Aufarbeitung gestaltet sich schwierig

Bundenbach · Seit Jahrhunderten ist die Schmidtburg in Bundenbach ein Brennpunkt der regionalen Geschichte. Doch das Monument befindet sich in einem schlechten Zustand. Die wissenschaftliche Erforschung hinkt hinterher.

 230 Meter ist sie lang, die Ruine der Schmidtburg. TV-Foto: Hannah Schmitt

230 Meter ist sie lang, die Ruine der Schmidtburg. TV-Foto: Hannah Schmitt

Bundenbach. Die Schmidtburg ist seit keltisch-römischen Zeiten ein Brennpunkt der regionalen Geschichte. Die Wirtschaft profitierte von der Verarbeitung der Erze aus dem Hahnenbachtal. Bei den sogenannten "Katzenkriegen" (um 1340) der Wild- und Rheingrafen gegen das Erzbistum Trier kam es zu religionsgeschichtlichen Ereignissen, die noch immer fortwirken.
Der heute mit Premium-Wandersteigen, einer Vitaltour und einem Wasser-Erlebnispfad inszenierten touristischen Inwertsetzung des einzigartigen Landschaftswinkels entspricht seine wissenschaftliche Erforschung keineswegs. Im Gegenteil: Dilettantische Restaurierungsmaßnahmen während der 70er- und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts griffen folgenschwer in die archäologischen Schichten und die Bausubstanz der Schmidtburg ein.
Auch aktuelle Bestrebungen gefährden das Monument, befürchten Experten. So übte das Jugendamt Idar-Oberstein als "Mutprobe" für Jugendliche das Abseilen an der mittelalterlichen Burgmauer, die weder für solche Aktivitäten erbaut wurde noch ausreichend widerstandsfähig ist.
Besorgte Heimatfreunde fragen sich, zu welchen Experimenten und touristischen Geschäftsmodellen der Burghügel noch herhalten soll. Bei den von 1972 bis 1985 ausgeführten Restaurierungsarbeiten konnten einsturzgefährdete Teile der Burgruine gesichert und ergänzt werden. Aber durch Übereifer, Unwissenheit und handwerklich ungeschicktes Vorgehen wurden auch Kulturschichten vernichtet und architektonische Befunde zerstört, die historisch wichtige Auskünfte hätten vermitteln können.
Vieles wurde zerstört


Schon die damaligen Ausgräber hatten ihre Maßnahmen freimütig als "Entschuttung" bezeichnet. Beim Abräumen der Bodenschichten bis auf den felsigen Untergrund kamen Metallgussrückstände zum Vorschein, denen nicht anzusehen ist, ob sie während der keltisch-römischen Periode oder erst im Mittelalter entstanden sind. Auch die gewissenhaft dokumentierten Reste behauener Sandsteinquader nebst vielerlei Keramik- und Tonscherben lassen keine detaillierte Bestandsaufnahme zu.
Beim Bergen der Fundstücke wurden fast alle archäologischen Zusammenhänge und Befunde zerstört. Nach einer Neuvermessung (2010) der Ruine konnte die offensichtliche Dreiteilung der Anlage in Ober-, Mittel- und Unterburg auch anhand der einzelnen Besiedlungsphasen differenziert werden.
Die Gliederung in drei Burgsektoren gibt sich in Gestalt deutlicher Abgrenzungen zu erkennen. Neben der am stärksten abgeflachten Mittelburg zeugt noch der wuchtige Felssockel des Unterburg-Bergfrieds als zweiter geologischer Überrest von dem einst gezackten Bergumriss. Die Suche nach den ältesten Baugliedern führt direkt unterhalb des äußeren Mauerberings an dessen Nordwestseite zu interessanten Spuren.
Abarbeitungen am gewachsenen Fels und noch lückenhaft vorhandenes Mauerwerk in spätantiker Fischgrätmanier heben sich dort von den grob restaurierten oberen Schichten der mittelalterlichen Fundamente ab. Nur noch in wenigen anderen Randabschnitten des Burgbereichs gibt es ähnlich unversehrte Schichtungen, die einer archäologischen Untersuchung bedürfen. Genau dort werden zukünftige intensive Forschungen ansetzen müssen. red

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