eine gemeinsame Organisation übernimmt die bisherigen Aufgaben von Stadt und Verbandsgemeinde.Gewählt wurde Variante 2. "Variante 1 ist allen zu wenig, Variante 3 geht vielen zu weit", erläuterte Bürgermeister Ulf Hangert bei der Sitzung im Hochscheider Gemeindehaus. Variante 2 sei aber, falls von Erfolg gekrönt, der erste Schritt in Richtung Variante 3.Besonderer Wert soll, so Kobernuß, auf das Außenmarketing, gelegt werden. Dafür stehen bisher 480 000 Euro zur Verfügung. Der Experte empfiehlt eine Aufstockung, um ganz gezielt auf die Vorzüge der Region hinzuweisen. Die Diskussion zeigte, dass es vor allem darum geht, ein Zeitfenster zu erstellen und feste Zielvorgaben zu machen. "Ansonsten wird das ausgehen wie das Hornberger Schießen", merkte Alfred Port (FDP) an. "Die Gäste suchen Leuchttürme", sagte Guido Lotz (Grüne). Die Politik werde sich aus der weiteren Diskussion heraushalten, betonte Bürgermeister Hangert. Geredet und entscheiden werden soll zwischen den Touristikern. Meinung Etwas mehr Mut wäre gut Es wird kolportiert, dass es den Moselanern wegen der steil aufragenden Weinhänge an Weitsicht mangelt. Das mag Vorteile haben, hat aber auch Nachteile. Die Wahl von Variante 2 bei der Neustrukturierung der touristischen Organisationen ist für Letzteres ein Zeichen. Die Variante 3 wird angestrebt, doch den mit dem Tourismus involvierten Personen fehlt der Mut diesen Schritt bereits jetzt zu gehen. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Was wird passieren? Man wird sich schwören, zusammenzuarbeiten und zu werben, aber gleichzeitig nach Nischen suchen, um für sich selbst die Rosinen rauszupicken. Auch wenn es Widerstände geben würde, wäre es sinnvoller gleich Variante 3 und damit eine gemeinsame Organisation zu wählen. Nur dann bestünde die Chance, Alleingängen und Eifersüchteleien einen Riegel vorzuschieben. Doch dafür fehlt leider der Mut. Es würde manchmal gehörig krachen. Der Gast würde es nicht hören, es würde ihm aber nutzen. c.beckmann@volksfreund.de

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