Auf die traditionelle Art

TALLING. (sve) Viel Muskelkraft war gefragt, als die Tallinger am Wochenende ihre alte Viezkelter wieder in Betrieb nahmen.

 Die fleißigen Tallinger an ihrer restaurierten Viezkelter (von links): Alois Thösen, Stefan Tank, Bürgermeister Erich Thösen, Susanne Wagner, Josef Dostert, Achim Schneider und Alfred Jungbluth. TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Die fleißigen Tallinger an ihrer restaurierten Viezkelter (von links): Alois Thösen, Stefan Tank, Bürgermeister Erich Thösen, Susanne Wagner, Josef Dostert, Achim Schneider und Alfred Jungbluth. TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Den Hang zum Traditionellen sagt man Bürgermeister Erich Thösen schon lange nach. Dies ist aber keinesfalls böse gemeint. Denn einmal mehr hat er durch seine Initiative die Tallinger um eine Besonderheit reicher gemacht: Eine historische Kelter, mit der allein durch Muskelkraft der Saft aus den Früchten gepresst wird, so wie es schon vor hunderten von Jahren gemacht wurde. Die Kelter stammt aus dem Nachbarort Neunkirchen, hat schon viele Jahre ihren Dienst getan und war zum Keltern eigentlich nicht mehr geeignet. Die fleißigen Tallinger entschlossen sich aber, die Kelter zu restaurieren. Sie besorgten neues Holz, schliffen die Metallteile ab, strichen sie und bauten sie wieder zusammen. Nun steht die Kelter im eigens dafür vorgesehen Kelterraum im hinteren Teil des Tallinger Bürgerhauses. Am Samstag trafen sich viele Tallinger Bürger um zehn Uhr, um die gemeindeeigenen Apfelbäume abzuernten und aus den Früchten ihnen Viez, den nicht nur im Hunsrück sehr beliebten Apfelwein, herzustellen. Die Äpfel wurden nach der Ernte dann in den Kelterraum gebracht, in dem eine elektrische Mühle mit schweren Steinwalzen die Früchte zerkleinerte. Diese wurden in großen Mengen in die Kelter gegeben und durch kräftige Züge mit Hilfe der Hebelwirkung ausgepresst. Der frisch gepresste Apfelmost wurde dann in Fässer abgefüllt. Viezfest ist in Planung

In diesen lagert dann der Saft und fängt bald an zu gären. Ein Gärspund - ein meist doppelt U-förmig gebogenes Glasröhrchen, das mit Wasser gefüllt als Ventil fungiert - verschließt das Fass und lässt während des Gärprozesses die Gärgase entweichen, gleichzeitig aber keine Luft ins Fass. Nach etwa einer Woche kann der Apfelwein dann schon als Federweißer getrunken werden. Bis der Viez jedoch komplett durchgegoren ist und dann mit acht bis zehn Prozent Alkoholgehalt bei übermäßigem Genuss gerne auch einmal in den Kopf steigt, dauert es allerdings zwei bis drei Monate. Die Tallinger planen nun, mit dem fertigen Apfelwein ein Viezfest zu veranstalten. Da bleibt nur noch zu wünschen: zum Wohl!

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