Auf halbem Weg zwischen Saarburg und Frankfurt

RORODT. Für Reiner Gehlen ist die Gestaltung und Pflege der Rorodter Internetseite reines Freizeitvergnügen. Es kostet ihn neben der benötigten Literatur vor allem eines: viel Zeit.

Mit einem "Willkommen auf der Website von Rorodt" begrüßt die Hunsrückgemeinde weltweit die Besucher ihrer Internet-Seite. Diese ist professionell gestaltet und hat Wissenswertes aus der Historie ebenso aufzuweisen wie Aktuelles. Dass die Gemeinde mit gerade mal 51 mit Hauptwohnsitz gemeldeten Bürgern sich so präsentieren kann, hat sie einem Neubürger zu verdanken, einem ehemaligen Postbediensteten.Reiner Gehlen führte der schiere Zufall nach Rorodt. Irgendwie hatte sein heutiges Wohnhaus gerade zur rechten Zeit zum Verkauf gestanden, als er vor drei Jahren in Frührente ging. Die Lage des kleinen Ortes hatte für ihn ein entscheidendes Plus. "Weil es der halbe Weg von Frankfurt nach Saarburg ist", begründet der 50-Jährige seine Wahl. Zu Saarburg zieht es den Junggesellen, weil er da aufgewachsen ist und seine Eltern dort leben. Die Nähe von Frankfurt möchte er nicht missen, weil er in der Main-Metropole mehr als 30 Jahre gearbeitet hat. Und zwar bei der Telekom, was viel über seine Leidenschaft fürs Internet vermuten lässt.Als er 1969 nach der Mittleren Reife dort zu arbeiten anfing, hatte das Computer-Zeitalter in deutschen Büros noch nicht Einzug gehalten. Doch als es losging, war er genau an der richtigen Stelle. "Ich hab die Anfänge der Datenverarbeitung von Anfang an mitgemacht", erinnert sich Gehlen. Dabei hatten ihm seine ersten Aufgaben dort gar nicht gut gefallen. Musste er doch in dem "Anlernberuf Telegraphist" hauptsächlich Telegramme schreiben. Deshalb hängte er schleunigst einen technischen Kurs an, der ihn fit machte für den Start ins Elektronik- und Computerzeitalter.Knifflige Fragen löst der Neubürger im Winter

Seine Verbundenheit mit dem weltweiten Netz ist sicher mit ein Grund dafür, dass er in Rorodt keine Langeweile oder Integrationsprobleme hat. "Ich bin in dem Dorf hier gut aufgenommen worden", ist er zufrieden. Sicher, man müsse sich halt auch ein bisschen einbringen, was ihm jedoch leicht gefallen sei. Und wenn er doch einmal etwas vermissen würde, sei er in anderthalb Stunden in Frankfurt. Was schon mal passieren kann. "Vor allem wenn's diesig ist", wie Gehlen gesteht. Doch andererseits ist das dann auch die passende Jahreszeit für knifflige Stunden am Computer. "Ich mache so was immer im Winter", lässt der Rorodter Neubürger durchblicken, dass er sonnige Tage anders nutzt. Abgesehen von der Zeit, die er für sein Engagement aufbringt, schlägt sein Hobby auch finanziell zu Buche. Beispielsweise für Fachliteratur, um mit den Entwicklungen Schritt halten zu können. Was er jedoch meistert, wie Besucher der Seite www.rorodt.de feststellen können. Vor allem für die örtliche Feuerwehr hat er sich etwas einfallen lassen und wird seither von den Florians-Jüngern mit Infos gut versorgt. Unabhängig von Aktuellem über den einzigen Verein der Gemeinde stellt Gehlen Sitzungsprotokolle und Entsorgungstermine ins Netz. Außerdem können Bürger sich über "Hausnamen" des Dorfes informieren. Unverzichtbar, um einem Gespräch Eingesessener folgen zu können. Informationen, die Gehlen wie das Historische über Rorodt aus Quellen wie dem "Schellenmann", der "Hott" oder dem "Kreisjahrbuch" zieht. Sitzungsprotokolle entnimmt er dem Amtsblatt, obwohl er selbst immer mit dabei ist.Woran es derzeit mangelt, sind ausführlichere Daten über die Geschichte, was sich wegen verloren gegangener Unterlagen als schwierig erweist. Doch wird der Datenexperte sicher auch in dieser Richtung fündig werden. Die passende Jahreszeit hat ja begonnen.

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