Auf Streit folgt Neustart im Belginum

Morbach/Wederath · Wie geht es weiter im Belginum? Bürgermeister Andreas Hackethal ist froh, dass der Streit um die Arbeitszeit der Museumsleiterin beendet ist und wieder Raum bleibt, Pläne zu schmieden. Er will das Belginum auf mehrere Schultern hieven.

 Als würde man graben: Keltische und römische Fundstücke sind im Belginum nicht in die Erde, sondern in Schaukästen versenkt. TV-Foto: Marion Maier

Als würde man graben: Keltische und römische Fundstücke sind im Belginum nicht in die Erde, sondern in Schaukästen versenkt. TV-Foto: Marion Maier

Morbach/Wederath. Mehr als ein Jahr lang hat sich der juristisch ausgefochtene Streit um die Arbeitszeit der Belginumleiterin hingezogen. Die Gemeinde wollte die Stelle von Rosemarie Cordie entsprechend der neuen Öffnungszeiten auf sieben Monate pro Jahr begrenzen.
Nachdem sie in der ersten Instanz unterlegen war, einigten sich die beiden Parteien in der zweiten Instanz auf einen Vergleich: Cordie hat nun eine 90-Prozent-Stelle in einem Museum, das zu 58 Prozent geöffnet ist.
Ansprechpartner Beirat


Als dieser Kompromiss spruchreif wurde, befand sich Bürgermeister Andreas Hackethal im Urlaub. Nun sagt er: "Ich bin froh, dass in Sachen Belginum wieder Ruhe eingekehrt ist. Das ist die erste Voraussetzung, um wieder nach vorne zu schauen."
Und was sieht er da? Er habe gewisse Vorstellungen, sagt der Gemeindechef, doch wolle er diese zunächst im kleinen Kreis, insbesondere mit dem Beirat, besprechen. Hackethal verrät lediglich die Grundrichtung: Er wolle erörtern, inwieweit das Belginum auf breitere, also mehrere Schultern gehievt werden könne. Das wurde auch schon in der Vergangenheit versucht, und zwar mit dem Land, das abgewinkt hat.
Derzeit stemmt die Gemeinde Morbach das Museum samt Personal - zur Leiterin gesellen sich zwei Halbtagskräfte am Eingang - alleine. Hackethal beziffert das jährliche Defizit des Hauses auf 130 000 bis 160 000 Euro in den vergangenen Jahren. Es war der Grund für den Gemeinderat, die Öffnungszeiten zu kürzen. Die Besucherzahlen der vergangenen Jahre bewegten sich zwischen 13 600 und 8000 pro Jahr. Der Tiefststand wurde erreicht, als der Sparbeschluss erstmals teilweise umgesetzt wurde.
Hackethal will nun auch das bereits vor neun Monaten angekündigte Tourismuskonzept angehen, bei dem die Museen eingebunden werden sollen. Zudem soll die Verzahnung des Belginums mit Schulen und Kindergärten weiter verstärkt werden. "Da läuft bereits einiges, und es gab erfreuliche Gespräche", sagt der Bürgermeister.
Doch über erweiterte Öffnungszeiten will er noch nicht nachdenken. Hackethal: "So weit sind wir noch lange nicht. Wir müssen zunächst sehen, wie wir mehr Stabilität reinbringen."
Und was ist mit den Sonderausstellungen, die dem Rotstift zum Opfer gefallen sind? Gerade erst hat Marcus Reuter, der neue Direktor des Trierer Landesmuseums, in einem TV-Interview gesagt: "Jedes Museum lebt im Grunde von seinen Sonderausstellungen." Hackethal meint dazu: "Sonderausstellungen gehören immer zum möglichen Repertoire, sind aber auch ein Extraposten." Die für dieses Jahr angedachte Ausstellung habe er aus finanziellen Gründen zurückgestellt. Die Gemeinde hätte selbst bei 50-prozentiger Förderung noch 35 000 Euro dafür aufbringen müssen.
Grabungen derzeit kein Thema


Man könne das Belginum nicht mit dem Landesmuseum vergleichen. Hier sei nicht das Land, sondern nur eine kleine Gemeinde Träger. Auch wenn diese im Landkreis mit am besten dastehe, so sei sie doch mit 4,4 Millionen Euro verschuldet.
Auch die Grabungen am Museum wieder aufzunehmen, ist laut Hackethal derzeit kein Thema. Ein-Euro-Jobber hatten zuletzt gebuddelt, für sie wurden die Zahlungen eingestellt. Früher hatten Morbacher Bürger diese Arbeit übernommen.Extra

Wie haben die Menschen vor 2600 Jahren gelebt? Das ist schwierig zu sagen. Denn aus dieser Zeit ist wenig Schriftliches überliefert. Trotzdem weiß man einiges über diese Zeit. Wissenschaftler haben dafür in der Erde gegraben und Überreste der alten Kulturen gefunden haben. Auf dem Gelände des heutigen Museums Belginum haben sie Reste eines ganzen Dorfs gefunden. Das war möglich, weil darüber nie gebaut wurde. Die Kelten haben sich 600 vor Christus dort angesiedelt. Ein paar Hundert Jahre später wurde das Dorf römisch. Die Wissenschaftler haben mehrere Tempelbezirke gefunden, viele Gräber und ein Militärlager. Neben Tongefäßen, Glasperlen und Messern sind sie auf Überreste eines keltischen Gebäcks gestoßen. Die hat ein Bäcker analysiert und das Rezept nachgebacken. Keltenringli wurde das Gebäck getauft. Beim Museum ist auch ein Spielplatz, auf dem Kinder römische Spiele entdecken können. In dem Haus werden Führungen für Kinder angeboten, beispielsweise zum Kindergeburtstag. mai

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