Auf der Zunge rollen lassen

WITTLICH. (ger) Von der Elbe an die Lieser: Für die Anreise zur ersten Wittlicher Jungweinprobe scheint kein Weg zu weit. Sogar die Moselaner loben den Rebensaft aus der Säubrennerstadt.

 Erste Jungweinprobe der Wittlicher Winzer, Carsten Pfarr (zweiter von rechts) aus Hamburg lässt sich einschenken und genießt. Foto: Erich Gerten

Erste Jungweinprobe der Wittlicher Winzer, Carsten Pfarr (zweiter von rechts) aus Hamburg lässt sich einschenken und genießt. Foto: Erich Gerten

Der Hamburger Carsten Pfarr ist Norddeutscher von Geburt und aus Leidenschaft. Wenn es allerdings um Wein geht, dann ist ihm kein Weg zu weit. Am Samstagmorgen ist er um 8 Uhr in den Zug gestiegen. Sein Ziel: Weingenuss vom Portnersberg und vom Pichterberg. Am Mittag um 15 Uhr gehört er zu den Gästen der ersten Wittlicher Jungweinprobe. Winzer Heinz Zender ist hocherfreut. Nicht nur über den Besuch aus Hamburg. "Die ersten Gäste haben schon gewartet, als wir die Tür geöffnet haben." Und das, obwohl bestes Sommerwetter herrscht, die Fußball-WM übertragen wird sowie etliche Feste in und um Wittlich gefeiert werden. Marketing und Atmosphäre, beides ist gelungen und wird den vier Wittlicher Winzerbetrieben Loo-sen-Bockstanz, Johannes Lütticken, Axel Mertes und Zender-Göhlen sogar von den Besuchern aus den Moselorten bescheinigt. Der Saal des Kolpinghauses verbreitet Atmosphäre. Die Wittlicher Winzer bieten 65 Weine des Jahrgangs 2005 an, vor allem Riesling, aber auch Dornfelder, Spätburgunder, Weißburgunder und Rivaner. "Se honn sesch good gemach", lobt ein Moselaner aus Ürzig. Angenehm überrascht auch ein gelernter Kellermeister von der Mosel: "Der 2005er Weißburgunder Wittlicher Lay hat die fordernde Säure-Süße-Struktur, die zum Trinken auffordert." Der Hamburger Carsten Pfarr ist zum ersten Mal in Wittlich. Er ist durch das Internet-Weinportal wein-plus.de auf die Jungweinprobe aufmerksam geworden. "Ich bin positiv überrascht von der Vielfalt der Wittlicher Weine." Auch den Grund seines Besuches verrät er: "Es ist für mich reizvoll, in einem eng umgrenzten Gebiet solch überdurchschnittlich gute Weine zu konsumieren." Dieses Lob kommt an. Nebenan weist Heinz Zender einen Neuling in die Kunst der Weinprobe ein: Erst die Farbe und Klarheit prüfen - beim 2005er Riesling Spätlese ist das ein besonders kräftiges Gelb. Dann das Glas kräftig schwenken, damit die Aromastoffe an die Luft kommen, anschließend am Wein riechen und den ersten Schluck richtig durch den Mund rollen lassen, damit der geschmackliche Eindruck von Süße, Säure, Harmonie und Aroma hervortritt. Abschließend den Wein die Kehle runterlaufen lassen. Dann entstehe der so genannte Abgang. Das ist der Nachgeschmack, der in der Kehle nachhält, erfährt der Neuling. Alles zusammen ergibt den Weingenuss. Aha, so wird's gemacht. Für Carsten Pfarr eine Selbstverständlichkeit. Spontaner Fahrdienst für den Gast aus Hamburg

Seit 18 Jahren konsumiert der 46-jährige edlen Wein, erzählt er. Es geht auf 18 Uhr zu, sein Zug fährt in einer halben Stunde nach Hamburg. Pfarr schnallt seinen Rucksack und will zum Busbahnhof. Nein - die Wittlicher Winzer haben spontan einen Fahrdienst für den Hamburger Weingenießer arrangiert. Indes geht die Jungweinprobe weiter, noch bis 21 Uhr. Am Sonntag ist der Betrieb nicht so hoch wie erhofft. Insgesamt 100 Gäste kamen an beiden Tagen. Das Fazit von Heinz Zender ist dennoch positiv: "Wir werden auf jeden Fall weitermachen, die positive Resonanz hat uns bestätigt." Das vom Publikum angenommene Konzept wird bestehen bleiben. Der zeitliche Ablauf soll verändert werden, vielleicht als Abendveranstaltung, so Zender.

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