Auf der Suche nach Lugesand

Wittlich · Die Ortsbezeichnungen Eharts, S.Paul und Lugesand tauchen nur in altem Kartenmaterial aber in sonst keiner historischen Quelle auf. Klaus Petry aus Wittlich ist auf eine dieser Karten gestoßen und suchte nach weiteren Hinweisen, wie im Kreisjahrbuch 2014 zu lesen ist.

An der Stelle, an der jetzt das CTR Werk steht, vermuten die Autoren der Osanner Ortschronik die Siedlung Lugesand. TV-Foto: Christina Bents

An der Stelle, an der jetzt das CTR Werk steht, vermuten die Autoren der Osanner Ortschronik die Siedlung Lugesand. TV-Foto: Christina Bents

Wittlich. Mysteriöse Geschichten gibt es nicht nur im berühmten Bermudadreieck, eines Gebiets im Atlantik zwischen Puerto Rico, Florida und den Bermudainseln, wo immer wieder Flugzeuge und Schiffe verloren gehen. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich sind gleich ganze Ortschaften verschwunden, deren mysteriöse Geschichten heute noch die Fantasie der Menschen anregen. Beispielsweise gibt es verschwundene Dörfer, wie den Ort Ankes zwischen Plein und Wittlich (der TV berichtete), über die es noch einige historische Quellen gibt. Dann stoßen Historiker aber auch manchmal durch Zufall auf Dinge, die noch größere Rätsel aufgeben. Auf eines ist Klaus Petry gestoßen, wie er im aktuellen Kreisjahrbuch beschreibt. Es geht dabei um Landkartenmaterial, in dem drei Orts- oder Siedlungsnamen auftauchen, die in sonst keiner Quelle zu finden sind. Es sind die Namen Eharts (Ehrarts), S. Paul (nicht zu verwechseln mit St. Paul bei Wengerohr) und Lugesand (Lugeland).
Eine grobe Eingrenzung der Orte war mit Hilfe verschiedener Karten aus dem Landeshauptarchiv in Koblenz möglich. Danach befinden sich alle in einem Gebiet zwischen den heutigen Ortschaften Klausen-Pohlbach, Osann-Monzel, und Machern.
S. Paul soll zwischen Brauneberg und Kues gelegen haben, laut dem Hunolsteiner Urkundenbuch aus dem Jahr 1315. Lugesand hat sich wohl zwischen Osann und Platten befunden, wie den Karten zu entnehmen ist. In der Chronik von Osann nehmen die Autoren an, dass diese Ortschaft sich ungefähr dort befand, wo heute das Werk der Fahrzeugbaufirma CTR ist. Aber auch da hat man keine weiteren Informationen über Lugesand. Annette Schulte, die seit 20 Jahren im Betrieb CTR arbeitet, erklärt überrascht: "Ja, das ist ja interessant. Aber davon habe ich noch nie etwas gehört."
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts sind die Orte auf den Karten nicht mehr eingezeichnet. Da auch sonstige Informationen fehlen, können die Historiker nicht sagen, was zur Wüstung der Orte geführt hat. Unter dem historischen Fachbegriff "Wüstung" versteht man verlassene Orte.
Vielleicht war es die Besetzung durch die Franzosen, aber das ist laut Petry reine Spekulation. Es könnten auch Seuchen oder wirtschaftliche Notlagen gewesen sein, die dazu geführt haben, dass die Menschen die Orte verlassen haben. Klaus Petry vermutet, dass eine Luftprospektion (siehe Extra) in Verbindung mit einer Geländebegehung nähere Informationen liefern könnten.
Vielleicht haben Sie auch schon einmal von den Siedlungen oder Orten gehört, die hier erwähnt sind. Schreiben Sie uns an mosel@volksfreund.de , wenn Sie dazu Informationen haben.
Extra

Mit einem Flugzeug werden bei der Flugprospektion in kurzer Zeit größere Gebiete nach Fundstellen abgesucht. Bei der Methode kann man verborgene archäologische Strukturen erkennen, weil Getreidepflanzen in ihrem Wuchsverhalten auf die im Boden verborgenen Strukturen reagieren. So zeichnen sich beispielsweise Gräber, Häuser oder Gräben ab. Seit Beginn der Flugprospektion im Jahre 1991 wurden ca. 6000 archäologische Fundstellen aus der Luft entdeckt und auf über 80.000 Bildern dokumentiert. ChbExtra

Zwischen den Dörfern Platten, Klausen-Pohlbach und Machern gab es vor vielen Hundert Jahren noch weitere Orte. Mit Hilfe von alten Landkarten ist man darauf gestoßen. In Bibliotheken und Archiven, in denen sich alte Aufzeichnungen befinden, haben Wissenschaftler nach weiteren Hinweisen auf die Dörfer gesucht. Die Orte hießen Ehrarts, S. Paul und Lugesand. Warum es die Orte nicht mehr gibt, wissen die Experten nicht genau. Sie vermuten, dass die Menschen in andere Dörfer gezogen sind, weil es Krieg gab oder sie woanders mehr Geld verdienen konnten. Was genau damals passiert ist bleibt wohl ein Geheimnis. chb

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